Bei seiner Arbeit mit den Konfliktparteien nutzt der Mediator unterschiedliche Gesprächs-, Frage- und Moderationstechniken. Zudem wird er zur Bildung von Arbeitshypothesen auf unterschiedliche Kommunikationsmodelle zurückgreifen.

Als mögliche Gesprächstechniken kommen u. a. in Betracht:

  • Spiegeln

    Das Spiegeln beschreibt die Wiedergabe der eigenen Wahrnehmung des Geschehens ("Ich habe gehört/gesehen… Ist das so richtig?") in eigenen Worten ohne Bewertung oder Interpretation und bietet die Möglichkeit zur Korrektur an. Dadurch soll potenziellen Missverständnissen bestmöglich vorgebeugt werden.

  • Aktives Zuhören

    Das aktive Zuhören beschäftigt sich ebenfalls mit dem Hören und Verstehen der Botschaft des Sprechers. Es bezieht emotionale und nonverbale Elemente mit ein. Zu denken ist hier an das Modell der klientenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers, dessen Ansätze für die Arbeit jenseits des therapeutischen Gebiets adaptiert werden.

  • Loop of understanding

    Die "Schleife des Verstehens" von Friedmann/Himmelstein beschreibt den Prozess, bei dem der Zuhörer durch wiederholtes Spiegeln sicherstellt, das vom Sprecher Gemeinte voll umfänglich erfasst und verstanden zu haben.

  • Paraphrasieren

    Auch das Paraphrasieren beschreibt die Wiedergabe des Gehörten in eigenen Worten. Es schließt aber die nonverbalen Signale und emotionalen Aspekte nicht mit ein.

  • Metaphern

    Bei der Arbeit mit Metaphern wird durch die Veränderung des Bedeutungszusammenhanges eines Wortes ein Bild geschaffen, das das Verständnis erleichtern soll, z. B. "der Mediator als Brückenbauer zwischen den Konfliktparteien".

Häufig verwendete Fragetechniken sind u. a.:

  • Zukunftsfragen

    Über einen Blick auf einen in der Zukunft liegenden Punkt sollen neue Perspektiven eröffnet werden. Eine Frage könnte lauten: "Denken Sie einmal ein Jahr weiter. Was hat sich verändert, wenn Sie jetzt … tun/nicht tun?"

  • Perspektivwechselfragen

    Perspektivwechselfragen können als Rollentausch- oder Drittfrage gestellt werden. Die befragte Person soll aus der Perspektive der anderen Konfliktpartei oder einer konkreten dritten Person auf die Situation schauen. Die Frage an Person A könnte lauten: "Wenn Sie in der Situation von Person B wären, was wäre Ihnen dann wichtig?"

  • Wunder-/Feenfragen

    Sie bieten die Möglichkeit, Wünsche oder Interessen zu ermitteln, die noch unbenannt oder unbemerkt sind. Die Frage könnte lauten: "Stellen Sie sich vor, das Problem wäre morgen gelöst. Woran würden Sie das merken?"

  • Skalierungsfragen

    Mit Hilfe von Skalierungsfragen kann auf einfache Art der status quo festgestellt werden. Beispiel: "Wie würden Sie die Stimmung im Team auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen, wobei die 10 für eine sehr gute Stimmung und die 1 für eine sehr schlechte Stimmung steht?"

  • Überraschungsfragen

    Als Überraschungsfragen werden solche Fragen bezeichnet, mit denen die befragte Person nicht rechnet. In einer Konfliktsituation, die oft als belastend empfunden wird, könnte beispielsweise gefragt werden, welche Chance die Situation für die betroffene Person auch bietet.

  • Negativfragen

    Bei Negativfragen wird in einem ersten Schritt danach gefragt, wie sich z. B. eine als schwierig empfundene Situation noch weiter verschlechtern könnte. Aus der Umkehr der Antworten können dann Lösungsansätze erarbeitet werden. Wenn die Antwort beispielsweise lautet, dass die Situation noch schlechter wird, wenn Auftraggeber A wegbricht, könnte zum einen überlegt werden, welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, um A zu halten bzw. eine Strategie entwickelt werden, um einen möglichen Verlust auszugleichen.

Als Moderationstechniken kommen insbesondere in Betracht:

  • Visualisieren am Flipchart

    Die Visualisierung dient zum einen der Verdeutlichung (ein Bild sagt mehr als tausend Worte) aber auch zur Ergebnissicherung. Anstatt eines Flipcharts kann auch mit anderen Medien gearbeitet werden, wie z. B. Whiteboard, Dokumentenkamera etc.

  • Brainstorming

    Beim Brainstorming tragen mehrere Personen ihre Ideen zu einer konkreten Frage zusammen, die vom Moderator in einem ersten Schritt festgehalten werden. Die Ideen können, müssen aber nicht aufeinander aufbauen. In weiteren Schritten können die Ideen geordnet und bewertet werden.

  • Brainwriting

    Beim Brainwriting erfolgt die Ideensammlung durch die Teilnehmer schriftlich. Ein Beispiel für ein Brainwriting ist die 6/3/5 Methode, bei der 6 Personen in jeweils 5 Minuten jeweils 3 Ideen erarbeiten.

  • Pinnwandmoderation

    Die Pinnwandmoderation dient ebenso wie die Visualisierung am Flipchart der Verdeutlichung und Ergebnissicherung. Durch die Arbeit mit Moderationskarten besteht jedoch eine höhere Flexibilität, weil z. B. durch Umhängen der Karten "cluster" gebildet werden können. Die Moderationskarten werden dabei vom Moderator geschrieben.

  • Kartenabfrage

    Bei der Kartenabfrage werden die Karten, anders als bei der Pinnwandmoderation, nicht vom Moderator, sondern von den Teilnehmern selbst geschrieben. Werden die Karten zentral vom Moderator gesammelt, kann eine gewisse Anonymisierung der Ergebnisse e...

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