2.2.1 Beibehalten der Wohnung aus beruflichen Gründen

Die doppelte Haushaltsführung gilt auch dann als beruflich veranlasst, wenn der Arbeitnehmer seinen Haupthausstand aus privaten Gründen vom Beschäftigungsort weg verlegt und infolgedessen am Beschäftigungsort einen Zweithaushalt begründet, um von dort aus seiner Beschäftigung weiter nachgehen zu können. Für die steuerliche Anerkennung ist nicht zu prüfen, ob der Arbeitnehmer die doppelte Haushaltsführung hätte vermeiden können, wenn er den Familienwohnsitz an den Arbeitsort verlegt hätte.

Der BFH hat seine langjährige Rechtsprechung geändert und in mehreren Urteilen die bisherige Ablehnung der doppelten Haushaltsführung in den Wegverlegungsfällen aufgegeben.[1] Das allein entscheidende Kriterium liegt nach den Urteilsgründen darin, dass der zweite (doppelte) Haushalt aus beruflichen Gründen eingerichtet wird. Der berufliche Anlass ist damit allein hinsichtlich der zusätzlichen Wohnsitznahme am Beschäftigungsort zu prüfen.

Zweithaushalt liegt besser zum Arbeitsplatz

Eine beruflich begründete doppelte Haushaltsführung liegt vor, wenn aus beruflichem Anlass am auswärtigen Beschäftigungsort ein zweiter (doppelter) Haushalt zum eigenen Hausstand am Ort des Lebensmittelpunkts des Arbeitnehmers begründet wird. Der berufliche Anlass der auswärts begründeten Zweitwohnung ist dann gegeben, wenn der Steuerpflichtige den doppelten Haushalt nutzt, um von dort aus seinen Arbeitsplatz besser erreichen zu können. Die Wohnung am auswärtigen Beschäftigungsort ist in diesem Fall wegen der auswärtigen Berufstätigkeit des Arbeitnehmers notwendig und qualifiziert damit auch die doppelte Haushaltsführung als beruflich veranlasst. Nach dieser Rechtsauffassung ist das gesetzliche Erfordernis der beruflichen Veranlassung der doppelten Haushaltsführung mit der beruflichen Begründung der Zweitwohnung gleichzusetzen.

Eine weitere Motivforschung, weshalb sich der Arbeitnehmer für die Zweitwohnung am auswärtigen Beschäftigungsort entschieden hat, ist nicht erforderlich. So kann eine Zweitwohnung am auswärtigen Beschäftigungsort auch dann beruflich veranlasst sein, wenn der Arbeitnehmer dort seinen doppelten Haushalt in einer Wohngemeinschaft mit Bekannten einrichtet oder durch Kauf einer Immobilie begründet.[2]

Deshalb wird in Fällen der Wegverlegung des Haupthausstands aus privaten Gründen eine beruflich veranlasste doppelte Haushaltsführung nicht mehr ausgeschlossen, wenn der Arbeitnehmer infolgedessen am Beschäftigungsort einen Zweithaushalt begründet, um von dort aus seiner Beschäftigung weiter nachgehen zu können.

2.2.2 Umwidmung der Hauptwohnung unschädlich

Die steuerliche Anerkennung der doppelten Haushaltsführung in Wegzugsfällen ist nicht davon abhängig, dass der Zweithaushalt am auswärtigen Beschäftigungsort in einer neuen, vom bisherigen Haupthausstand verschiedenen Wohnung erfolgt. Ein beruflicher Anlass ist auch dann gegeben, wenn der Arbeitnehmer die Familienwohnung aus privaten Gründen vom Beschäftigungsort weg verlegt und diese gleichzeitig wegen des unveränderten Arbeitsplatzes als Zweithaushalt weiter nutzt.[1] Mit der Umwidmung der bisherigen Hauptwohnung zur Zweitwohnung wird die doppelte Haushaltsführung begründet. Der beibehaltene Haushalt am nunmehr auswärtigen Beschäftigungsort wird ab diesem Zeitpunkt aus beruflichen Motiven unterhalten. Die Umwidmung zur Zweitwohnung ist in tatsächlicher Hinsicht durch eine detaillierte und geeignete Nachweisführung zu belegen.[2]

2.2.3 Wechsel der Familienwohnung unschädlich

Nachdem es ausschließlich auf den Anlass der Errichtung des Zweithaushalts ankommt, lässt der Wechsel des Familienhausstands nicht nur in Wegzugsfällen die steuerliche Begünstigung der dadurch bedingten Mehraufwendungen unberührt.

Der berufliche Veranlassungszusammenhang einer aus beruflichen Gründen entstandenen doppelten Haushaltsführung endet auch nicht dadurch, dass ein Arbeitnehmer seinen eigenen Familienwohnsitz bzw. seinen eigenen Hausstand innerhalb desselben Ortes verlegt.[1] Die berufliche Veranlassung einer doppelten Haushaltsführung ist ausschließlich in Bezug auf die zweite Wohnung am auswärtigen Beschäftigungsort zu überprüfen.[2]

Verlegung des Familienwohnsitzes an den Beschäftigungsort

Aus diesem Grund wandelt sich bei beiderseits berufstätigen Ehe-/Lebenspartnern eine ursprünglich beruflich veranlasste doppelte Haushaltsführung auch dann nicht in eine private um, wenn die Ehe-/Lebenspartner ohne beruflichen Grund den Ort des eigenen Hausstands mit dem Ort der doppelten Haushaltsführung tauschen.[3] Die Verlegung des Familienwohnsitzes an den Beschäftigungsort des anderen Ehe-/Lebenspartners unter Beibehaltung der ursprünglichen F...

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