Rz. 1

Wie bereits einleitend dargelegt, kann gar nicht oft genug die Bedeutung des Mandantenauftrags betont werden. Denn wie die Erfahrung zeigt, weiß man immer sehr gut, was alles gemacht wurde, kann aber zu selten den eigentlichen Auftrag des Mandanten, der Grundlage jeder Abrechnung ist, in wenigen Worten zusammenfassen. Dies mag in den meisten Fällen gut gehen, wenn die Sache eindeutig ist, aber eben nicht immer. Denn: Ohne Auftrag keine Gebühren! Und da genau dieselbe Tätigkeit je nach Art und Umfang des Auftrags vollkommen verschiedene Gebühren auslösen kann, kann dies zu erheblichen Gebührendifferenzen führen. So macht es beispielsweise einen deutlichen Unterschied, ob ein Beratungs-, außergerichtlicher Vertretungs- oder auch unbedingter Verfahrensauftrag vorlag[1] bzw. ob es sich um einen neuen Auftrag und damit eine neue Angelegenheit oder nur eine Auftragserweiterung handelt.[2]

Der Auftrag ist u.a. maßgeblich für:

die Anzahl der Angelegenheiten,
die Art der Gebühren (§ 34 RVG, Geschäftsgebühr oder Verfahrensgebühr?),
den Gegenstandswert.

I. Vollmacht ist kein Beweis

 

Rz. 2

Oft wird dann auf die Vollmacht verwiesen. Diese kann jedoch allenfalls ein Indiz für den erteilten Auftrag sein. Vorsicht ist insbesondere bei der in der Praxis üblichen generellen Vollmacht geboten, vor allem wenn der Gegenstand sehr unbestimmt bezeichnet ist, beispielsweise mit "Ansprüche ggü. X", "Scheidung" etc.

Der Auftrag ist jedoch streng von der Vollmacht zu unterscheiden. Während der Auftrag das Innenverhältnis zwischen Mandant und Rechtsanwalt regelt, wirkt die Vollmacht nur im Außenverhältnis und reicht oft – auch aus Vereinfachungsgründen – wesentlich weiter als der eigentliche Auftrag. Eine umfassende vom Mandanten unterschriebene Vollmacht lässt daher keine Rückschlüsse auf den Umfang der Beauftragung zu.[3]

II. Darlegungs- und Beweislast

 

Rz. 3

Auch wenn es zunächst mühsam erscheint, in der Alltagssituation aus dem oft aufgeregten Mandanten den konkreten Auftrag herauszukitzeln und sich zunächst mit den "Förmlichkeiten" abzugeben, statt sich direkt in die Arbeit zu stürzen, kann nicht dringend genug geraten werden, den Auftrag und die Vorstellungen des Mandanten zu hinterfragen und in einem Gesprächsvermerk über Inhalt und Verlauf zu dokumentieren. So kann späterer, viel zeitaufwändigerer Ärger vermieden werden. Bei Gebührenstreitigkeiten trägt der Anwalt die Darlegungs- und Beweislast für den erteilten Auftrag. Eine Dokumentation in der Akte bietet sich aber im Übrigen auch schon deshalb an, da in der Praxis oft die Abrechnung durch die Mitarbeiter erfolgt und diese in der Regel beim Mandantengespräch nicht dabei waren. Dadurch läuft man auch Gefahr, Gebühren zu verschenken.

 

Rz. 4

 

Praxistipp

Es ist ratsam, sich vom Mandanten ein Auftragsschreiben unterzeichnen zu lassen. Im Idealfall wird dem Mandanten nach Mandatsannahme, wenn die Erinnerung noch frisch ist, ein entsprechendes Bestätigungsschreiben übersandt. Damit ließen sich zudem mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen kann darin die Besprechung kurz zusammengefasst und der erteilte Auftrag festgehalten werden. Erhebt der Mandant dagegen keine Einwände, ist dies für eine eventuelle spätere Streitigkeit eine gute Grundlage. Zum anderen können gleich weitere erforderliche Unterlagen angefordert und ggf. eine Vorschussrechnung beigefügt werden. Und auch das psychologische Moment ist nicht zu unterschätzen: Der Mandant stellt fest, dass sich der Anwalt unmittelbar mit seiner Sache befasst hat und ist erstmal beruhigt.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge