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40 Köpfe 2019: Die Wissenschaftler

Wer sind die Wissenschaftler, die als Forscher exzellent sind und gleichzeitig Einfluss auf die HR-Praxis nehmen?  Unter den 40 führenden HR-Köpfen würdigt die Redaktion des Personalmagazins elf Wissenschaftler aus der Psychologie, der Soziologie, der Betriebswirtschaftslehre und den Rechtswissenschaften.

Torsten Biemann: Der nüchterne Empiriker

Die Publikationen von Professor Torsten Biemann sind für Praktiker manchmal nicht angenehm. Gerne greift er weitverbreitete Überzeugungen auf und überprüft diese auf empirische Evidenz; er betreibt eigene Forschung oder erstellt Metaanalysen, in denen er, meist zusammen mit Kollegen, den Forschungsstand zusammenfasst. „Gender-Diversity hat keinen Einfluss auf den Unternehmenserfolg“, lautet ein Ergebnis seiner nüchternen Analysen. Mit dieser Feststellung möchte er das Ziel, Chancengleichheit zu erreichen, keinesfalls infrage stellen. Vielmehr plädiert er dafür, normative Zielvorstellungen nicht mit falschen Fakten zu vermischen. Biemann hat BWL und Psychologie studiert und an der Universität Mannheim den Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre, Personal­management und Führung inne. Seine Vision ist es, dass sich HR-Manager bei ihren Entscheidungen stärker auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Deshalb macht er sich auch für „People Analytics“ stark, stellt aber trocken fest: Die Praktiker reden viel darüber, wenden es aber kaum an.

Heike Bruch: Die Influencerin

„Meinungsführer sind informelle Leader – sie exponieren sich, stehen für Ideen ein, versuchen, andere für Change zu gewinnen. Und sie haben eine persönliche Autorität, die sich auf gute Beziehungen, Anerkennung und Beliebtheit stützt.“ So definierte Heike Bruch, Professorin an der Universität St. Gallen, das Phänomen „Influencer“. Und genau diese Definition trifft auf sie selbst zu. Sie ist als Influencerin für Leadership-Themen aktiv – als Rednerin und in den sozialen Medien. Zuletzt fiel sie vor allem mit ihren Beratungsprojekten auf, doch ihre wissenschaftlichen Beiträge haben weiterhin einen exzellenten Ruf. Das belegen ihre Veröffentlichungen in A-Journals.

Stephan Fischer: Der Praxisbegleiter

Der Professor für Personalmanagement und Organisationsberatung an der Hochschule Pforzheim fühlt den Unter­nehmen in der Transformation auf den Zahn und entwickelt mit ihnen gemeinsam auf Basis empirischer Forschung neue Lösungsansätze. Seine Steckenpferde sind die Themen Agilität und Ambidextrie. Zuletzt untersuchte er in einer groß angelegten Studie die Rolle von HR in den komplexen Transformations­prozessen eines Softwarekonzerns. Mit einem daraus resul­tierenden erweiterten Business-Partner-Konzept als Netzwerk, das über HR hinausgeht, tritt der FH-Professor und alleinerziehende Vater in große Fußstapfen und kann mit Kollegen an Universitäten durchaus mithalten. Auch auf den Bühnen der Szene ist der Juryvorsitzende des HR Innovation Awards präsent – unter anderem auf seiner eigenen Veranstaltung „Business meets Science“.

Rüdiger Kabst: Der Entrepreneur

Als die „Garage 33“ ihr erstes Jubiläum feierte, war Rüdiger Kabst mächtig stolz: 35 Start-ups wurden im Umfeld der Digitalisierung gegründet. Der Professor, der seit Jahren das Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn leitet, hat das Innovationsquartier „Garage 33“ mit ins Leben gerufen, um Start-ups und disruptive Geschäftsansätze in Unternehmen zu fördern. Kabst verfügt in Paderborn über einen großen Lehrstuhl und zählt zu den forschungsstärksten Betriebswirten im Land. Unternehmertum ist sein Thema. Er macht sich dafür stark, dass sich HR-Manager als HR-Intrapreneure verstehen und Aufgaben übernehmen, für die vielfach Chief Digital Officers eingestellt werden. Kabst fordert sie dazu auf, den Mut zu haben, Bestehendes zu hinterfragen, Experimente zu starten und eine Innovationskultur zu fördern.

