Best-Recruiters-Studie

Wo deutsche Unternehmen im Recruiting punkten


Best-Recruiters-Studie: Recruiting in Deutschland

Weil immer mehr Bewerberinnen und Bewerber KI für ihr Anschreiben nutzen, müssen Arbeitgeber genau hinschauen, um die richtigen Talente zu finden. Doch den direkten Kontakt vernachlässigen viele deutsche Unternehmen. Wo sie im Recruiting gut aufgestellt sind und wo sie Nachholbedarf haben, ermittelte die Best-Recruiters-Studie.

Ob eine Bewerbung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) geschrieben wurde, macht im Einstellungsprozess offenbar keinen Unterschied. Die Studienautoren von Best Recruiters testeten mit Mystery-Bewerbungen die Rückmeldequote von Arbeitgebern. Eine von vier Mystery-Bewerbungen pro Unternehmen war dabei vollständig KI-generiert. Doch die Rückmeldungen der Arbeitgeber unterschieden sich nicht signifikant von den anderen Test-Bewerbungen. Die Studienautoren folgern daraus: Unternehmen müssen noch genauer hinschauen und sich auf den persönlichen Kontakt konzentrieren.

Doch gerade hier sind die Unternehmen in Deutschland schlecht aufgestellt. Nur ein Drittel der untersuchten Karriereseiten enthält designierte Ansprechpersonen, die kontaktiert werden können. Im Vergleich: Die KI-generierten Bewerbungen wurden in Österreich deutlich häufiger abgelehnt als in Deutschland. Hier haben es Bewerberinnen und Bewerber, die KI zur Erstellung ihrer Unterlagen verwenden, deutlich schwerer, zu einem Interview eingeladen zu werden.

Recruiting: Deutsche Arbeitgeber punkten mit Social Media

In Deutschland wird Social Media besonders häufig für das Recruiting genutzt: Zwölf Prozent der in die Analyse einbezogenen deutschen Arbeitgeber sind auf Tiktok, 65 Prozent nutzen Instagram und 89 Prozent Linkedin. Damit liegt Deutschland im DACH-Raum vorn. Doch auch hier mangelt es wieder am persönlichen Austausch. Nur jedes zehnte Unternehmen tritt auf Social Media aktiv in den Dialog mit der Community. Die Arbeitgeber posten, hören aber kaum zu.

Die mobile Nutzerfreundlichkeit der Karriereseiten in Deutschland liegt laut Studie bei 47 Prozent. Hier besteht also noch Optimierungsbedarf. Aber im Vergleich mit dem DACH-Raum (42 Prozent) sind die deutschen Arbeitgeber schon etwas besser aufgestellt. Relativ weit fortgeschritten sind dagegen die Mobile-Recruiting-Angebote: Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen (64 Prozent) bieten mobile Bewerbungsmöglichkeiten.

Gehalt bleibt ein Tabuthema im Recruiting

Laut der EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die im Juni 2026 in Kraft tritt, müssen Stellensuchende bereits im Bewerbungsprozess über die Entlohnung informiert werden. In Deutschland wird jedoch erst in vier Prozent der untersuchten Stelleninserate das Gehalt genannt. Auch in Österreich – wo die Gehaltsangabe bereits gesetzlich vorgeschrieben ist – fehlt diese noch bei 15 Prozent der Jobanzeigen.

Zur Gehaltstransparenz empfiehlt Studienleiter Christian Pasteka, nicht nur das Mindestgehalt anzugeben, sondern möglichst konkret zu werden: "Wie bei anderen Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Homeoffice geht es auch beim Gehalt darum, die Erwartungen schon vor einer möglichen Bewerbung abzugleichen, um die richtigen Arbeitgeber und Bewerbenden zusammenzuführen."

Führungskultur ist in Stellenanzeigen kaum sichtbar

Lediglich zwei Prozent der untersuchten Stellenanzeigen erhalten Aussagen zum Führungsstil, der in den Unternehmen gelebt wird. Auf ihren Karriereseiten thematisieren 37 Prozent der deutschen Arbeitgeber Leadership in verschiedenen Dimensionen. Klare Führungsgrundsätze finden sich jedoch nur auf neun Prozent der Webseiten. Erfahrungsberichte von Führungskräften bietet jede zehnte Webseite. Doch diese sind wenig divers, wie Studienbeirätin Agnes Koller betont: "Bei den Analysen fällt auf, dass nur zwei Prozent der Arbeitgeber Führungskräfte aus unterschiedlichen Diversity-Dimensionen zeigen. Zumeist sind entweder nur Männer oder nur Frauen repräsentiert, nur Ältere oder nur Jüngere. Dies vermittelt den Eindruck, dass diese Gruppe vorrangig mit Führungsaufgaben betraut wird, und erschwert gleichzeitig die Identifikation mit den Testimonials.“

Ghosting bei Anfragen junger Bewerber

Für die Studie wurde auch die Anfrage eines fiktiven 18-Jährigen versandt, der sich nach Kennenlern- und Schnuppermöglichkeiten erkundigte, um erste Berufserfahrung zu sammeln. Diese Anfrage blieb in 51 Prozent der Fälle völlig unbeantwortet. Nur 31 Prozent der Arbeitgeber antworteten innerhalb von drei Tagen.

Die zehn besten Recruiter in Deutschland

Für die Studie Best Recruiters 2024/25 wurde der gesamte Bewerbungsprozess anhand von 330 Kriterien untersucht und über 1.400 Arbeitgeber im DACH-Raum analysiert. Im Fokus der Untersuchung standen unter anderem die Inhalte und Technik der Online-Recruting-Präsenz, der Informationsgehalt und die Gestaltung von Stellenenzeigen, die Usability von und die Resonanz auf Bewerbungen sowie Erfahrungsberichte von Bewerberinnen und Bewerbern. In Deutschland wurde das Recruiting von 433 Organisationen untersucht. Von diesen haben die folgenden zehn Arbeitgeber die Studienkriterien am besten erfüllt.

Rang 1: Rheinenergie (Vorjahr: Rang 2)
Rang 2: Kaufland (Vorjahr: Rang 13)
Rang 3: Deutsche Telekom (Vorjahr: Rang 18)
Rang 4: Tennet TSO (Vorjahr: Rang 35)
Rang 5: KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Vorjahr: Rang 3)
Rang 6: Deloitte (Vorjahr: Rang 22)
Rang 7: Randstad Deutschland (Vorjahr: Rang 68)
Rang 8: Bundesagentur für Arbeit (Vorjahr: Rang 44)
Rang 9: Gothaer Versicherungsbank (Vorjahr: Rang 96)
Rang 10: Stihl (Vorjahr: Rang 23)


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