Rz. 52

Neben der Klärung der Verantwortlichkeiten bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Familie dauerhaft auf die gemeinsamen Ziele auszurichten und sie bei der Zielerreichung zu unterstützen.

Wie erläutert, stehen Unternehmerfamilien dabei nicht nur individuellen, sondern auch typischen Herausforderungen gegenüber. Für letztere haben sich einige geeignete Regeln und Plattformen herauskristallisiert, die Familien typischerweise einsetzen können. Sie reduzieren das Konfliktpotential und unterstützen die Familie im Umgang mit Konflikten. Sie vervollständigen die Family Governance.

a) Regeln

 

Rz. 53

Regeln ordnen den Umgang der Familienmitglieder untereinander. Sie betreffen z.B. Kommunikation, konstruktive Zusammenarbeit, den Umgang mit Konflikten oder mit Informationen. Sie werden bereits im Prozess der Familienstrategie angewandt und wirken sich schon dort positiv auf die Kooperationsbereitschaft aus.

Ferner flankieren Regeln die Verantwortlichkeiten. Sie helfen, familiäre und Unternehmensangelegenheiten zu trennen und die Funktionen entsprechend den gemeinsamen Zielen zu präzisieren. Dazu gehören insbesondere Vergütungs-, Zugangs- oder Qualifikationsregeln für Familienmitglieder. Im Rahmen der Familienstrategie geht es dabei vorrangig um die Konkretisierung und eine gemeinsame Ausrichtung der Erwartungen. Erst Kriterien ermöglichen Planung: Sind bspw. ein Studium und Führungserfahrung Anforderungskriterien für einen Geschäftsführer sowie ein gestufter Bewerbungsvorlauf von 2 Jahren (Interessensbekundung) und 1 Jahr (schriftliche Bewerbung) oder gilt eine Altersgrenze von 72 Jahren für den Beirat, dann können Kandidaten und Entscheider planvoll handeln.

Das Vereinbaren derartiger Regeln im gemeinsamen Prozess der Familienstrategie dient der Fairness in der Familie.[21] Es entlastet aber auch, indem es die Anzahl konfliktträchtiger Entscheidungen reduziert.

[21] Vgl. dazu Baus/Fritsch, S. 29 ff.

b) Plattformen

 

Rz. 54

Eine Familienkultur festigt und erneuert sich in (ritualisierten) Begegnungen und Kommunikation. Eine Unternehmerfamilie profitiert von spezifisch ausgestalteten Plattformen. Sie haben sich als wirksame Instrumente gegen Entfremdung bewährt. Ihre Ausgestaltung ist unterschiedlich, es geht im Folgenden um die Beschreibung typischer Elemente:

Abb. 6: Plattformen der Unternehmerfamilie

 

Rz. 55

Unter den genannten Elementen kommt dem Familientag in der Praxis die größte Bedeutung zu. Er bietet der Familie Gelegenheit zu Begegnung und Kommunikation. Dabei ist er weit mehr als ein unverbindliches Treffen der Familienmitglieder. Die Familie erhält sichtbar Gewicht im sonst oft vom Unternehmen oder Vermögen dominierten Miteinander. Besonders in großen Familien bietet er sowohl persönliche Begegnung als auch den Rahmen für einen strukturierten Austausch: in ihrer Funktion als Mitglieder der Unternehmerfamilie setzen sie die Arbeit an den Themen der Familienstrategie fort, treffen Entscheidungen über Fragen der Family Governance, unterfüttern das Interesse am gemeinsamen Unternehmen und Vermögen usw. aus der Perspektive der Familie.

In größeren Unternehmerfamilien spielt zudem die Ausgestaltung eines Familienseminars eine zentrale Rolle für die Qualifizierung (potentieller) Gesellschafter. Familienseminare stehen allen interessierten Familienmitgliedern offen, z.B. wird die Teilnahme von Ehepartnern oft ausdrücklich gewünscht.

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