Maßnahmen zur Zukunftssicherung der Weiterbildungsanbieter

Die Digitalisierung bietet den Akademien und Trainingsinstituten Chancen, stellt sie aber gleichzeitig vor Herausforderungen. Diesen begegnen die Anbieter mit neuen Formaten und Lernansätzen - vom Trainer 2.0 bis zur Co-Creation.

Was tun Sie als Weiterbildungsanbeiter, um digital nicht abgehängt zu werden?

Jöhnk: Wir unterscheiden derzeit noch, ob wir einen Trainer nur im Präsenztraining oder auch im virtuellen Seminarraum einsetzen können. Das lässt sich nicht vermeiden. Den Trainer 2.0, der automatisch beides kann, wird es wahrscheinlich erst in drei bis vier Jahren geben. Warum ist es schwierig, ein guter E-Trainer zu sein? Die Antwort lautet: Wenn ich als Trainer wirklich einen interaktiven Anspruch habe, muss ich alle zwei Minuten eine Interaktion anstoßen, um sicherzustellen, dass die zehn bis zwanzig Teilnehmer, die sich zu meinem Seminar angemeldet haben, auch wirklich noch voll bei der Sache sind und nicht anfangen, parallel ihr Mittagessen zu kochen. Ich habe große Hochachtung vor den E-Trainern. Sie brauchen auch etwas, was wir „flexible Intelligenz“ nennen. Der Trainer verlässt kurzfristig sein Seminarkonzept, weil ein Teilnehmer ein konkretes Problem aus seinem Alltag ansprechen möchte. Anschließend muss der Trainer wieder zu seiner Agenda zurückfinden, was im virtuellen Seminar sehr viel schwieriger ist als im klassischen. Virtuelle Seminare zerfasern schneller, weil der Kontakt zu den Teilnehmern eingeschränkter ist als im Seminarraum eines Tagungshotels.

Sauer Al-Subaey: Wir setzen alles daran, zusammen mit unseren Kunden das für sie passende Weiterbildungsprogramm zu entwickeln. Im firmeninternen Bereich analysieren wir gemeinsam die Bedarfe. Dabei sprechen wir nicht nur mit den Personalern, sondern beteiligen auch die betroffenen Mitarbeiter und Führungskräfte an der Auswahl der Seminarinhalte. Wir entwickeln in einem co-kreativen Prozess mit dem Unternehmen die Entwicklungsprogramme und definieren, wie der Transfer in die Praxis stattfinden soll – zum Beispiel mit einem Transfer-Coaching.

Luttenberger: Das hat sich in der Tat bewährt, dass einer Weiter­bil­dungs­maß­nah­me ein individueller Beratungsprozess vorgeschaltet wird – mit Einzelinterviews mit den Betroffenen und deren Vorgesetzten. Viele Führungskräfteentwicklungen sind selbst bei ein und demselben Arbeitgeber nicht identisch, weil wir immer ganz nah am Lernprozess der Teilnehmer sind.

Sauer Al-Subaey: Co-kreative Seminar­entwicklung ist eine neue, sehr effektive Form unserer Arbeit. Das sind meist recht zeitintensive Workshops, die bezahlt werden müssen. Zum Glück ist die Sinnhaftigkeit dieser Arbeit aber so offensichtlich, dass für die Firmen die Kosten hier nicht im Vordergrund stehen.

Schwarz: Für alle Unternehmen bedeutet das Thema Digitalisierung ein Umdenken. Prozesse verändern sich, alte Aufgabenbereiche verschwinden, neue kommen dazu. Auch das Kundenverhalten verändert sich. Und besonders wichtig ist der Blick auf die eigenen Mitarbeiter und die Beantwortung der Frage, wie diese bestens auf den Wandel vorbereitet werden und das Wissen bekommen, das sie zur Bewältigung ihrer „neuen“ Aufgaben brauchen. Das gilt übrigens für uns als Weiterbildungsanbieter auch.