Gewinnt der Star oder das Team?


1
Kolumne zur Fußball-WM 2014: Stars versus Team?

Fußball und HR: Hier gibt es viele Parallelen. Die Redaktion des Personalmagazins schaut die WM durch die HR-Brille an und berichtet aktuell. Heute mit der Kolumne zum Thema: Einzelstars oder Team – wer gewinnt?

Die Portugiesen haben ihren Cristiano Ronaldo, die Argentinier den beliebten Messi und die Brasilianer tanzen Fußball-Samba mit Neymar. Oft sind sie es, die Superstars des Fußballs, die ihre Mannschaft zum Sieg führen, im richtigen Moment den Treffer landen und am Ende den Pokal in die Höhe strecken. Neymar hat seine Qualitäten im Auftaktspiel jedenfalls unter Beweis gestellt.

Das gibt dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung recht: Die Wissenschaftler sagen anhand der Marktwerte der Spieler den Ausgang der WM voraus. Diese Marktwertmethode beruht allein auf der Annahme, dass die Mannschaft mit den teuersten Spielern, sprich mit den Stars, auch die stärkste ist. Bei den vergangenen Fußball-Großereignissen haben sie die Sieger - zumindest nach eigenen Angaben - richtig prognostiziert. (Nebenbei bemerkt: Laut den DIW-Wissenschaftlern wird Spanien Weltmeister – falls Sie Ihren WM-Tipp noch heimlich korrigieren können...)

Wenn der Star nicht zum Team passt

Aber was passiert, wenn sich ein Star nicht ins Team einpassen kann? Das kommt jedenfalls in der Unternehmenswelt nicht so selten vor: Eine Kienbaum-Studie aus dem Jahr 2010 über High Potentials in Unternehmen zeigt, dass die Stars häufig an ihrer mangelnden Teamfähigkeit scheitern – neben fehlender Selbstkritik, Selbstüberschätzung und der hohen Anspruchshaltung. Eigenschaften, die man auch so manchem Fußballstar nachsagt. Daran können Projekte, Produktentwicklungen zugrunde und wohl auch Fußballspiele verloren gehen.

Wenn das Team den Sieg bringt

Gut, wir können nun also die Sprüche "Elf Freunde müsst ihr sein" und "Der Star ist die Mannschaft" bemühen und beschwören. Die Fußballfans, die diese Überzeugung mit stolz geschwellter Brust skandieren, stellen klar das Team in den Mittelpunkt – vor den Einzelstar. So lässt sich auch erklären, warum ein Team ohne bekannte Fußballstars gegen die Mannschaft aus hochbezahlten Ballwundern bestehen kann. In der Logik der Fußballfans waren dann die Stars wieder zu individuell, zu lechzend nach dem eigenen Torschuss unterwegs, während das gegnerische Team das blinde Zusammenspiel bis zum Schlusspfiff durchgezogen hat. Sozialpsychologen sprechen bei diesem Phänomen von "Kohäsion" – der Zusammenhalt in Gruppen.

Wenn der Zusammenhalt im Klettergarten hängt

Aber auch das Mannschaftsspiel hat seine Tücken und will gelernt sein. Glücklicherweise muss sich Jogi dabei nichts in der betrieblichen Weiterbildung abschauen, um seine Jungs auf die Kohäsion einzuschwören. Unternehmen schicken ja gerne ihre Teams über den Outdoor-Parcours, lassen sie zusammen ein Floß bauen oder ein großartiges Rätsel lösen. Alles um das Team zusammenzuschweißen, auf ein Ziel zu fokussieren, alle Talente zu nutzen. So soll auch im Berufsalltag die Leistung des Teams steigen – wenn die Outdoor-Veranstaltung nicht wieder einmal zum spaßigen Betriebsausflug verkommt oder das Event im Büro ohne frei schwingende Holzstämme in luftigen Baumwipfeln schnell in Vergessenheit gerät.

Wenn das Spiel entscheidet

Wenn man allein auf die Stars setzt, kann der Schuss also durchaus nach hinten losgehen (sorry, Marcelo). Wer die falschen Methoden verwendet, um einen Zusammenhalt im Team herzustellen, kann genauso scheitern. Aber am Ende – ja den Spruch müssen wir noch bemühen – muss das Runde eben ins Eckige. Ob vom Stürmerstart allein durchgezogen oder durch gekonntes Abspiel, ist dann egal. Drin ist drin.

Wie sich das Spiel am Montag zwischen Deutschland und Cristiano Ronaldo entscheidet, bleibt also spannend. Zur Not tut es statt dem blinden Zusammenhalt ja auch einmal ein blinder Schiri …

Tipp: Zur WM-Zeit gibt es mehr als 70 Millionen Bundestrainer in Deutschland – jeder mit seiner eigenen Meinung. Zählen auch Sie dazu? Dann nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten.

Autorin: Kristina Enderle da Silva ist Redakteurin im Personalmagazin.