Auch wenn noch unklar ist, wie viele Menschen nach einer COVID-19-Infektion von längerfristigen Folgen betroffen sein werden, ist abzusehen, dass Long-/Post-COVID auch in Zukunft von erheblicher Bedeutung für Unternehmen hinsichtlich Arbeitsunfähigkeiten, Wiedereingliederung und Rehabilitation sein wird. Grundsätzlich lässt sich bisher festhalten, dass es sich zwar um verhältnismäßig wenig Betroffene handelt, diese aber von langen krankheitsbedingten Ausfallzeiten betroffen sind. Dies ist gerade vor den Herausforderungen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels von besonderer Bedeutung und rückt das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) in den Fokus. Aufgrund der langen Arbeitsunfähigkeiten der Betroffenen wird im Durchschnitt jeder Beschäftigte, der von einer Long-/Post-COVID-Symptomatik betroffen ist, zu einem BEM-Fall. Gerade Unternehmen, die den BEM-Prozess nicht nur als gesetzlich vorgeschriebene Notwendigkeit, sondern als Chance sehen, können dies nutzen, um betroffenen Mitarbeitern Ängste zu nehmen, das Gefühl von Wertschätzung zu vermitteln, und das Commitment mit dem Unternehmen stärken. Dies sollte auch und gerade vor dem Hintergrund geschehen, dass der psychische Leidensdruck der Betroffenen als sehr hoch anzusehen ist. Britische Forscher ermittelten in einer Studie mit 3.754 Patienten aus speziellen Long-COVID-Kliniken, dass v. a. die anhaltende Erschöpfung (Fatigue) einen so starken Einfluss auf das Leben hat, dass manche Teilnehmer die Auswirkung auf ihre Lebensqualität mit der Lebensqualität von Patienten, die z. B. an Krebs oder Parkinson leiden, verglichen.[1]

Der Status quo zeigt ebenfalls den Handlungsbedarf auf allen Ebenen in der Arbeitswelt auf, von den Sozialversicherungsträgern, über die Arbeitsmedizin bis hin zu den Führungskräften im Unternehmen. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass noch erheblicher Bedarf hinsichtlich Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Konzepten zur Rehabilitation und zur beruflichen Wiedereingliederung im Zusammenhang mit dem Post-/Long-COVID-Syndrom besteht. Auch bei der Aufklärung der Bevölkerung durch professionelle Gesundheitskommunikation darüber, was bekannt und noch unbekannt ist, wie man sich schützen kann und welche sonstigen Handlungsempfehlungen und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt, besteht in diesem Zusammenhang noch erheblicher Handlungsbedarf.

[1] Walker/Goodfellow/Pookarnjanamorakot et al. (2023): Impact of fatigue as the primary determinant of functional limitations among patients with post-COVID- 19 syndrome: a cross-sectional observational study.

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