Rz. 21

Zu weit ginge im Regelfall die Annahme, ein Rechtsberater mache über den Empfänger seiner Auskunft einem Dritten – "demjenigen, den es angeht", – ein – möglicherweise "stillschweigendes" – Angebot zum Abschluss eines Auskunftsvertrages.[38]

Zwar hat dies der XI. Zivilsenat des BGH anerkannt für Bankauskünfte unter der Voraussetzung, dass die Auskunft für denjenigen, der sie vom Empfänger erhalten hat und auf ihre Richtigkeit und Vollständigkeit vertraut, bestimmt war, und dass die Bank gewusst hat, ihre Auskunft werde für den Vertrauenden von erheblicher Bedeutung und Grundlage wesentlicher Vermögensverfügungen sein.[39] Die Besonderheiten einer Bankauskunft lassen sich aber nicht ohne Weiteres auf den Bereich der Rechtsberatung übertragen.

Ein Vertragswille eines Rechtsberaters zum Abschluss eines Auskunftsvertrages mit einer Person, zu der er keine unmittelbare Verbindung hat und die hinter dem Empfänger der Auskunft steht, lässt sich regelmäßig nicht feststellen.[40] Vielmehr setzt der Abschluss eines Auskunftsvertrages grds. einen Anfragenden voraus. Besteht kein unmittelbarer Kontakt zwischen Geber und demjenigen Empfänger der Auskunft, der auf ihre Richtigkeit und Vollständigkeit vertraut, kann die Annahme eines Auskunftsvertrages im Bereich der Rechtsberaterhaftung zu unübersehbaren, aus der Interessenlage nicht mehr zu rechtfertigenden Haftungsrisiken führen.[41]

[38] Vgl. BGHZ 12, 105, 109 = NJW 1954, 793; BGH, NJW 1973, 321, 323; Bell, S. 52 ff.
[39] BGH, WM 1970, 1021, 1022; BGH, WM 1979, 548, 549 f.; BGH, NJW 1991, 352; BGHZ 133, 36, 42 = WM 1996, 1618 = NJW 1996, 2734; BGH, WM 1998, 1771 f.; BGH, WM 2001, 134, 135 = ZIP 2001, 108, 109, m. Anm. Kessal-Wulf, EWiR § 676 BGB 1/01 (= EWiR 2001, 221 f.); vgl. BGH, VersR 1986, 35 = WM 1985, 1520, betreffend einen Vertreiber ausländischer Aktien; BGH, NJW 2002, 1196 = WM 2002, 1406; OLG Hamm, NJW-RR 1987, 209 und OLG Köln, NJW-RR 1988, 335, jeweils betreffend Architekten, auf deren falsche Baufortschrittsanzeigen Bauherrn bzw. Kreditgeber vertraut haben; zur Haftung aus Bankauskunft: Musielak, WM 1999, 1593 ff.
[40] Bell, S. 54.
[41] Vgl. BGHZ 12, 105, 109 = NJW 1954, 793; BGH, NJW 1973, 321, 323; LG Mönchengladbach, NJW-RR 1991, 415; Sutschet, S. 139; Honsell, in: FS Medicus, S. 211, 222 f.; a.A. Otto/Mittag, WM 1996, 325, 329.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge