Frauen in Führung: Leadership mit Einfühlungsvermögen

Im Zuge der Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden sogenannte Soft Skills immer mehr zu Schlüsselqualifikationen für Führungskräfte. Eine globale Studie weist nun nach, was viele bereits vermutet hatten: Bei den emotionalen und sozialen Kompetenzen können Frauen besonders punkten.

"Der Mensch bleibt im Mittelpunkt – bei allem technischen Fortschritt", bilanzierte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles jüngst auf der "Halbzeitkonferenz Arbeiten 4.0". Im Rahmen der Veranstaltung zog die Ministerin außerdem ein Fazit zum Rahmenprojekt „Gute Führung“. Eine der zentralen Einsichten aus den Forschungsbemühungen rund um das Projekt sei etwa, dass die ideale Arbeitswelt für viele Arbeitnehmer durch gegenseitige Loyalität, die Wertschätzung von Leistungen sowie die Teilhabe an einer Solidargemeinschaft gekennzeichnet sei – Werte, die Führungskräfte verkörpern sollten.

Soft Skills als führungsrelevante Kompetenzen

Im Umgang mit den Mitarbeitern zählen emotionale und soziale Kompetenzen zu den Basiselementen eines effektiven Leadership. Die Beratungsgesellschaft Korn Ferry Hay Group hat nun mit einer globalen Studie nachgewiesen, dass Frauen in diesen führungsrelevanten Kompetenzen scheinbar besser abschneiden als ihre männlichen Kollegen. Für die Untersuchung wurden zwischen 2011 und 2015 über 55.000 Arbeitnehmer aus 90 Ländern befragt.

Große Unterschiede bei den emotionalen Fertigkeiten

Im Bereich der Selbstwahrnehmung, eine Eigenschaft die zu den Kernfähigkeiten der emotionalen Kompetenz zählt, stellt die Korn-Ferry-Hay-Studie die größten Unterschiede zwischen Frauen und Männern fest: Die Wahrscheinlichkeit, sich selbst richtig wahrzunehmen, läge demnach bei den Frauen um 100 Prozent höher. Im Vergleich zu den männlichen Kollegen sei zudem die Wahrscheinlichkeit für durchgehend empathisches Verhalten, also einfühlsames Vorgehen, bei Frauen um 76 Prozentpunkte höher.

Frauen unter fast allen Aspekten führend

In beinahe allen Kompetenzkategorien, die die Forscher untersuchten, hatten die Frauen die Nase vorn: So etwa beim Coaching und Mentoring, dem Konfliktmanagement, der Sensibilität für organisatorische Aspekte, bei der Anpassungsfähigkeit sowie auch in puncto Teamwork. Den geringsten Unterschied zwischen den Geschlechtern stellte die Untersuchung im Hinblick auf die positive Grundhaltung fest. Hier sei die Wahrscheinlichkeit einer konsequent positiven Einstellung bei Frauen nur um neun Prozent höher als bei den Männern.

Emotionale Intelligenz für die Mitarbeiterbindung

Ein weiteres wesentliches Ergebnis der Korn-Ferry-Hay-Studie liegt außerdem in der Feststellung, dass Soft Skills großen Einfluss darauf hätten, wie lange Mitarbeiter im Unternehmen blieben. So stellte die Studie auch fest, dass Manager mit ausgeprägter sozialer und emotionaler Intelligenz ein Umfeld schaffen würden, in dem die Mitarbeiter engagierter arbeiteten und sich länger an das Unternehmen binden würden. Bei den Führungskräften mit wenig ausgeprägter emotionaler Intelligenz stiege hingegen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Mitarbeiter den Betrieb verließen.

Handlungsbedarf auf der Führungsebene

Zeitgemäße und gute Führung sei also emotionale, oder besser gesagt emotional und sozial kompetente Führung, wie die Untersuchung nahelegt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen. Denn zwischen einer hohen emotionalen Intelligenz und einer guten Performance als Führungskraft besteht ein enger Zusammenhang“, fasst Bibi Hahn, Geschäftsführerin der Hay Group GmbH, programmatisch zusammen. 

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