Rz. 179

Bedeutsam ist auch, dass es nicht selten zu einer gefährlichen Mischung aus Alkohol und Drogen kommt oder dass verschiedene Drogen kombiniert werden, um den Rausch zu verstärken. Dieser Mischkonsum ist besonders heimtückisch, da seine Wirkungen unvorhersehbar sind.

 

Rz. 180

Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts zu Drogen im Straßenverkehr "DRUID"[49] wurden systematische Untersuchungen zur Prävalenz von Alkohol- und Drogenfahrten vorgenommen, um die Gefahr, die von diesen Substanzen für den Straßenverkehr ausgeht, besser abschätzen zu können. DRUID (Driving Under the Influence of Drugs, Alcohol and Medicines) wurde mithilfe von 37 internationalen Partnern – allen voran die BASt – in 17 europäischen Ländern über einen Zeitraum von fünf Jahren durchgeführt. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Langzeitstudie werden im Folgenden kurz dargestellt.

 

Rz. 181

Die während des Forschungsprojektes bei Fahrern gefundenen Substanzgruppen, ihre ermittelten Prävalenzen sowie die zugehörigen, berechneten Unfallrisiken (im Vergleich zum nüchternen Fahrer) sind in Tabelle 19.6 aufgeführt.

 

Tab. 19.6: Durchschnittliche Prävalenzen und entsprechend berechnete Odds Ratios (kalkuliertes Risiko im Vergleich zu einem nüchternen Fahrer) für verschiedene Substanzgruppen

Substanz Prävalenz (über alle Länder) Unfallrisiko (Odds Ratio)
Alkohol (≥ 0,1 g/l) 3,5 % 1 – 3-fach
Alkohol (≥ 0,5 g/l) 1,5 % 2 – 30-fach
Alkohol (≥ 1,2 g/l) 0,4 % 20 – 200-fach
Drogen 1,9 % 2 – 10-fach
  Cannabis 1,4 % bis 2-fach
  Kokain 0,4 % k. A.
Medikamente 1,4 % 2 – 10-fach
  Benzodiazepine 0,9 % 2 – 7-fach
  Opioide 0,4 % 5 – 8-fach
  Z-Substanzen 0,1 % 2 – 7-fach
Drogen-Mix 0,4 % 5 – 30-fach
Alkohol-Drogen-Kombination 0,4 % 20 – 200-fach
 

Rz. 182

Die Neigung zum Mischkonsum bei Drogenkonsumenten konnte auch in vielen anderen Studien gefunden werden. Die Kombination von Alkohol und Drogen erzeugt jedoch erst die enorme Unfallgefahr. Während Fahrer unter alleinigem Cannabiseinfluss nur ein gering erhöhtes Unfallrisiko (bis zu zweifach) zeigen, ist das Unfallrisiko für Fahrer, die zusätzlich zu Cannabis noch Alkohol konsumiert haben, extrem erhöht (20–200-fach). Das Unfallrisiko eines Fahrers unter polyvalentem Drogeneinfluss ist stark erhöht (5–30-fach) und somit höher als für den Einfluss einer einzelnen Droge (2–10-fach).

 

Rz. 183

Zu beachten ist, dass es sich bei den Zahlen zum Unfallrisiko um Schätzungen handelt, da es zwischen den einzelnen Ländern, die Daten zur Berechnung beigetragen haben, teilweise sehr starke Unterschiede gibt. Grundsätzlich ist jedoch festzuhalten, dass mit höheren BAK-Werten auch das Unfallrisiko steigt (vgl. Rdn 151). Um die Gefahr von Drogen- und Medikamenteneinflüssen im Straßenverkehr besser greifbar zu machen, kann diese mit Blutalkoholkonzentrationen verglichen werden. Eine entsprechende Gegenüberstellung findet sich in Tabelle 19.7[50].

 

Tab. 19.7: Vergleich von Substanzwirkungen und Blutalkoholkonzentrationen in Bezug auf das Unfallrisiko

Substanz Unfallrisiko entsprechend BAK
Cannabis 0,1–0,5 g/l

einzelne Drogen/Medikamente:

z.B. Kokain, illegale Opiate, Benzodiazepine,

Z-Substanzen, Opioide
0,5–0,8 g/l
Amphetamin bzw. Drogen-Mix 0,8–1,2 g/l
Alkohol-Drogen-Kombination (≥ 1,2 g/l)
 

Rz. 184

Der Konsum von Drogen hat also, je nach Art und Weise des Konsums, eine ähnlich beeinträchtigende Wirkung wie Alkohol. Ein großer Unterschied zwischen beiden Substanzarten liegt jedoch darin, dass alkoholisierte Fahrer glauben, dass ihre Fahrkünste durch den Alkohol nicht beeinflusst werden, während Fahrer unter Drogeneinfluss dem Trugschluss unterliegen, dass sie durch die Wirkung der Drogen sogar besser fahren. In der Realität liegen die Fakten anders: Zahlen aus DRUID belegen, dass ein Fahrer unter Cannabiseinfluss ein doppelt so hohes Risiko hat, einen tödlichen Unfall zu verursachen, wie ein nüchterner Fahrer.

[49] Schulze/Schumacher/Urmeew/Auerbach, DRUID: Final Report: Work performed, main results and recommendations, 2012 (online verfügbar unter http://www.bast.de/Druid/EN/Dissemination/downloads_and_links/Final_Report.pdf?__blob=publicationFile&v=1 [Zugriff 1.10.2017]).
[50] Nach: Schulze/Schumacher/Urmeew/Auerbach, DRUID: Final Report: Work performed, main results and recommendations, 2012 (online verfügbar unter http://www.bast.de/Druid/EN/Dissemination/downloads_and_links/Final_Report.pdf?__blob=publicationFile&v=1 [Zugriff 1.10.2017]).

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