Zeitarbeit: Freiberufler als Transformationsressource

Personalengpässe im digitalen Bereich können einen echten Wettbewerbsnachteil bedeuten. Personaler sollten daher verstärkt freiberufliche Experten bei Personalstrategien berücksichtigen, rät Alexander Raschke und erklärt, wie externe IT-Spezialisten Engpässe in der Krise entschärfen können.

Wie unverzichtbar externe Experten für viele Unternehmen eigentlich sind, wird gerade in der aktuellen Krise besonders deutlich. Denn vor allem in jenen Branchen und Bereichen, in denen Corona mit einem großen Push dafür sorgt, dass der "digital fit" unternehmensübergreifend funktioniert, entsteht enorme Nachfrage nach Top-Spezialisten. Auch wenn das Gros der Unternehmen für diese dringend benötigten Experten sogar etwaige Einstellungsstopps übergeht, so kann meist der Fachkräftebedarf intern nicht gedeckt werden. Unterm Strich bedeutet das: immer mehr Arbeit wird auf immer weniger Köpfe verteilt.

Kurzfristig umgesetzte Personalkonzepte werden gebraucht

Aber wo es bisher schon zu wenig Fachkräfte gab, wird es auch in Zukunft zu wenig Fachkräfte geben. Damit wird die permanente Unterversorgung mit festangestellten Mitarbeitern zu einem strukturellen Problem, das die Projektverantwortlichen bei ihren Planungen und die Personaler bei Besetzungsprozessen verstärkt berücksichtigen sollten. Zumal gerade im Bereich Software- oder Digitaleinheiten Personalengpässe echte Wettbewerbsnachteile bedeuten können.

Zudem hat die Krise verdeutlicht: kurzfristige Veränderungen technologischer, ökonomischer oder auch gesellschaftlicher Natur brauchen ebenso kurzfristig umsetzbare Personalkonzepte, um weiterhin Unternehmensziele erreichen zu können. Hochqualifizierte Externe mit Unternehmer-Gen, jeder Menge fachlicher Erfahrung und guten sozialen Skills können hier zum Flexibilisierungsinstrument erster Güte werden. Denn gerade angesichts der aktuellen Lage sollten sich Personaler unbedingt stärker für eine digitale Zukunft rüsten – personell und technisch gesehen. Eine Zukunft, in der mal eben ein ad-hoc Projekt aus dem Boden gestampft werden muss: hier ein IOT-Vorhaben, da eine Cloud-Anbindung oder eine neue App. Denn längst ist klar, dass sich diese Aufgabenliste allein mit internen Ressourcen nicht mehr bewältigen lässt.

Passgenaue und schnelle Besetzung ist das A und O

Gerade jetzt, wo sich viele Unternehmen infolge der Corona-Pandemie mit einer grundsätzlichen Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells auseinandersetzen, darf das nicht spurlos an Rekrutierung und Talent-Sourcing vorübergehen - denn Schnelligkeit wird in absehbarer Zeit zu ihrem höchsten Gut werden. Genau auf diese Situation sollten die Auswahl- und Qualifikationsprozesse ausgerichtet sein, damit die schnelle und passgenaue Besetzung hochqualifizierter Experten zur Not auch "über Nacht" funktionieren kann. Denn was nutzt die Präsentation eines Cloud-Spezialisten, wenn der noch wochenlang in anderen Projekten hängt?

IT- und Digital-Kompetenzen sind besonders gefragt

Fest steht: Sobald die Konjunktur wieder anzieht, müssen externe Freiberufler verfügbar sein. Dabei geht es vor allem um die richtige "Spezialisierung" des Externen für einen Projekteinsatz. Am häufigsten werden laut aktueller Lünendonk-Erhebung Fachkenntnisse in den Bereichen Cloud-Architektur, SAP-Beratung, Softwareentwicklung sowie IT-Sicherheit und Big Data gesucht. Aber auch die Nachfrage nach Digital-Kompetenzen wie UX-Design und künstliche Intelligenz sind auf dem Vormarsch. Dabei kommt es heute nicht nur darauf an, wie es um die fachliche Fitness des Kandidaten bestellt ist - auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein spielen zunehmend eine Rolle.

Zusätzlich hat sich das Spektrum der Fachbereiche, die heute dringend externe Fachkräfte brauchen, erweitert. Was früher ausschließlich IT und F&E vorbehalten war, entwickelt sich aktuell in Richtung kundennahe Bereiche wie Marketing, Vertrieb und Kundenservice. Freiberufliche digital Natives sollen sich zunehmend um die Digitalisierung der Kundenschnittstelle kümmern. Zudem verfügen diese Experten häufig über Vorzüge, die auf Anhieb gar nicht zu erkennen sind. Viele von ihnen können mehrere erfolgreiche Projekteinsätze in demselben digitalen Umfeld vorweisen, verfügen über mehr Überblickswissen und Best Practices, da sie bereits Einblicke in ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche hatten und damit viel näher an den eigentlich wichtigen Fragestellungen sind.

Zeit wird wichtiger als Kosten

Trotz aller Herausforderungen beim Einsatz Externer, wird es bei der Planung personeller Ressourcen aber vor allem darum gehen müssen, interne Mitarbeiter zu entlasten und die Aufgabenkomplexität zu reduzieren, um geschäftskritische Lösungen schnell zu realisieren ohne durch fehlende Fachkräfte gebremst zu werden. Zeit schlägt die Kosten, wenn es darum geht, nahtlos in ein Projekt einsteigen zu können.

Mein Rat für Personaler lautet daher, ein flexibles Talent-Sourcing für die personalkritischen Unternehmensbereiche und Aufgabenstellungen zu etablieren. Sie sollten die aktuelle Situation konkret dafür nutzen, ihre Personalausstattung zu überprüfen. Denn spätestens mit dem wirtschaftlichen Aufschwung müssen die wichtigen Skills an Bord sein, um die digitale Transformation zu bewerkstelligen.  


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