"Kollaboration ist ein Key Driver für Erfolg"
Haufe Online-Redaktion: Frau Herkenrath, als People & Organisation-Managerin haben Sie im Lufthansa Innovation Hub das Programm vorangetrieben. Was genau steckt hinter dem "Green Mobility"-Trainee?
Vera Herkenrath: Das Konzept ist folgendes: In 24 Monaten durchlaufen die Trainees vier Projekte mit Fokus Nachhaltigkeit, je sechs Monate. Zur Auswahl stehen ihnen sechs Partnerunternehmen: die Lufthansa Cargo, der Lufthansa Innovation Hub (LIH), Daimler Truck, DB Schenker, Onomotion und Timematters. Neben aller Projektarbeit finden Netzwerkveranstaltungen und Safarisessions statt, um bisherige Erfahrungen zu teilen. Dazu gehören auch Feedback- und Übergabegespräche, sodass der Transfer gewährleistet ist. Ideengeberin des Programms war die Lufthansa Group, die auf uns, den LIH als ihre Digitalisierungseinheit, zukam. Wir sind Anlaufpunkt für alle administrativen Fragen und Homebase der fünf Trainees.
Mobilität ganzheitlich und vernetzt denken
Haufe Online-Redaktion: Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Traineeship?
Herkenrath: Für uns waren drei Gründe leitend. Erstens: Nachhaltigkeit ist das große Thema der Industrie. Doch klar ist zweitens: Allein wird es nicht funktionieren. Denn es geht um ganzheitliche Mobilität. Wir im Luftverkehr sind nur ein Teil der Mobilitätskette. Insofern sind Kollaboration und Vernetzung hier unabdingbar. Kollaboration ist ein Key Driver für Erfolg. Darum auch die Wahl der Startups. Es geht darum, voneinander zu lernen, uns und den Trainees den Austausch zwischen den Unternehmen zu ermöglichen. Und drittens: der Bewerbermarkt. Der Anspruch der Talente hat sich verändert. Wo früher Brand Awareness wichtig war, suchen die Talente heute einen Zweck, warum sie irgendwo arbeiten.
Haufe Online-Redaktion: Herr Seelbach, Sie sind mit ihrem Startup Onomotion auch Teil des Traineeprogramms. Was hat Sie dazu bewogen?
Beres Seelbach: Ich war von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt. Auch aus drei Gründen: Der erste Grund ist, dass es den Trainees ermöglicht, Einblick in mehrere Unternehmen zu erhalten. Das hätte ich als Trainee auch spannend gefunden. Der zweite ist, dass wir als Startup natürlich von großen Konzernen lernen können, wie ein solcher Prozess abläuft, von Recruiting bis zum Aufbau des Traineeships. Und drittens haben auch wir Interesse an den Kandidaten, die durch den Projektwechsel neues Wissen bei uns implementieren können.
Trainees sollen Vision von Nachhaltigkeit mit aufbauen
Haufe Online-Redaktion: In Ihrem Programm ist zu lesen: Die Trainees sollen in eine "grünere Mobilitätsbranche" hineinwachsen. Was können die Trainees in Ihren Unternehmen an Visionen und Nachhaltigkeitsstrategien erwarten?
Seelbach: Unsere Vision ist eine Stadt ohne Lärm, Abgase und Unfälle. Eine Stadt komplett mit Elektrofahrzeugen. Und genau als Fahrzeugentwickler, als Mobilitätsdienstleiter sind wir gestartet. Gerade bauen wir ein neues Standbein auf. Wir werden Logistiker und setzen auf Wechselcontainer. Die Container werden außerhalb der Stadt befüllt, mit einem Elektro-Lkw in die Stadt gebracht, in City-Hubs zwischengelagert und unser Fahrzeug, das elektrische Cargo-Bike, macht die letzte Meile. Der Trainee erlebt also ein Startup im Startup und kann miterleben, eine solche Vision aufzubauen.
