Rz. 28

Da Gebäudegrundstücke im Regelfall nicht in Natur teilbar sind, findet bei ihnen sehr häufig die Zwangsversteigerung – in der Variante der Teilungsversteigerung (§§ 180 ff. ZVG) – zur Vorbereitung der Erbteilung statt, sofern sich die Erben nicht über einen freihändigen Verkauf einig werden.[25]

Vor dem (Zwangs-)Verkauf ist der Nachlass noch nicht teilungsreif. Deshalb muss zuerst der Pfandverkauf bei beweglichen Sachen (§§ 1233 ff. BGB) bzw. die Teilungsversteigerung bei Immobilien abgewickelt werden, bevor eine Teilungsklage erhoben wird.

Bemerkenswerterweise ist die Einleitung der Teilungsversteigerung verfahrensrechtlich einfacher als der Pfandverkauf.

Die Teilungsversteigerung kann von jedem Miterben ohne Mitwirkung der anderen beantragt und betrieben werden.

 

Rz. 29

Eine Teilauseinandersetzung des Nachlasses kann gegen den Willen eines Miterben jedoch nicht durchgesetzt werden.[26] Die Versteigerung eines Nachlassgrundstücks lediglich zu dem Zweck, den Erlös für dieses eine Grundstück und nicht auch den übrigen Nachlass zu teilen oder den Erlös ungeteilt in der fortbestehenden Erbengemeinschaft zu belassen, ist gegen den Willen der übrigen Miterben nicht möglich. Zwar kann nach § 2042 Abs. 1 BGB jeder Miterbe jederzeit die Auseinandersetzung verlangen und nach § 753 BGB, § 181 Abs. 2 S. 1 ZVG einen Antrag auf Teilungsversteigerung eines zum Nachlass gehörenden Grundstücks zum Zwecke der Gesamtauseinandersetzung der Erbengemeinschaft stellen,[27] aber er kann eine bloße Teilauseinandersetzung des Nachlasses gegen den Willen eines Miterben nicht durchsetzen.[28] Das Recht eines Miterben, die Versteigerung der Nachlassgrundstücke teilungshalber zu betreiben, ist materiellrechtlich dadurch bedingt, dass die Versteigerung die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft überhaupt bezweckt. Eine Versteigerung eines Nachlassgrundstücks lediglich zu dem Zweck, allein ihren Erlös zu teilen oder ungeteilt in der fortbestehenden Erbengemeinschaft zu belassen, kann gegen den Willen der übrigen Erben nicht verlangt werden.[29]

 

Rz. 30

Durch das Betreiben der Teilungsversteigerung werden in einem lediglich auf Teilauseinandersetzung gerichteten Teilungsversteigerungsverfahren die Rechte der anderen Miterben verletzt, so dass diese nach § 771 ZPO berechtigt sind, der Versteigerung im Klagewege zu widersprechen.[30]

[25] Die Teilungsversteigerung dient der Ersetzung eines unteilbaren Grundstücks durch einen teilbaren Gegenstand, BVerfGE 42, 64, 75 = NJW 1976, 1391, 1392.
[26] OLG Koblenz ErbR 2014, 244 = FamRZ 2014, 1945 = ZEV 2014, 217.
[27] BGH FamRZ 1999, 433; RG JW 1919, 42, 43; Staudinger/Werner, § 2042 BGB Rn 40; Stöber, ZVG, § 180 Anm. 2.7.
[29] KG, Urt. v. 1.8.2012 – 21 U 169/10, NJW-Spezial 2012, 680 = ErbR 2012, 348 = Erbrecht effektiv 2012, 181.
[30] KG, Urt. v. 1.8.2012 – 21 U 169/10, NJW-Spezial 2012, 680 = ErbR 2012, 348 = Erbrecht effektiv 2012, 181.

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