Rz. 224

Das Registergericht prüft Ordnungsmäßigkeit der Anmeldung (Legitimation des Anmelders, Vollständigkeit und Ordnungsmäßigkeit der eingereichten Unterlagen).[877] Zudem hat es zu prüfen, ob der der Eintragung zugrundeliegende Beschluss rechtswirksam ist, ob er nichtig, wirkungslos oder schwebend unwirksam ist.[878] Falls es dies verneint, darf es Änderung nicht eintragen, auch nicht bei Eingriffen in Sonderrechte eines Gesellschafters. Für die Prüfung ist bedeutungslos, ob das verletzte Recht im Interesse der Öffentlichkeit, der Gesellschaftsgläubiger oder der Gesellschafter zwingend ist.[879] Eine Zweckmäßigkeitskontrolle steht dem Gericht nicht zu.[880] § 9c Abs. 2 GmbHG (vgl. Rdn 11) gilt nicht für Änderungen des Gesellschaftsvertrags, sondern nur für die Ersteintragung[881] (vgl. § 57a GmbHG, der nur auf § 9c Abs. 1 GmbHG verweist). Nicht hinreichend klare und offensichtlich unrichtige Änderungen darf das Gericht nicht eintragen.[882] Umstritten ist, ob Prüfungsrecht und Prüfungspflicht des Registergerichts sich auf die Anfechtbarkeit satzungsändernder Beschlüsse beziehen. Ist eine Klage gegen die Änderung anhängig, darf und wird (Ermessen) das Gericht regelmäßig das Eintragungsverfahren aussetzen (§ 21 FamFG), wenn es die Klage nicht für gänzlich unbegründet hält.[883] Bei einigen wichtigen Satzungsänderungen gilt Registersperre.[884] Das Freigabeverfahren nach § 246a AktG ist auf die GmbH nicht (analog) anwendbar, zumal damit der Gesetzgebers ausdrücklich auf von ihm beobachtete Missstände bei börsennotierten Aktiengesellschaften reagierte (vgl. Rdn 151).[885]

[877] Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack, § 54 Rn 19; nicht zu prüfen braucht es die Richtigkeit der Vollständigkeitsbescheinigung des Notars gem. § 54 Abs. 1 S. 2 Hs. 2 GmbHG (vgl. dazu Rdn 220), vgl. OLG München DNotZ 2010, 636 = juris Rn 10, die Prüfung ist dem Gericht aber nicht verwehrt.
[878] BayObLG WM 1985, 572; OLG Köln BB 1982, 579; Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack, § 54 Rn 20; Lutter/Hommelhoff/Bayer, § 54 Rn 19; Roth/Altmeppen/Altmeppen, § 54 Rn 31; Scholz/Priester, § 54 Rn 38, 41; Scholz/Schmitt, § 45 Rn 60, 83; aA Secker, FS Stimpel 1985, S. 867, 882, soweit der Verstoß nur das Innenverhältnis betrifft. Zur Prüfungspflicht gehört auch, ob Beschluss überhaupt von Gesellschaftern gefasst worden ist; maßgebend ist insoweit die Gesellschafterliste und deren Legitimationswirkung, KG v. 20.8.2019 – 22 W 1/18, NZG 2020, 235; OLG Hamm NZG 2002, 340; BGHZ 112, 103, 113.
[879] Vgl. im Einzelnen Lutter/Hommelhoff/Bayer, § 54 Rn 8 f.; Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack, § 54 Rn 19 ff.; Registergericht muss zulässige Satzungsänderung unabhängig vom von ihm gesehenen Erfordernis einer anderen Änderung eintragen und hinsichtlich des Mangels das Verfahren auf Feststellung eines Satzungsmangels durchführen, BayObLG DB 1997, 33.
[880] Allg. Meinung, vgl. z.B. Lutter/Hommelhoff/Bayer § 54 Rn 12; NK/Inhester, § 54 Rn 29.
[881] LG München GmbHR 2001, 114; amtliche Begründung des § 9c GmbHG, abgedr. z.B. in ZIP 1997, 997, 999 f.; zu Unrecht nimmt demgegenüber Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack, § 54 Rn 21, an, der Registerrichter habe bei der Prüfung "Zurückhaltung walten zu lassen", was sich durch die Novelle des § 9c Abs. 2 GmbHG ergebe. Eine solche Auffassung widerspricht jedoch der klaren Intention des Gesetzgebers.
[882] LG München GmbHR 2001, 114, zu einer satzungsmäßigen Gewinnverteilungsabrede, wonach den Gesellschaftern der Gewinn entspr. ihren Geschäftsanteilen zusteht, soweit sie nicht unter Zustimmung des Betroffenen etwas anderes beschließen; vgl. auch BayObLG BayObLGZ 1971, 242, 245; GmbHR 1988, 102; OLG München MittBayNot 2011, 416.
[883] Lutter/Hommelhoff/Bayer, § 54 Rn 11; Roth/Altmeppen/Altmeppen, § 54 Rn 33; Scholz/Priester, § 54 Rn 45.
[884] NK/Inhester, § 54 Rn 32.
[885] KG DB 2011, 2139; Fleischer, DB 2011, 2132; Sauerbruch, GmbHR 2007, 189; NK/Inhester, § 54 Rn 36; Scholz/Priester/Tebben, § 57 Rn 50; Sauerbruch, GmbHR 2007, 189; Henssler/Strohn/Gummert, § 54 Rn 18; Baumbach/Hueck/Zöllner/Noack, § 54 Rn 28; aA noch Baumbach/Hueck/Zöllner, 19. Aufl., § 54 Rn 29; Ulmer/Ulmer/Casper, § 57 Rn 47; Wicke/Wicke, GmbHG, 1. Aufl., Anh. § 47 Rn 17; Harbarth, GmbHR 2005, 966, 969; Bayer/Lieder, NZG 2011, 1170; Geßler, GmbHR 2008, 128, 133; unentschieden Raiser, in: FS Hüffer, 2010, S. 789.

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