Herkenrath: Für uns ist CO2-Kompensation als Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ein großes Thema. "Compensaid" ist beispielsweise im Lufthansa Innovation Hub entstanden. Das ist die Plattform für nachhaltiges Fliegen der Lufthansa Airlines und bot Flugreisenden erstmals Kompensation durch nachhaltige Kraftstoffe. Mit "Squake" haben wir eine firmenexterne Kompensationsplattform für den Mobilitäts- und Logistikmarkt geschaffen. Auch im Forschungsbereich ist Nachhaltigkeit weiter im Fokus.
Partnerunternehmen müssen sich als Arbeitgeber beweisen
Haufe Online-Redaktion: Talente gewinnen – das wollen Sie beide und sicher auch die anderen. Entsteht da nicht ein Konfliktfeld am Ende des Traineeprogramms?
Herkenrath: Eine Übernahmegarantie gibt es nicht. Aber wir wollen definitiv Talente gewinnen. Auch die Unternehmen müssen sich in den 24 Monaten beweisen. Der Bessere gewinnt. Da wird es offene Gespräche geben, und irgendwo passt es besser. Aber wir freuen uns für jedes Talent, das im Anschluss an das Programm eine Stelle findet.
Seelbach: Da stimme ich zu. Am Ende wird der Trainee vielleicht wählen. Nicht nur das Gehalt ist dabei entscheidend, auch die Passung in die Teamkultur. Überhaupt hilft das Programm sicher, bei Talenten bekannter zu werden. Für uns alle geht es darum, ein attraktiver Employer zu sein. Und wir können als Arbeitgeber lernen, unsere Vision, nämlich Prozesse nachhaltiger zu gestalten, glaubhaft zu vermitteln. Denn darin liegt die Herausforderung, junge Leute mit Überzeugung an das Unternehmen zu binden.
"Shared Economy" als Leitgedanke im gesamten Prozess
Haufe Online-Redaktion: Wie genau läuft der Auswahlprozess der Trainees ab?
Seelbach: Der erste Schritt nach der Bewerbung war ein Online-Test, darauf folgten Interview-Termine mit 45 Bewerbern à 30 Minuten. Wir haben die Interviews gleichberechtigt in Teams geführt, einen gemeinsamen Interviewleitfaden erstellt und auf Grundlage eines Bewertungsbogens eine Gewichtung abgegeben. Eine Auswahl an Kandidaten erhielt dann eine Einladung zum Assessment-Center.
Herkenrath: Alles, was wir machen, wird gemeinschaftlich gemacht. Wir wollen die Idee einer Shared Economy wirklich eins zu eins auf den Talentbereich umlegen. Jede Firma war involviert, auch bei der Definition der Kompetenzen. Mitgewirkt haben nicht nur HR-Kollegen der Partnerfirmen, sondern auch Kollegen aus dem Nachhaltigkeitsbereich. Wir kommunizieren alles offen.
Haufe Online-Redaktion: Welche Kompetenzen der Trainees sind euch denn am wichtigsten?
Seelbach: Da ich aus einem grünen Unternehmen komme, war für mich die Frage: Was bedeutet Nachhaltigkeit im Leben der Trainees? Denken sie über ihr Handeln nach? Und natürlich spielt auch das Teamverhalten eine Rolle.
Herkenrath: Uns war noch wichtig, dass die Trainees diverse Hintergründe mitbringen. Und das tun sie auch. Die Trainees kommen aus dem Technikbereich, Wirtschaftsingenieurswesen oder klassisch aus der BWL. Und genauso divers werden sie auch arbeiten. Die Trainees müssen Passion für das Nachhaltigkeitsthema mitbringen, und natürlich flexibel sein, weil die Projekte quer in Deutschland verteilt sind.
Zu den Personen:
Vera Herkenrath ist Senior People & Organisation-Managerin beim Lufthansa Innovation Hub und koordiniert das Trainee-Programm.
Beres Seelbach, Gründer und CEO bei Onomotion, ist mit seinem Startup Teil des Programms.
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