Green HR: Für ein nachhaltiges Personalmanagement

Weniger Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß, mehr langfristige Projekte – immer mehr Unternehmen setzen sich gezielt für Umwelt- und Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein. Dem HR-Bereich kommt dabei eine führende Rolle zu, aber noch ist nachhaltiges HR-Management ausbaufähig.

Grüne und nachhaltige Personalarbeit ist langfristig orientiert, schont Ressourcen und fördert partnerschaftliche Beziehungen. Das führt zu loyalen Mitarbeitenden und einer hohen Arbeitgeberattraktivität. Erreicht wird dies aber nicht durch Öko-Marketinginstrumente, sondern durch stimmige HR-Maßnahmen.

Nachhaltige Arbeitgeber sind attraktiver

Mit glaubwürdigen Nachhaltigkeitsinstrumenten können die Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. Nach einer Onlineumfrage der Jobplattform Stepstone, für die rund 12.000 Menschen zur Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit im Job und bei der Jobsuche befragt wurden, ist Nachhaltigkeit für vier von zehn Befragten ein entscheidendes Kriterium für die Bindung an einen Arbeitgeber: Mehr als ein Drittel würden eine Kündigung erwägen, würde sich der Arbeitgeber bei einem umweltschädlichen Projekt engagieren.

Das IAB Betriebspanel sieht ebenfalls einen direkten Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Arbeitgeberattraktivität. Laut dieser Erhebung haben Unternehmen, die ökologische Nachhaltigkeit wichtig nehmen, einen geringeren Personalmangel und weniger Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Selbst der Umstand, dass ökologisch engagierte Betriebe zumindest im Durchschnitt eine geringere Lohnsumme je Beschäftigtem aufweisen, ändere nichts an dieser Tatsache.

Nachhaltigkeit ist mehr als Umweltschutz

Nachhaltigkeit bezieht sich jedoch nicht nur auf Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch auf langfristig angelegtes Handeln und bezieht außer ökologischen auch soziale und langfristig wirkende ökonomische Aspekte mit ein. Die Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um nachhaltiger zu werden, reichen von der Einführung papierloser Büros bis zu Boni für ressourcenschonendes Verhalten, von Fahrrad- statt Dienstwagen-Leasing bis zur Einführung einer nachhaltigen bAV, von sozialen Projekten bis zum Verzicht von Wegwerfwerbemitteln auf Recruitingmessen.

Die Palette der Möglichkeiten ist vielfältig und bietet für Unternehmen aller Größen Ansatzpunkte. Allerdings gilt es darauf zu achten, dass es sich um wirklich langfristig wirkende Maßnahmen handelt und nicht um grün eingefärbte Imagewerbung. Denn genau wie im Consumerbereich wird Greenwashing auch von Beschäftigten und Stellensuchenden schnell aufgedeckt und abgestraft.

Woran zeigt sich Nachhaltigkeit im Personalmanagement?

Wie wichtig ein nachhaltiges Personalmanagement ist, haben relativ viele Unternehmen erkannt: Knapp ein Drittel der Arbeitgeber kommuniziert auf der eigenen Karriereseite eine "grüne" Arbeitgebermarke, ermittelte eine empirische Studie an der Hochschule Niederrhein, die die Karriereseiten und Stellenausschreibungen der 150 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland untersuchte.

Bei den einzelnen Maßnahmen, die genannt werden, dominieren Homeoffice und flexible Arbeitszeiten (69 Prozent), die Bezuschussung von ÖPNV-Tickets (23 Prozent) und Umwelttage beziehungsweise -projekte (18 Prozent). Auch Dienstrad-Leasing (17 Prozent), Schulungen und Workshops (13 Prozent) sowie ein Fuhrpark mit Elektroautos (elf Prozent) zählen bei einigen der Unternehmen dazu. Weniger Unternehmen bauen "grüne" Teams auf (acht Prozent), bieten vegane oder vegetarische Gerichte in der Kantine (acht Prozent) oder Corporate Gardening (fünf Prozent).

Entwicklung des Personalmanagements in Richtung Nachhaltigkeit

Die Studie macht deutlich, dass es gerade bei den HR-spezifischen Maßnahmen noch Luft nach oben gibt: Nur ein Prozent der Unternehmen kommuniziert, dass die Einstellung und Auswahl von Personal nach ökologischen Kriterien erfüllt. Ebenso vermittelt nur ein Prozent der Firmen umweltbezogene Richtlinien und Aktivitäten während des Onboardings. Auch ökologische Aspekte in Ziel- oder Leistungsbeurteilen oder ein "grünes" betriebliches Vorschlagswesen gehen nur sehr selten aus den Webseiten der Firmen hervor.

Die Studienautoren analysierten darüber hinaus, wie Unternehmen reagieren, wenn sich Bewerberinnen oder Bewerber nach ökologischen HR-Maßnahmen erkundigen. Nur ein Viertel der Unternehmen gab eine inhaltliche Rückmeldung auf diese Frage. Darunter verwies knapp die Hälfte auf ihre Unternehmenswebseite, zum Beispiel den Nachhaltigkeitsbericht. Fast ebenso viele Firmen stellten per E-Mail ihre konkreten Maßnahmen grüner Personalarbeit vor. Von nur vier Prozent der Unternehmen kam der Vorschlag, die ökologischen Maßnahmen in einem persönlichen Gespräch zu erläutern.

Instrumente für mehr Nachhaltigkeit

Welche konkreten Instrumente für die praktische, nachhaltige Personalarbeit gibt es? Wie lassen sie sich im Unternehmen umsetzen? Wie ist die Einordnung im rechtlichen Kontext zu sehen? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. Rupert Felder in seinem Buch "Nachhaltigkeit und HR" (Haufe). Der Senior Vice President Global HR bei Heidelberger Druckmaschinen und Honorarprofessor an der Hochschule Rhein-Main gibt konkrete Einblicke in eine Vergütung mit Langfristzielen, in neue Anforderungen an Bildung und Qualifizierung und in Maßnahmen für ein nachhaltiges Azubi-Investment. In der Personalmagazin-Ausgabe 07/2021 stellt Rupert Felder zwölf Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit vor.


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