Das Thema Fehlerkultur hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, d. h. viele Organisationen arbeiten intensiv an der Etablierung einer oder der Verbesserung ihrer vorhandenen Fehlerkultur. Grund ist, dass Unternehmen Risiken eingehen müssen, um ihren Fortbestand zu sichern. In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler als Chance gesehen, Erkenntnisse zu gewinnen und zu lernen, während in einer negativen Fehlerkultur die Devise gilt, dass Fehler nicht passieren dürfen. Letzteres führt dann dazu, dass Unternehmen Chancen nicht wahrnehmen, weil eine angemessene Risikobereitschaft fehlt.

Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang auch, die Kultur der Organisation in Bezug auf die Bewertung von "errors of commission" im Vergleich zu den "errors of omission" zu analysieren. Erstere sind Fehler, die daraus resultieren, dass man gehandelt hat. Letztere bezeichnen Fehler, die ihre Ursache darin haben, dass man es unterlassen hat zu handeln. Sprüche wie der mitunter auch als "Beamtenweisheit" bezeichnete "Wer nichts macht, macht nichts falsch" sind als Evidenz einer Kultur zu sehen, die bei dem error of ommision größere Nachsicht übt als bei dem error of commission. In Deutschland dürfte hier insgesamt der Anteil größer sein, darauf deutet auch schon die Sprache hin: das Wort "Aussitzen" ist eines, das im englischen Sprachgebrauch insbesondere im Kontext des Handelns von Organisationen, eher ungebräuchlich ist. Dieser Hinweis soll aber nicht als Empfehlung für operative Hektik als handlungsleitende Organisationsmaxime missverstanden werden. Im Gegenteil, mitunter kann auch die Omission die richtige Vorgehensweise sein. Entscheidend ist, dass man als Organisation einen Dialog führt (siehe Tool Nr. 1) und sich die Entscheider dann ganz bewusst für diese Option entscheiden.

Während im deutschsprachigen Raum der Begriff der Fehlerkultur der vorherrschende ist, wird im angelsächsischen Sprachraum eher der Begriff der "learning culture" verwendet. Letzterer ist nach meiner Auffassung hilfreicher, da zum einen der Begriff des Lernens positiver besetzt ist als der des Fehlers. Zum anderen geht es ja nicht darum, Fehler zu machen. Vielmehr geht es darum, den Begriff des Fehlers nicht negativ zu besetzen und aus den Fehlern zu lernen. Beide Begriffe werden in einem Zitat von Gerd Gigerenzer "Wir müssen durch Misslingen lernen oder es wird uns misslingen zu lernen." auf eine wunderbare Art und Weise miteinander verknüpft. Alternativ gibt es in der Literatur auch den Vorschlag, zwischen Fehler und Irrtum zu unterscheiden.[1]

[1] Alternativ gibt es in der Literatur auch den Vorschlag, zwischen Fehler und Irrtum zu unterscheiden. Ersterer ist wider besseres Wissen, damit vermeidbar und bietet damit keine Möglichkeit zum Lernen. Letzterer resultiert daraus, dass sich Annahmen im Nachhinein als falsch heraus stellen, und bietet damit die Chance zum Lernen. Vgl. Löffler, Benno: Denkwerkzeuge.

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