Rz. 131
Vor allem aus dem angloamerikanischen Raum stammen verschiedene Bewertungsansätze, die im Allgemeinen unter dem Stichwort "Discounted Cash Flow-(DCF-)Methoden"[224] zusammengefasst werden. Hierbei werden nicht die Erträge, sondern stattdessen die entnahmefähigen Überschüsse des Unternehmens (Free Cash Flow) auf den Bewertungsstichtag abgezinst.[225] Das ist kein Widerspruch zur modernen Ertragswertmethode. Vielmehr wird die Bewertung (durch Kapitalisierung) auf die Prognose der Einzahlungsüberschüsse zugespitzt. Innerhalb der DCF-Methoden sind drei wesentliche Strömungen zu unterscheiden:[226]
Rz. 132
Einer der Ansätze zielt unmittelbar auf die Bestimmung des Werts des Eigenkapitals ab (Equity-Ansatz[227]). Dabei wird der Marktwert des Eigenkapitals, also der Unternehmenswert, durch Abzinsung der um die Fremdkapitalzinsen verminderten Cash Flows berechnet (Netto-Methode).[228] Der Kapitalisierungszinssatz wird dabei aus den typisierten Eigenkapitalkosten eines verschuldeten Unternehmens abgeleitet.[229]
Rz. 133
Bei den sog. Brutto-Methoden (Entity-Ansätze)[230] werden hingegen zunächst sämtliche Cash Flows des Unternehmens diskontiert und das Ergebnis anschließend aufgeteilt, nämlich in den Wert des Eigenkapitals und den Wert des Fremdkapitals.
Rz. 134
In der US-amerikanischen Bewertungspraxis ist das Konzept der gewogenen Kapitalkosten (WACC-Ansatz = Weighted Average Cost of Capital-Ansatz) sehr verbreitet. Dabei stellt der Cash Flow diejenigen Zahlungsmittelüberschüsse dar, die Eigen- und Fremdkapitalgebern zur Verfügung stehen und deren Abzinsung mit einem gewogenen Kapitalkostensatz den Gesamtkapitalwert ergibt. Nach Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals verbleibt der Marktwert des Eigenkapitals (Equity Value), also der Unternehmenswert.
Rz. 135
Das Gegenmodell hierzu bildet das Konzept des angepassten Barwerts (APV-Ansatz = Adjusted Present Value-Ansatz). Hier wird zunächst der Marktwert eines unverschuldeten Unternehmens ermittelt und anschließend um den Werteinfluss der anteiligen Finanzierung mit Fremdkapital korrigiert, so dass sich der Gesamtkapitalwert des Unternehmens ergibt. Auch dieser wird dann um den Marktwert des Fremdkapitals vermindert, um den Marktwert des Eigenkapitals (Unternehmenswert) zu bestimmen.
Rz. 136
Grundsätzlich (idealtypisch) führen der Equity-Ansatz und die beiden Entity-Ansätze ungeachtet der unterschiedlichen Rechentechnik zu identischen Ergebnissen.[231]
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