Leitbild der digitalen Führungskraft

"Kontrolle aufgeben, Führung behalten" – so könnte man die Maxime von Digital Leadership zusammenfassen. Welche Regeln gelten für Führung im Digitalzeitalter, woran können sich Führungskräfte orientieren? Wolfgang Jäger und Kai-Nils Eicke umreißen das Leitbild der digitalen Führungskraft.

In Zeiten sozialer Technologien ist Führung keine Frage mehr der Position, sondern vielmehr der Anzahl (und Qualität) der Follower. Es gilt zu erkennen, dass die bisherige Führungsleistung bzw. das eigene Können beschränkt und nicht mehr (allein) ausreichend ist. Andere Vorgehensmodelle sind zu suchen, zu akzeptieren, das eigene Vorgehensmodell sollte angepasst werden. Gleichzeitig empfiehlt es sich von einem "Leadership by Walking Around"-Modell zu verabschieden und ein "Remote Leadership" statt einem "Gluckenmodell" zu etablieren – bei zunehmend virtuellen Strukturen.

Regeln für Digital Leadership

In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die sich für die (Firmen-)Vision begeistern, die die Netzwerke pflegen und sich engagieren, um die Arbeit für alle ein bisschen besser zu machen. Diese gilt es mit entsprechender (Führungs-)Kultur zu fördern bzw. Barrieren und Hindernisse, die ihnen im Weg sind, abzubauen.

Folgende Regeln helfen dabei, den Weg für Digital Leadership zu ebnen:

  1. Erkenne und respektiere die neue Macht deiner Mitarbeiter.
  2. Teile Informationen, um Vertrauen aufzubauen.
  3. Zeige Neugier und Bescheidenheit.
  4. Fordere Offenheit ein.
  5. Vergib Fehler.

Leitplanken für Digital Leadership

Führungskräfte sind immer mehr in der Funktion als Katalysatoren und Inspiratoren gefordert. Das Ziel besteht in einer gemeinsamen Vision, die zugleich ein entsprechendes Commitment schafft. Die größte Veränderung aber lautet: Kontrolle aufgeben, Führung behalten. Dabei sind folgende Leitplanken zu beachten:

  • Vernetzung – Nachhaltiger Erfolg kann nur mit intelligenter Vernetzung erreicht werden. Sammler, Hüter und Weiterverteiler von Informationen sind out. Experten zu bestimmten Themen können über soziale Netzwerke erreicht werden. Es wird "gelinked & geliked", statt den Dienstweg über den nächsthöheren Vorgesetzten zu gehen. Ethisches Verhalten, soziale Verantwortung und Sinnstiftung werden deshalb zunehmend wichtiger. Neue Werte werden das Verhalten bestimmen. Und die nächste Stufe im Kondratieff-Zyklus (heute Globalisierung und Kommunikation, morgen Vernetzung) wird durch Werte, Nachhaltigkeit und Sinnstiftung geprägt. Die Führungskraft ist in der Verantwortung, ihren Mitarbeitern den bestmöglichen, arbeitsorganisatorischen Rahmen zur Verfügung zu stellen.
  • Mitarbeiterorientierung – Starke Mitarbeiterorientierung ist ein Muss. Ohne kontinuierliches, differenziertes Feedback geht es in der Mitarbeiterführung nicht mehr. Nachrückende Mitarbeiter wollen anders geführt werden als ihre älteren Kollegen, kulturelle Vielfalt und Lebensformen und Lebensabschnitte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Herausforderungen durch den demographischen Wandel müssen beachtet werden.
  • Führung auf Distanz – Remote Leadership statt Gluckenmodell. Das Gluckenmodell, dem gemäß sich die Mitarbeiter ständig um den Chef drängen wie Küken um eine Henne, funktioniert immer seltener. Diversität der Arbeitsformate ist gefragt und wird weiter stark zunehmen.
  • Gesunde Vielfalt – Gesundheit fördern und Vielfalt ermöglichen. Die längeren Lebensarbeitszeiten mit unterschiedlichsten Arbeitsmodellen, die Zusammenarbeit im Team von verschiedenen Generationen sowie die Beachtung der Kulturen, Sprachen oder Religionen, werden die Führungskräfte in der Zukunft vor andere Anforderungen stellen.
  • Werte- und Vertriebsorientierung – Marktveränderungen frühzeitig erkennen. Konsequente kundenorientierte Unternehmensführung ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Marktveränderungen, die Anpassung interner Denkweisen und Strukturen (Ordnungssystem) an eine neue Marktsituation, sodass neue Innovationen entstehen und Unsicherheiten aufgrund von Veränderungen minimiert werden können.


Prof. Dr. Wolfang Jäger war von 1995 bis 2018 Professor im Studiengang Media Management der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Er ist dort weiterhin mit verschiedenen Forschungsprojekten aktiv. Zudem ist er Gesellschafter der Dr. Jäger Management-Beratung und der DJM Consulting GmbH.

Dr. Kai-Nils Eicke ist Geschäftsführer der DJM Communication GmbH und berät seit über 15 Jahren in strategischer Kommunikation und Public Relations.


Buchtipp:

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der 2. Auflage des Buchs "Digital Leadership. Erfolgreich Führen in Zeiten der Digital Economy", das von Professor Dr. Thorsten Petry herausgegeben wird. Darin stellen renommierte Experten aus Unternehmen, Beratung und Wissenschaft neue Managementansätze vor und sensibilisieren für Herausforderungen der Unternehmens- und Personalführung im Digitalzeitalter. Den Titel können Sie im Haufe-Shop erwerben.

Schlagworte zum Thema:  Leadership, Digitalisierung