KI-Chatbots überholen Blended Learning beim digitalen Lernen
Ein weiterer Hingucker in den Ergebnissen des MMB-Instituts: Erstmals steht künstliche Intelligenz (KI) auf Platz eins der wichtigsten Lernthemen. Der langjährige Spitzenreiter "Future Skills" rutscht auf Platz zwei ab. Allerdings werden der Einsatz von KI und die damit verbundenen Perspektiven nun deutlich nüchterner bewertet, während im Trendmonitor 2023/2024 noch von einer "Goldgräberstimmung" die Rede war, werden. Ein stabil hohes Interesse an KI-gestützten Lernformen geht einher mit realistischeren Einschätzungen zur Umsetzbarkeit und Wirksamkeit.
Lernformate im Wandel: KI-Chatbots an der Spitze
Am deutlichsten ist die Verschiebung bei den eingesetzten Lerntechnologien: Chatbots und Lernassistenten wurden im Vorjahr von 54 Prozent der Befragten als zentral für die Zukunft eingeschätzt, nun sind es 94 Prozent. Gleichzeitig verliert der bisherige Dauerbrenner Blended Learning - also die Kombination aus Präsenzseminaren und E-Learning - an Zustimmung (von 89 Prozent auf 83 Prozent) und rutscht auch bei der Einschätzung des Markterfolgs von Platz eins auf Platz sechs (nur noch 58 Prozent, vorher 77 Prozent).
Der große Gewinner ist Adaptive Learning, das sowohl in didaktischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht deutlich zulegt (von 56 Prozent auf 71 Prozent Zustimmung bei der Frage nach der wirtschaftlichen Relevanz). Video-Tutorials und Microlearning behaupten sich als stabile Größen im Methodenmix.
KI-Anwendungen: vielversprechend, aber nicht risikofrei
Wie im Vorjahr erhält das Statement "Für Bildungsproduzenten und Lehrende wird der Einsatz von LLMs wie Chat GPT selbstverständlich sein" die höchste Zustimmung (93 Prozent, Vorjahr 90 Prozent). Damit hat sich der Einsatz von Sprachmodellen für Bildungszwecke innerhalb kurzer Zeit etabliert. Gleichzeitig wächst die Sensibilität für die Risiken: 71 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Überprüfung von KI-Ergebnissen in Zukunft viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Sorge vor einem Kompetenzverlust (Deskilling) ist dagegen von 44 Prozent im Vorjahr auf 65 Prozent deutlich gestiegen.
Neu im Fokus des diesjährigen Reports ist die ab August 2024 geltende KI-Verordnung der EU. Sie wird von einer großen Mehrheit als hilfreich für Lernende bewertet - insbesondere die Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte findet Zustimmung. Allerdings erwarten 81 Prozent der befragten Experten erhebliche bürokratische Hürden für Anbieter und Betreiber sogenannter Hochrisiko-Anwendungen.
Edtech-Startups trotzen der Eintrübung
Die wirtschaftliche Lage und die Perspektiven für E-Learning-Anbieter werden von den Befragten unterschiedlich eingeschätzt. Während die wirtschaftliche Lage insgesamt skeptischer beurteilt wird als im Vorjahr, sehen die befragten E-Learning-Anbieter unter den Experten ihre Entwicklung aufgrund steigender Umsätze überwiegend positiv. Edtech-Startups werden dagegen insgesamt positive Zukunftsaussichten bescheinigt, noch vor internationalen Online-Plattformen.
Mehr Klarheit, neue Fragen im digitalen Lernen
Der MMB-Trendmonitor 2024/2025 markiert den Wendepunkt vom Aufbruch zur Konsolidierung. KI ist kein Hype mehr, sondern Teil der Bildungsrealität. Mit zunehmender Reife steigen aber auch die Anforderungen an Qualitätssicherung, didaktische Integration, regulatorische Konformität.
Die detaillierten Ergebnisse des Trendmonitors 2024/2025 können Sie hier als PDF abrufen.
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