Lernkultur im Unternehmen schaffen

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist eine Unternehmenskultur, die als Lernkultur angelegt ist. Sie fördert insbesondere das experimentelle Lernen im eigenen Arbeitsumfeld und erfordert eine gewisse Fehlertoleranz. Dies bedeutet nicht, dass Fehler einfach hingenommen, sondern als Chance für Verbesserungen gesehen werden. Darüber hinaus weist eine Lernkultur folgende Merkmale auf:

  • Den Mitarbeitern werden Räumlichkeiten als Lernzonen zur Verfügung gestellt.
  • Die Mitarbeiter werden zum Lernen motiviert, die Entgelt- und Anreizsysteme entsprechend angepasst.
  • Es werden lern orientierte Arbeitszeitregelungen eingeführt, die den Mitarbeitern Lernzeiten ermöglichen.
  • Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Lernformaten zu wählen.
  • Informationen werden geteilt. Es gibt keine Wissenssilos und keine Abschottung zwischen verschieden Unternehmensbereichen. Der Wissensaustausch in Netzwerken wird gefördert.

Agile Lernmethoden

Immer stärker an Bedeutung gewinnen heute agile Lernmethoden, die klassische Präsenzveranstaltungen und Workshops in den Hintergrund drängen. Diese Methoden ermöglichen ein selbstgesteuertes und flexibles Lernen und Arbeiten und führen zunehmend zu einer Verschmelzung von Arbeit und Lernen. Beispiele sind die kollegiale Fallberatung, Barcamps, Design Thinking, Learning Communities und Working out loud.

 
Praxis-Beispiel

Open-Space-Veranstaltungen

Signifikante Lerneffekte lassen sich vor allem mit der Teilnahme an Open-Space-Veranstaltungen erzielen. Bei dieser Konferenzmethode können Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen Ideen und Lösungsvorschläge zu bestimmten festgelegten Themen in sehr kurzer Zeit erarbeiten. Im Anschluss daran wird über die Ergebnisse diskutiert.

Qualitätszirkel

[1]

Hier treffen sich fünf bis zehn Kollegen eines Arbeitsgebiets auf freiwilliger Basis zu regelmäßigen Gesprächsrunden. Dabei lösen die Mitarbeiter in ihrem täglichen Arbeitsumfeld ihre Probleme selbst. Ein ausgebildeter Moderator unterstützt und leitet ggf. die Arbeit der Gruppe. Die Gruppen treffen sich z. B. monatlich einmal bis zu zwei Stunden. Gut funktionierende Qualitätszirkel lösen pro Jahr etwa drei bis vier Probleme. Qualitätszirkel verursachen jährliche Kosten pro Teilnehmer von 300 bis 400 Euro.

Werkstattforen

Werkstattforen, auch Werkstattzirkel genannt, sind im Unterschied zu Qualitätszirkeln projektgebunden und lösen sich nach der Bearbeitung konkreter und zeitlich befristeter Aufgabenstellungen wieder auf.

Lernstatt

Diese maßgeblich von BMW und Hoechst entwickelte Methode hat keine typische Organisationsstruktur. Sie ist häufig auf zwei bis drei Monate angelegt oder verändert nach dieser Zeit ihre Zusammensetzung. Meist umfasst sie sechs bis neun Mitglieder verschiedener Abteilungen. Eine Lernstatt verfolgt folgende Ziele:

  • Aussprache der Mitarbeiter,
  • Information und Lernförderung,
  • Intensivierung der Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer Aufgabe,
  • Verbesserung der Arbeitsbereitschaft und Produktivität.

Gruppenvorschlagswesen

Beim Gruppenvorschlagswesen handelt es sich um eine Weiterentwicklung des betrieblichen Vorschlagswesens. Zwei bis drei Mitarbeiter treffen sich freiwillig und erarbeiten gemeinsam einen Verbesserungsvorschlag. Die Bildung solcher Teams wird durch einen Prämienanreiz gefördert.[2]

Aufgrund der Teamarbeit kann davon ausgegangen werden, dass die Qualität dieser Verbesserungsvorschläge höher ist als beim traditionellen betrieblichen Vorschlagswesen.

Konfrontationstreffen

[3]

Bei einem Konfrontationstreffen sollen innerhalb kürzester Zeit mit allen betroffenen Mitarbeitern und Vorgesetzten Informationen über die anstehenden gravierenden Probleme gesammelt und ausgewertet werden. Im Anschluss daran werden Prioritäten gesetzt und für die Umsetzung Aktionspläne erstellt. Diese sehr radikale Methode kann nur bei akuten und bestandsbedrohenden Krisen des Unternehmens sinnvoll sein. Fraglich bleibt, ob gravierende Probleme innerhalb zweier Arbeitstage – denn dieser Zeitraum ist dafür maximal vorgesehen – hinreichend gelöst werden können.

Workshops

Workshops sind zeitlich begrenzte Veranstaltungen, in denen sich Teams intensiv mit einem bestimmten Thema oder Problem auseinandersetzen und gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. Ein Workshop wird in der von einem Moderator geleitet. In Workshops entwickeln die Teilnehmer nicht nur ihr Fachwissen weiter, sondern auch ihre Problemlösungskompetenz.

[1] In Anlehnung an: Qualitätszirkel, in: Horst-Tilo Beyer: Personallexikon. In diesem Werk findet sich unter den einzelnen Stichworten eine gute Übersicht über diese einzelnen Methoden.
Vgl. Beitrag Innovative Formen der Arbeitsorganisation und ISO 9001 und ISO 9004 und EFQM-Modell für Excellence im Personalressort
[2] Siehe hierzu auch Beitrag Innovative Formen der Arbeitsorganisation
[3] Vgl. Georg Schreyögg: Organisation – Grundlagen moderner Organisationsgestaltung. Mit Fallstudien.

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