Uwe P. Kanning: Der Levitenleser

Im dritten Buch Mose, auch Levitikus genannt, finden sich Verhaltensregeln für Priester. Früher wurden sie im Kloster verlesen, meist mit anschließenden Strafpredigten. Professor Uwe P. Kanning von der Hochschule Osnabrück liest heute den Personalern mit seinen Vorträgen und Publikationen die Leviten. Er würde sich aber nie anmaßen, mit einem Regelwerk vor den Personalern aufzutreten. Der Psychologe verpackt den Tadel in wissenschaftliche Fakten, umschlungen von einem Band aus spitzzüngigen Kommentaren. Zuletzt hat sich Kanning stark in die Debatte um die Wissenschaftlichkeit von Sprachanalysen eingebracht und war gefragter Zitatgeber zum Thema „künstliche Intelligenz in der Eignungsdiagnostik“. Damit hebt er sich deutlich von jenen Wissenschaftlern ab, die sich nicht trauen, den Praktikern mit Nachdruck auf die Füße zu treten.

Simone Kauffeld: Die Teambuilderin

Die Teamarbeit durchzieht das Werk und Wirken von Simone Kauffeld: Die Analyse von Teamarbeit gehört zu ihren Forschungsschwerpunkten, sie wendet die Erkenntnisse daraus aber auch auf ihr eigenes Team an der TU Braunschweig an – mit gut 30 Mitarbeitern führt sie inzwischen einen der größten Lehrstühle in der Arbeits- und Organisationspsychologie in Deutschland. Der wissenschaftliche Nachwuchs liegt ihr am Herzen. Zuletzt hat sie dies mit einem Forschungsprojekt zur Laufbahnplanung in der Wissenschaft unterstrichen. Ihre Mitarbeiter danken ihr das mit viel Engagement für neue Projekte – auch in den weiteren Forschungsschwerpunkten Kompetenz, Karriere und Coaching, Arbeitsgestaltung und Organisationsentwicklung. Die Professorin lässt sich dabei von Phänomenen aus der Praxis leiten, die sie am liebsten direkt in den Unternehmen einfängt. Ihre theoriegestützten Erkenntnisse leitet sie wieder an die Praktiker zurück. Das zeigt schon ihre enorme Liste an Veröffentlichungen: In den vergangenen beiden Jahren hat sie sechs Grundlagenbücher (mit-)herausgegeben, hinzu kommen zahlreiche Vorträge, Fachzeitschriften- und Buchbeiträge. Den Praxistransfer leistet sie zudem über Beratungsprojekte und ihr Unternehmen „Prof. Dr. Kauffeld & Lorenzo“. Auch hier ist die Teamarbeit Forschungs- und Anwendungsfeld: Psychologen arbeiten mit ITlern über Ländergrenzen hinweg virtuell zusammen. Die daraus entstehenden digitalen Tools unterlaufen so den direkten Praxistest.

Martin Kersting: Der Feinsinnige

Wissenschaftliche Exzellenz fußt auf detailorientierter Arbeit gepaart mit Leidenschaft für das Forschungsthema und die Praxis. Das kann man im Fall von Martin Kersting unterschreiben und zu seinen Stärken noch hinzufügen: Er hat ein Gespür für gute Qualität, das nicht spitzfindig, sondern feinsinnig zum Tragen kommt. Das hat der Psychologieprofessor von der Universität Gießen zuletzt im neu gegründeten Ethikbeirat HR Tech bewiesen. In diesem Kreis – aber nicht nur dort – ist er gefragter Ansprechpartner, wenn es um Methoden der Personaldiagnostik und deren ethische Vertretbarkeit geht. Dabei sind vorschnelle Wertungen oder überhebliche Abwertungen nicht sein Fall. Vielmehr äußert er sich zu Fachthemen immer abwägend und exakt. Mit seiner humorvollen, immer menschlichen Art kann er andere leise und beständig für sich und seine Argumente einnehmen. Als Vorsitzender des Diagnostik- und Testkuratoriums ist Kersting sozusagen die personifizierte DIN 33430.

Stefan Kühl: Der Provokateur

Professor und Provokateur: Stefan Kühl ist beides. Als Wissenschaft­ler an der Universität Bielefeld beschäftigt er sich mit der Soziologie von Organisationen, als Berater bei Metaplan mit der Strategie­entwicklung von Unternehmen, Verwaltungen und Ministerien. Dabei ist es seine ungewöhnliche Perspektive auf die Entwicklungen der HR-Welt, die ihn auszeichnet: Kühl blickt von oben auf die Dinge. Dadurch gelingt es ihm, eine kritische Distanz zu dem zu wahren, was im Management lediglich eine Mode ist – und dafür findet er mitunter deutliche Worte. Indem er provoziert, fordert er zur Selbstreflexion heraus. Wer dazu bereit ist, kann daran wachsen. Darin liegt eine große Chance und deshalb ist Kühl als Impulsgeber für Unternehmen so wichtig und wertvoll.

