Wie Arbeitgeber mobiles Arbeiten unterstützen
Mit Beginn der Coronapandemie in Deutschland startete im März 2020 auch die Konstanzer Homeoffice-Studie des Future of Work Lab Konstanz. In dieser untersuchen Prof. Dr. Florian Kunze und sein Forschungsteam fortlaufend mit einer für die deutsche Erwerbsbevölkerung mit Bürotätigkeiten nach Alter und Geschlecht repräsentativen Stichprobe die Arbeitssituation rund ums Homeoffice. Alle Informationen und Studienergebnisse finden Sie auf der Studienhomepage und auch in dem Buch "Homeoffice und mobiles Arbeiten? Frag doch einfach!", welches 2021 veröffentlicht wurde. Die in diesem Beitrag vorgestellten Ergebnisse basieren auf der neuesten Studienbefragung vom April 2023 zum dreijährigen Jubiläum der Konstanzer Homeoffice-Studie, an der 645 Beschäftigte teilnahmen.
Anforderungen einer hybriden Arbeitswelt an Arbeitgeber
Homeoffice und mobiles Arbeiten haben sich seit Beginn der Coronapandemie in vielen Unternehmen mit Bürotätigkeiten fest etabliert und sind, auch drei Jahre nach Start der Konstanzer Homeoffice-Studie, bei den Beschäftigten sehr beliebt. Im Durchschnitt wünschen sich die Beschäftigten knapp drei Tage mobiles Arbeiten pro Woche – es wird also ein hybrides Arbeitsmodell mit Mischung aus Büro und Homeoffice bevorzugt. Für Arbeitgeber bedeutet dies, sich auf eine hybride Arbeitswelt einzustellen und Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Mitarbeitenden möglichst gut zu unterstützen. Wir haben den Teilnehmenden unserer Studie einige Fragen zu genauen Veränderungen und Implementierungen gestellt, die Arbeitgeber auf den Weg bringen konnten. Dieselben Fragen hatten wir im Juni 2021 auch schon gestellt, was einen interessanten Zeitvergleich ermöglicht.
Viele Betriebsvereinbarungen aber wenig Schulungen zu richtigem mobilem Arbeiten
Insgesamt gaben bei der neuesten Erhebungswelle vom April 2023 64 Prozent der Befragten an, dass es bei ihrem Arbeitgeber eine Betriebsvereinbarung zum Homeoffice und mobilen Arbeiten gibt. Im Juni 2021 waren dies noch 49 Prozent, was einen Anstieg um 15 Prozentpunkte ergibt. Es zeigt sich: Betriebsvereinbarungen, die genau festhalten, wann und wie viel mobil gearbeitet darf, sind ein beliebtes Mittel. (Lesen Sie auch: Was bei Homeoffice-Regelungen zu beachten ist).
Leicht gesunken ist dagegen die Anzahl an Befragten, die angaben, dass bei ihrem Arbeitgeber in letzter Zeit die Präferenzen der Mitarbeitenden zu Homeoffice und mobilem Arbeiten abgefragt wurden (2021: 32 Prozent; 2023: 30 Prozent). Einen leichten, wenn auch sehr geringen Anstieg gab es bei Schulungen zu mobilem Arbeiten. Mit 25 Prozent gab in der neuen Erhebung nur jeder Vierte der Befragten an, eine Schulung oder ein Training zum richtigen Arbeiten im Homeoffice oder mobilem Arbeiten vom Arbeitgeber erhalten zu haben, 2021 waren dies 21 Prozent. Der Umkehrschluss verdeutlicht: Drei Viertel aller Beschäftigten haben noch keine Schulung zum richtigen mobilen Arbeiten erhalten. Warum dies wichtig ist, und auf welche gesundheitlichen Aspekte geachtet werden sollte, haben wir in einem anderen Beitrag näher dargelegt.
Weniger Büroflächen, mehr Desk-Sharing-Angebote
Mehr Mitarbeitende im Homeoffice heißt gleichzeitig weniger Mitarbeitende vor Ort. Für Organisationen bietet sich daher die Gelegenheit, Büroflächen zu reduzieren und anders zu gestalten. Insgesamt sehen wir, dass 2023 bei 26 Prozent der Beschäftigten der Arbeitgeber damit begonnen hat, Büroflächen aufgrund des zunehmenden Homeoffice und mobilen Arbeitens zu reduzieren. Im Juni 2021 lag dieser Wert noch bei 17 Prozent, wir erkennen also einen deutlichen Anstieg um 9 Prozentpunkte. Auch die Art der vorhandenen Büroflächen verändert sich. Hybrides Arbeiten ermöglicht die sparsame Neugestaltung von Arbeitsplätzen wie zum Beispiel durch flexible Schreibtische, die keinem festen Mitarbeitenden zugeordnet sind. Mit einem Anstieg von 8 Prozentpunkten sehen wir bei 44 Prozent der Arbeitgeber solche geteilten Arbeitsplätze (Desk-Sharing), die von mehreren Mitarbeitenden genutzt werden können.
Fazit: Auf dem Weg in eine hybride Arbeitswelt
Letztendlich gibt es noch einige weitere Stellschrauben, an denen Arbeitgeber für eine bessere hybride Arbeitswelt drehen können. Wie diese hybride Arbeitswelt als Mischung aus Homeoffice und Präsenz im Büro letztendlich aussehen wird, scheint mit 43 Prozent weniger als die Hälfte der Arbeitgeber an ihre Mitarbeitenden klar zu kommunizieren: 2021 lag dieser Wert noch bei 33 Prozent. Klar ist: Organisationen sollten nicht versäumen, die Präferenzen ihrer Mitarbeitenden hinsichtlich der Arbeit im Homeoffice abzufragen und strategische Überlegungen zu treffen, die die Gesundheit und Produktivität ihrer Belegschaft in einer hybriden Arbeitswelt verbessern können. Während es in immer mehr Firmen eine interne Regulierung über Betriebsvereinbarungen gibt, ist es weiterhin erstaunlich, wie wenig Firmen in die systematische Qualifikation ihrer Mitarbeitenden für eine mobile Arbeitswelt investieren.
Buchtipp:
Kunze, F., Hampel, K., Zimmermann, S. (2021). Homeoffice und mobile Arbeit? Frag doch einfach. UTB Verlag, Stuttgart.
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