Mitarbeiterzufriedenheit: Gehalt, Urlaub statt Work-Life-Balance?

Niedriges Gehalt, wenig frei: Darüber kann sich die Mehrheit der deutschen Fach- und Führungskräfte laut einer Studie nicht beschweren. Daraus folgern die Studienautoren eine gute Work-Life-Balance. Doch eine zweite Studie zeigt, dass diese Gleichung nicht auf alle Arbeitnehmer zutrifft.

Deutsche Facharbeiter und Manager der mittleren Ebene gehören im europäischen Vergleich zu den Spitzenverdienern. Zu diesem Ergebnis kommt der "Towers Watson Global 50 Remuneration Planning Report", der Lohn- und Bonus-Informationen für 50 Schlüsselpositionen in 58 Ländern weltweit enthält. Der Analyse des Unternehmensberaters zufolge verdienten Facharbeiter in Deutschland im Jahr 2014 im Durchschnitt 51.565 Euro. Damit liegen sie auf dem fünften Platz nach der Schweiz, Dänemark, Luxemburg und Norwegen.

Noch besser stehen demnach Arbeitnehmer im mittleren Management da: Mit einem Grundgehalt von durchschnittlich 98.665 Euro erreichen sie den dritten Platz hinter der Schweiz und Luxemburg.

Andere haben mehr Geld, aber weniger Urlaub

Doch nicht nur beim Thema "Gehalt", auch beim Thema "Freizeit" können Deutschlands Fach- und Führungskräfte demnach jubeln. Denn ein deutscher Arbeitnehmer hat nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit im Schnitt jährlich 39 arbeitsfreie Tage – inklusive der gesetzlichen Feiertage.

Damit teilt sich Deutschland zusammen mit Schweden den fünften Platz. Mehr arbeitsfreie Tage gibt es nur noch in Russland, Finnland, Frankreich und Spanien.
Daraus folgern die Studienautoren, dass die deutschen Arbeitnehmer auch beim Thema "Work-Life-Balance" vorne liegen. Eigentlich verbirgt sich hinter dem, was die Autoren als "Work-Life-Balance" bezeichnen, jedoch eine "Salary-Life-Balance", denn die Autoren setzen dafür Gehalts- und Urlaubsranking zueinander ins Verhältnis. Wie viel die Befragten jedoch tatsächlich arbeiten und ob sie dies vielleicht auch während ihres Urlaubs tun, geht aus der Analyse nicht hervor.

Bei dem Abgleich von Gehalt und Urlaubstagen zeigte sich: Zwar verdienen Arbeitnehmer in anderen Ländern besser – etwa in der Schweiz –, dafür müssten sich diese aber mit weniger Urlaub zufrieden geben – die Eidgenossen etwa mit 27 arbeitsfreien Tagen.

Auch "Work-Life-Blending" hat Fans

Zur landläufigeren Definition von "Work-Life-Balance", also dem Verhältnis von Arbeits- zu Freizeit, befragte indes der Personalberater von Rundstedt 623 deutsche Arbeitnehmer – und kam zu einem weniger erfreulichen Ergebnis: Mehr als 40 Prozent der Befragten berichten davon, dass sich bei ihnen Arbeit und Freizeit vermischen – mit dem Ergebnis, dass sie regelmäßig Überstunden leisten.

Die Vermischung von Arbeit und Freizeit – das sogenannte "Work-Life-Blending" – bewerten 64 Prozent der Befragten kritisch: Sie glauben, es müsse eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit geben. Nur so schaffe man es, keinen der beiden Bereiche zu vernachlässigen.

Noch mehr, nämlich 69 Prozent, sind der Auffassung, dass sich bei fehlender Trennung tendenziell die Arbeit gegenüber der Freizeit durchsetze.

Die Studie zeigt allerdings auch, dass "Work-Life-Blending" eine größere Zahl von Anhängern hat: Mehr als 40 Prozent sehen klare Vorteile darin, wie zum Beispiel die flexible Zeiteinteilung und damit eine bessere Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben. Das deckt sich mit einer Befragung aus dem Vorjahr: Hier sagte jeder Zweite, er arbeite freiwillig in seiner Freizeit.

28 Prozent der Befragten der Von-Rundstedt-Studie gehen sogar noch weiter: Sie vertreten die Meinung, dass Menschen, die eine strikte Trennung der beiden Bereiche fordern, den falschen Beruf gewählt haben. Wem die Arbeit Spaß macht, wer von ihr überzeugt ist, sehe sie genauso als zentralen Teil des Lebens und finde dort ebenso viel Erfüllung wie in der Freizeit.