Rz. 30

Anspruchsgrundlagen bieten u.a. § 839 BGB (Art. 34 GG), BPolG und BLG.[9]

 

Rz. 30a

In seinem Anwendungsbereich verdrängt § 839 BGB als vorrangige Spezialregelung konkurrierende Ansprüche aus §§ 823 ff. BGB sowie aus § 839a BGB.[10] Im Rahmen der Haftung nach § 839 BGB tritt gemäß Art. 34 S. 1 GG – im Wege der befreienden Haftungsübernahme – der Staat beziehungsweise die jeweilige Anstellungskörperschaft als Anspruchsgegner des Geschädigten an die Stelle dessen, der in Ausübung eines ihm anvertrauten öffentlichen Amtes gehandelt hat; in diesem Falle scheidet eine persönliche Haftung des Amtsträgers gegenüber dem Geschädigten aus.

 

Rz. 30b

Das vom westdeutschen Gesetzgeber verabschiedete Staatshaftungsgesetz[11] wurde vom BVerfG[12] wegen fehlender Gesetzgebungskompetenz des Bundes für verfassungswidrig erklärt. Zwar erstreckt Art 74 Nr. 25 GG mittlerweile[13] die konkurrierende Gesetzgebung des Bundes auf die Staatshaftung, konkrete Bemühungen für eine Neuordnung des Staatshaftungsrechts gibt es derzeit nicht.

 

Rz. 30c

In der DDR galt das Gesetz zur Regelung der Staatshaftung in der Deutschen Demokratischen Republik (Staatshaftungsgesetz) v. 12.5.1969 (GBl I 1969, 34), welches aufgrund des Vertrages der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag Anl. II Kap. III, Sachgeb. B, Abschn. III Nr. 1) in den fünf neuen Ländern und Ost-Berlin fortgalt. In Berlin,[14] Mecklenburg-Vorpommern[15] und Sachsen[16] wurde das ehemalige DDR-Staatshaftungsgesetz ersatzlos gestrichen, in Sachsen-Anhalt[17] wurde das Staatshaftungsgesetz in einen enteignungsgleichen Eingriff abgewandelt. Das Staatshaftungsgesetz gilt weiterhin als Landesrecht fort in Brandenburg[18] und Thüringen.[19] Für Schäden, die einer natürlichen/juristischen Person hinsichtlich ihres Vermögens oder ihrer Rechte durch Mitarbeiter oder Beauftragte staatlicher oder kommunaler Organe in Ausübung staatlicher Tätigkeit rechtswidrig zugefügt werden, haftet das jeweilige staatliche oder kommunale Organ (nachrangig, § 3 III StHG) verschuldensunabhängig (§ 1 StHG). Der Schadenersatz folgt zivilrechtlichen Aspekten (§§ 2, 3 StHG), es gilt eine kurze Verjährungsfrist von 1 Jahr ab Kenntnis (§ 4 StHG). Soweit der Anwendungsbereich der verschuldensunabhängigen staatlichen Unrechtshaftung reicht, geht sie als spezialgesetzliche Konkretisierung den richterrechtlich ausgebildeten Grundsätzen über den enteignungsgleichen Eingriff vor;[20] zur Amtshaftung (§ 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG) besteht Anspruchskonkurrenz.[21]

[9] Bundesleistungsgesetz (BLG) v. 27.9.1961, BGBl I 1961, 1769, 1920.
[11] Gesetz v. 26.6.1981 BGBl I 1981, 553, in Kraft getreten am 1.1.1982.
[12] BVerfG v. 19.10.1982 – 2 BvF 1/81 – BVerfGE 61, 149.
[13] Art 74 Nr. 25 GG wurde eingefügt durch Art. 1 Nr. 6 lit. a) dd) Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes vom 27.10.1994 BGBl I 1994, 3146.
[14] Gesetz zur Aufhebung der Regelung zur Staatshaftung in der DDR v. 21.9.1995 GVBl 1995, 607.
[15] Gesetz zur Aufhebung des Staatshaftungsgesetzes vom 12.3.2009, GVOBl M-V 2009, 281.
[16] Sächsisches Rechtsbereinigungsgesetz v. 17.4.1998 GVBl 1998, 151.
[17] Gesetz zur Regelung der Entschädigungsansprüche im Land Sachsen-Anhalt v. 24.8.1992 GVBl 1992, 655.
[18] Gesetz zur Regelung der Staatshaftung in der Deutschen Demokratischen Republik (Staatshaftungsgesetz) v. 12.5.1969 GVBl I 1969, 34, zuletzt geändert durch Erstes Brandenburgisches Rechtsbereinigungsgesetz vom 3.9.1997 GVBl I 1997, 104.
[19] Gesetz zur Regelung der Staatshaftung in der Deutschen Demokratischen Republik (Staatshaftungsgesetz) v. 12.5.1969 GVBl I 1969, 34 i.d.F. der Bekanntmachung v. 2.10.1998, GVB. 1998, 336.
[20] BGH v. 19.12.1995 – III ZR 190/94 – NVwZ-RR 1997, 204, unter Hinweis auf BGH v. 2.10.1978 – III ZR 9/77 – BauR 1979, 40 = BGHZ 72, 273 = NJW 1979, 36 = WM 1978, 1298.
[21] BGH v. 21.10.1999 – III ZR 130/98 – BGHZ 143, 18 = DÖV 2000, 389 = MDR 2000, 84 = NJW 2000, 432 = WM 2000, 312, BGH v. 29.7.1999 – III ZR 234/97 – BGHZ 142, 259 = DB 2000, 210 = DVBl 1999, 1507 = IBR 1999, 547 = JR 2000, 455 = MDR 1999, 1442 (nur Ls.) = NJW 2000, 427 = VersR 2000, 586 = WM 1999, 2224 = ZfBR 2000, 49.

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