Employer Branding für Menschen mit Behinderung

Eine echte Teilnahme von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz beginnt beim Employer Branding und Recruiting. Die Bewerberkommunikation sollte so gestaltet sein, dass sich alle Bewerbenden gleichermaßen angesprochen fühlen. Fünf Tipps für eine inklusive Karriereseite.

Die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist für viele Unternehmen ein Anliegen. Sie haben erkannt, dass sie dabei Mitarbeitende mit sehr hoher Motivation bekommen, die das Team mitreißen können. Im Kollegenkreis wiederum werden Problemlösungsfähigkeiten geschult sowie Empathie und soziale Kompetenzen ausgebaut.

Wenn Inklusion am Recruiting scheitert

Aber häufig scheitert die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung daran, dass Arbeitgeber keine entsprechenden Bewerbungen erhalten. Der Grund: Bewerberinnen und Bewerber mit Behinderung fühlen sich ausgegrenzt.

Fünf Tipps für inklusive Karriereseiten

Stellenangebote auf Karriereseiten müssen alle Bevölkerungsgruppen ansprechen und inklusiv gestaltet sein. Nora Feist, die als Geschäftsführerin der Berliner Agentur für PR und Brand Storytelling Mashup Communications unter anderem den Bereich Employer Branding verantwortet, zeigt zusammen mit Nils Dreyer, Projektleiter von Inklupreneur, wie die eigene Karriereseite Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen anspricht und begeistert:

  1. Authentizität vermitteln: Eine Jobseite lebt von authentischen Geschichten aus dem Unternehmensalltag, um Talenten einen nahbaren Blick hinter die Kulissen zu geben. Hier bietet es sich an, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Wort kommen zu lassen und potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern schon ein Gefühl zu geben, wie es ist, Teil des Teams zu sein. Arbeiten Menschen mit Behinderung im Unternehmen, eignen sich Video-Interviews und Statements, um der Wertekultur der Organisation Ausdruck zu verleihen.
  2. Finger weg von klischeehaften Stockfotos: Personen abzubilden, die nicht im Unternehmen arbeiten, ist nicht empfehlenswert. Fotos sollten aus dem realen Arbeitsumfeld kommen. Bei der Bilderstellung sollten Unternehmen jedoch darauf achten, Personen im Rollstuhl nicht von oben herab zu fotografieren, sondern möglichst auf Augenhöhe. Zudem gibt es mittlerweile einige gute Beispiele, die die Beeinträchtigung nicht zu sehr in den Fokus stellen, sondern erst auf den zweiten Blick sichtbar machen. Einsehbar sind diese beispielsweise auf der Plattform "Gesellschaftsbilder". Unterschiedliche Behinderungen zu zeigen, die weg von Klischees gehen, wirkt sich sogleich positiv für den Ersten Eindruck auf der Karriereseite aus.
  3. Benefits und Zielsetzungen ehrlich kommunizieren: Auch wenn das Unternehmen noch keine Mitarbeitenden mit Behinderung beschäftigt, kann es entsprechende Benefits und Zielsetzungen auf der Karriereseite kommunizieren. So zeigen Unternehmen, dass ein Platz für Menschen mit einer Behinderung in der Organisation geschaffen wird und auch besondere Anforderungen willkommen sind. Dies senkt die Hürden bei Menschen mit Handicap, sich zu bewerben. Darüber hinaus können Firmen ihr Bestreben, inklusiv zu sein, offen aussprechen. Unterstützt ein Unternehmen inklusive Projekte, bietet es sich an, das beispielsweise in Form eines Statements für alle Besucherinnen und Besucher der Karriereseite zu visualisieren. Ein paar direkte, klar positionierte Sätze öffnen mentale Türen für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber.
  4. Auf technische Barrierefreiheit achten: Menschen mit Behinderung nehmen die Welt um sie herum anders wahr. Barrierefreiheit im Netz bedeutet auch, die technische Komponente dahinter zu berücksichtigen. Zwar gibt es heute praktische Hilfsmittel wie Screenreader, um blinden und sehbehinderten Menschen die Reise durch das Netz zu ermöglichen. Allerdings müssen diese auch reibungslos funktionieren – das geht nur, wenn richtige Voraussetzungen auf der Karriereseite gegeben sind. Audioformate sind für Menschen mit einer Sehbehinderung eine Erleichterung, da sie sich die Texte vorlesen lassen können. Bildbeschreibungen und Alternativtexte vermitteln sehbehinderten Bewerberinnen und Bewerbern eine Vorstellung der visuellen Inhalte. Zudem öffnet eine barrierefreie und einfache Sprache die Tür für alle Talente – nicht nur für Menschen mit Handicap. Wichtiger Tipp: Die Navigation auf der Karriereseite so simpel wie möglich gestalten und sich nicht in endlosen Unterseiten verlieren.
  5. Inklusionsgedanke als Teil der Unternehmens-DNA sichtbar machen: Unternehmen, die den Inklusionsgedanken kommunizieren wollen, müssen sicherstellen, dass dieser nicht nur in ihrer DNA verankert ist, sondern auch von allen Beschäftigten gelebt wird. Geschäftsführung und Personalabteilung sollten dafür sorgen, dass ihre Beschäftigten aufgeschlossen und rücksichtsvoll gegenüber Minderheiten sind. Ein gemeinsam aufgesetztes Manifest oder Wertesystem, dass von allen Mitarbeitenden getragen wird, ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiven Unternehmenskultur. Auch dieses kann auf der Karriereseite veröffentlicht werden.

Inklusives Recruiting: Alle Menschen ansprechen und willkommen heißen

Bei einer integrativen Employer-Branding-Strategie geht es vor allem darum, authentisch, empathisch und offen zu sein und den Kreis der Talente zu erweitern. Wenn sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesprochen, vertreten und eingebunden fühlen, ist der erste Schritt bereits getan. Am Ende profitieren alle von einer inklusiven Arbeitswelt, die besonderen Bedürfnissen Rechnung trägt.

Inklusives Employer Branding und Recruiting fängt mit der Überarbeitung der Karriereseite an. Im weiteren Verlauf kann das Unternehmen prüfen, ob es Stellenanzeigen gezielt auch auf spezialisierten Jobportalen für Menschen mit Behinderung veröffentlicht, um eine größere Reichweite für seine Stellenangebote zu erhalten. Darüber hinaus gilt es, den Auswahlprozess barriere- und diskriminierungsfrei zu gestalten.


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Schlagworte zum Thema:  Employer Branding, Recruiting, Inklusion