Bei der Planung eines BGM gilt es nun, den möglichen, prognostizierten internen und externen Kosten einen Nutzen gegenüberzustellen. Wie bereits in Abschn. 2 dargestellt, wird der primäre Nutzen eines BGM i. d. R. über eine Reduktion der krankheitsbedingten Fehlzeiten ermittelt. Für die in Tab. 3 zuerst genannte Ausgangssituation "Probleme lösen + Risiken mindern" ist dies mit Sicherheit auch eine geeignete Kenngröße für die Nutzendarstellung. Zur Erstellung einer Kosten-Nutzen-Prognose müssen in diesem Fall die Krankenstände der vergangenen Jahre (idealerweise der letzten 5 Jahre) betrachtet und die nächsten 5–10 Jahre prognostiziert werden.

Hilfreich hierbei ist die Personalplanung der kommenden Jahre sowie einer darauf aufbauenden Demografieanalyse. Durch diese wird das Durchschnittsalter der Belegschaft in den kommenden Jahren sichtbar. Steigt dieses an, hat dies auch Auswirkungen auf den Krankenstand, da gemäß Statistiken der Krankenkassen mit zunehmendem Alter auch höhere Krankenstände auftreten. Tab. 4 zeigt an einem Beispiel die Ausgangssituation im Jahr 2022, die Entwicklung der Krankenstände der letzten 5 Jahre sowie ab 2023 eine Prognose der folgenden 5 Jahre auf. Neben der Erkenntnis aus der Vergangenheit und der demografischen Entwicklung basiert die Prognose auch auf Erfahrungswerten. Dies gilt auch für die Frage, welche Krankenstandsentwicklung durch und mit einem BGM möglich sein könnte. Kennt man zudem noch die durchschnittlichen Lohnkosten, so lässt sich ein Return on Investment ROI eines BGM berechnen.

 
  2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027
Anzahl Beschäftigte         98 100 100 100 100 100
Altersdurchschnitt         47,3 47,9 48,4 48,8 49,7 50,5
IST Krankenstand 7,5 % 7,4 % 7,8 % 8,3 % 8,5 % 8,7 % 8,9 % 9,1 % 9,3 % 9,5 %
Kosten Krankenstand (ohne BGM)           600.300 614.100 627.900 641.700 655.500
SOLL Krankenstand (durch BGM)           8,7 % 8,8 % 8,6 % 8,1 % 7,6 %
Kosten BGM           30.000 30.000 30.000 30.000 30.000
Kosten Krankenstand (mit BGM)           600.300 607.200 593.400 558.900 524.400
ROI           -30.000 -23.100 4.500 52.800 101.100

Kalkulationsdaten:
Anzahl Arbeitstage/Jahr: 230
Kosten Arbeit/Mitarbeiter/Tag: 300 EUR
Kosten BGM/Mitarbeiter/Jahr: 300 EUR

Tab. 4: Praxisbeispiel Kosten-Nutzen-Prognose eines BGM

Anhand des Ergebnisses dieser Prognose ist zu erkennen, dass in den ersten 2 Jahren pro Jahr die Kosten des BGM den Nutzen noch übersteigen, sich jedoch ab dem 3. Jahr jährlich ein positiver Return on Investment zeigt. Da die Anfangsverluste der ersten 2 Jahre kompensiert werden müssen, ist das BGM mindestens bis zum 4. Jahr durchzuführen – erst nach diesem Jahr ist in Summe schließlich ein Nutzen zu verzeichnen. In dieser Berechnung ist zu beachten, dass etwaige Steigerungen der Lohnkosten, aber auch des BGM im Laufe der Jahre nicht berücksichtigt sind.

Trotz dieser positiven Prognose sichern sich Unternehmen für die Anfangsjahre gerne durch Refinanzierungsmöglichkeiten ab. Doch an wen können sich Unternehmen hier wenden?

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Personal Office Platin. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge