Rz. 42

Für Ansprüche aus vollstreckbaren Titeln (wie Feststellungsurteile, gerichtliche Vergleiche [§ 794 I Nr. 1 ZPO]) gilt eine Frist von 30 Jahren (§ 197 I Nr. 3 – 5 BGB), beginnend mit der Rechtskraft der Entscheidung (§ 201 BGB); dies gilt auch für Ansprüche aus vertraglicher Ersetzung eines rechtskräftigen Feststellungsurteils.[31] Die 30-Jahresfrist gilt nicht für regelmäßig wiederkehrende Leistungen (§ 197 II BGB).[32]

 

Rz. 43

In die Verjährungsfrist des § 197 I Nr. 3 BGB sind auch bei einem Feststellungsurteil die während des Laufs der Verjährung bezifferbaren Spätfolgeschäden eingeschlossen.[33]

 

Rz. 44

Werden aufgrund eines Feststellungsurteils in der Folgezeit nach dessen Rechtskraft Zahlungen erbracht, wird dadurch nur dem rechtskräftigen Feststellungsurteil Folge geleistet; ein stetiges neues Anerkenntnis kann darin nicht gesehen werden. Der Verletzte muss also, wenn er über den 30-Jahreszeitraum hinaus Ersatz weiterer Spätfolgen beanspruchen will, rechtzeitig vorher einen Verjährungsverzicht erwirken oder aber eine erneute Feststellungsklage erheben.[34] Zwar unterbricht die vorbehaltlose Erfüllung von Einzelansprüchen eines Schadenersatzberechtigten die Verjährung des rechtskräftig festgestellten Gesamtanspruchs (siehe § 212 I Nr. 1 BGB).[35] Das kann aber nur für freiwillige Zahlungen gelten. Ein verurteilter (Rententitel, Feststellungstitel) Schadenersatzpflichtiger zahlt aber nicht freiwillig, sondern beugt sich mit seiner Zahlung nur der Verurteilung[36] allein zur Vermeidung einer Zwangsvollstreckung.[37]

 

Rz. 45

Ansprüche auf regelmäßig wiederkehrende Leistungen und Unterhaltsleistungen verjähren – wie schon nach früherem Recht – unabhängig von ihrem Rechtsgrund in einer kürzeren Frist von dann 3 (statt zuvor 4) Jahren (§ 197 II BGB) ab Jahresultimo (§§ 195, 199 I BGB); und zwar auch bei bestehendem Feststellungsurteil hinsichtlich der künftig fällig werdenden Leistungen (§ 197 II 2 BGB).[38]

[31] OLG Oldenburg v. 19.1.2011 – 5 U 48/10 – MDR 2011, 1202 = NZV 2011, 446 NZV 2011, 446 (Anm. Küppersbusch) = SP 2011, 251 = VersR 2011, 1027 = VRR 2011, 163.
[32] BGH v. 30.5.2000 – VI ZR 300/99 – DAR 2000, 476 = r+s 2000, 417 = VersR 2000, 1116; BGH v. 23.6.1998 – VI ZR 327/97 – DAR 1998, 447 = NZV 1998, 456 = SP 1999, 44 = VersR 1998, 1387.
[33] OLG Düsseldorf v. 23.6.1994 – 18 U 241/93 – JMBl NW 1995, 44 = MDR 1995, 160.
[34] LG Oldenburg v. 15.12.2004 – 9 O 3000/04. Küppersbusch/Höher, Rn 784. Stiefel/Maier-Jahnke, § 115 VVG Rn 369 ff.
[35] BGH v. 2.12.2008 – VI ZR 312/07 – BGHReport 2009, 337 = jurisPR-VerkR 4/2009 Anm. 2 (Anm. Lang) = NJW-RR 2009, 455 = NZV 2009, 131 = r+s 2009, 128 = SP 2009, 103 = SVR 2009, 143 = VersR 2009, 230 = VRS 116, 40 = zfs 2009, 625; BGH v. 3.10.1967 – VI ZR 7/66 – BB 1967, 1269 = MDR 1968, 37 = NJW 1967, 2353; OLG Celle v. 22.8.2007 – 14 U 182/06 – NJW 2008, 1088 = NJW-Spezial 2008, 330 = OLGR 2007, 724; OLG Koblenz, v. 7.10.1993 – 5 W 521/93 – OLGZ 1994, 539 = NJW-RR 1994, 1049 = SP 1994, 180 = VersR 1994, 1438 = zfs 1994, 320.
[36] LG Oldenburg v. 15.12.2004 – 9 O 3000/04 –.
[37] Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, § 14 StVG Rn 68 ff.; Küppersbusch/Höher, Rn 784 (dort Fn 20); Lang jurisPR-VerkR 4/2009 Anm. 2; Lemcke "Der Direktanspruch gegen den KH-Versicherer, alte Probleme in neuem Gewand" in: Versicherung, Recht und Schaden, Festschrift für Johannes Wälder zum 75. Geburtstag, 2009, S. 179 ff.; Stiefel/­Maier-Jahnke, § 115 VVG Rn 375. A.A.: OLG Celle v. 22.8.2007 – 14 U 182/06 – NJW 2008, 1088 = NJW-Spezial 2008, 330 = OLGR 2007, 724 (Die vorbehaltlose Erfüllung von Einzelansprüchen eines Schadensersatzberechtigten unterbricht die Verjährung des rechtskräftig festgestellten Gesamtanspruchs. Denn wenn der Schädiger Einzelansprüche des Geschädigten auf Ersatz später eingetretener Schäden erfüllt, so liegt darin eine Leistung auf den Gesamtanspruch, durch die nach § 208 BGB a.F. dessen Verjährung und damit auch die Verjährung der Einzelansprüche unterbrochen wird, weil über den Einzelansprüchen der Gesamtanspruch steht, aus dem sie fließen.).
[38] BGH v. 30.5.2000 – VI ZR 300/99 – DAR 2000, 476 = r+s 2000, 417 = VersR 2000, 1116; BGH v. 20.11.1997 – IX ZR 136/97 – BB 1998, 714 = BGHZ 137, 193 = MDR 1998, 490 = NJW 1998, 1058 = RPfleger 1998, 206 = WM 1998, 355 = ZIP 1998, 303; BGH v. 6.3.1990 – VI ZR 44/89 – DAR 1990, 226 = MDR 1990, 809 = NJW-RR 1990, 664 = VersR 1990, 755 = zfs 1990, 28.

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