Jutta Rump: Die Wirksame

Zum siebten Mal ist Jutta Rump, Professorin an der Hochschule Ludwigshafen, auf der Liste der HR-Köpfe dabei. Nach wie vor ist sie einer der einflussreichsten Wissenschaftler im HR-Bereich. Sie ist omnipräsent in politischen wie wirtschaftlichen Kommissionen und Verbänden auf Bundes- und Länderebene. Ihr Fokusthema „Employability“ ist so aktuell wie nie und sie wirkt stets in die Unternehmen hinein – mit fundierten Impulsen und pragmatischen Handlungshilfen. Zuletzt hat sie mit Partnern ein IT-Tool für die strategische Personalplanung in KMU veröffentlicht.

Dirk Sliwka: Das Schwergewicht

Im „Center for Social and Economic Behavior“ stehen über 100 Laborplätze. Das ist einzigartig in der Hochschulforschung und Dirk Sliwka, Vorstandsmitglied an diesem Exzellenzzentrum der Universität zu Köln, ist darauf durchaus ein bisschen Stolz. Mit Laborexperimenten oder im Feld bei Unternehmen erhebt Sliwka mit seinem Forscherteam große Datenmengen, die Grundlage seiner Forschungsarbeit sind. Datenerhebung, Datenanalyse, Datenauswertung: Das ist der Alltag der Kölner HR-Forscher. Von daher überrascht es nicht, dass Sliwka sich vor kurzem zusammen mit Kollegen für „People Analytics“ stark gemacht hat. Sliwka, der vor 14 Jahren als damals jüngster BWL-Professor in Köln angefangen hat, steht wie kein anderer für den Wandel in der Betriebswirtschaftslehre mit HR-Ausrichtung.

Unter den Personalökonomen ist Dirk Sliwka, der bescheiden auftritt, das Schwergewicht. Er zählt zu den Forschungsstärksten Betriebswirten und sein Lehrstuhl verfügt mit drei Juniorprofessoren über ein großes Team, die aber alle – wie er betont – völlig autonom arbeiten. Er selbst sieht sich nicht als dirigierende Führungskraft, sondern als Talentmanager, der die besten Leute nach Köln lockt. Sliwka verkörpert damit den modernen Typus eines Lehrstuhlinhabers.

Teamarbeit spielt bei der empirischen Forschung in Köln eine große Rolle. Sliwka ist Teil der interdisziplinären Forschergruppe „Design and Behavior“. In seinem Spezialgebiet, den Anreizsystemen, arbeitet er beispielsweise mit Kollegen zusammen, die zu den Themen „Ungleichheit und Fairness“ oder „Wirtschaftsethik“ arbeiten. Über die empirische Forschung nähern sich die Personalökonomen, die lange als theorielastig galten, wieder der Praxis an. Dirk Sliwka, der seine experimentelle Forschung gerne zusammen mit Unternehmen betreibt, hat daran großen Anteil.

Gregor Thüsing: Der Präsente

Als Stimme der arbeitsrechtlichen Wissenschaft ist Professor Gregor Thüsing gesetzt. Der Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Recht der sozialen Sicherheit an der Universität Bonn zählt zu den sichtbarsten Professor auf diesem Gebiet. Ob in Publikumsmedien oder Fachzeitschriften: Thüsing gibt nicht nur stets und in kürzester Zeit zu unterschiedlichen arbeitsrechtlichen Themen Auskunft. Er bringt vielmehr verschiedene Sachverhalte juristisch zielsicher auf den Punkt – intellektuell hochwertig, fachlich brillant und meist gewürzt mit einer angenehmen Prise rheinischen Humors. Ob Arbeitnehmerüberlassung, Vorstands- oder Betriebsratsvergütung, bAV, kirchliches Arbeitsrecht oder Datenschutz: Thüsing kann sich zu allen Bereichen des Arbeitsrechts äußern – sei es in kurzen Kommentaren, präzisen Gutachten oder ausführlichen Büchern. Sein Wort hat Gewicht. Auch rechtspolitisch ist er gefragt und gefühlt bei jeder Sachverständigenanhörung in den Bundestagsausschüssen eingeladen, bei der auch nur im Ansatz das Arbeitsrecht gestreift wird. Beispielhaft seien die Stellungnahme zur Brückenteilzeit oder jene im Zusammenhang mit Gesetzesanträgen zur Festlegung des gesetzlichen Mindestlohns genannt. Neben Thüsing gibt es nur wenige Arbeitsrechtsprofessoren, die bei dieser Kombination aus Geschwindigkeit, Netzwerk, fachlicher Tiefe und Schlagzahl mithalten können.


Eine Übersicht über die 40 führenden HR-Köpfe 2019 finden sie hier.

Die ausführliche Berichterstattung über die 40 führenden HR-Köpfe 2019 inklusive aller Gewinner-Porträts lesen Sie im Personalmagazin Ausgabe 08/2019 oder in der Personalmagazin-App.



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