Zusammenfassung

 
Überblick

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) verursachen in Deutschland die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. Dabei entstehen nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Unternehmen erhebliche negative Konsequenzen. Betriebe sind in diesem Zusammenhang angehalten, sich mit neuen Herausforderungen und Handlungsoptionen auseinanderzusetzen, um gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen und negative Beanspruchungsfolgen zu vermeiden. Damit einhergehend müssen das Arbeitsumfeld sowie die Arbeitsbedingungen ganzheitlich auf Ergonomie, Sicherheit und psychische Belastungen geprüft und bei Bedarf geeignete Schutzmaßnahmen abgeleitet werden. Mit welchen Methoden oder Verfahren die Ergonomie-Analyse durchgeführt wird, hängt von ihrer Zielsetzung, aber auch von den zu analysierenden Tätigkeiten und dem Beurteilungsniveau der Instrumente ab. Dieser Beitrag liefert einen Überblick über Methoden und Verfahren zur Ergonomie-Analyse.

1 Muskel-Skelett-Erkrankungen

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind nach wie vor die häufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit in Deutschland und bedingen enorme sozioökonomische Kosten. Grund dafür ist, dass MSE häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden sind. Etwa jeder Zweite klagt über Beschwerden und knapp ein Viertel der Arbeitsunfähigkeitstage sowie rund 23 Mrd. EUR Ausfall an Bruttowertschöpfung sind auf diese Krankheitsart zurückzuführen, auch wenn sie an der Gesamtheit der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle lediglich 17 % ausmachen. Dabei haben Rückenschmerzen einen großen Anteil.

Das Spektrum der Ursachen von MSE ist breit gefächert: von körperlich belastenden Tätigkeiten (z. B. schweres Heben und Tragen, Ziehen und Schieben, Arbeiten in Zwangshaltung, repetitive manuelle Tätigkeiten etc.) bis hin zu bewegungsarmen Tätigkeiten, wie sie z. B. im Büro und/oder bei Tätigkeiten mit langem Stehen vorkommen. Arbeitsbelastungen können in jeder Branche und allen Tätigkeitsfeldern auftreten und zu Verspannungen oder sogar Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems führen. Die damit verbundenen Einschränkungen können die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit entsprechend mindern oder sogar vollständig reduzieren.

Daher verwundert es nicht, dass im Jahr 2014 rund 21.900 Menschen wegen MSE frühzeitig aus dem Berufsleben ausschieden.[1] Mit dem demografischen Wandel und der anstehenden Erhöhung des Renteneintrittsalters gehen in Bezug auf die Prävention von MSE weitere Herausforderungen einher, da gerade ältere Arbeitnehmer zunehmend an MSE leiden. Abgesehen von den bereits genannten Entstehungsgründen für MSE können die Ursachen auch psychischer bzw. psychosozialer Natur sein, z. B. gilt geringe soziale Unterstützung als Risikofaktor für Rückenschmerzen.

[1] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014. Unfallverhütungsbericht Arbeit, Dortmund 2016.

2 Arbeitswelt im Wandel

Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Bildung und Migration, Diversity, Wandel von Werten und Ansprüchen: Die Treiber des Wandels führen zu veränderten Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte und können neue Belastungen verursachen. Nicht zuletzt müssen sich Betriebe, gerade im technologiestarken Deutschland, mit Fachkräftemangel ("War for Talents") und dem immer weiter fortschreitenden demografischen Wandel auseinandersetzen. Unter dem Aspekt, dass neben den Arbeitsunfähigkeitstagen auch die chronisch-degenerativen Erkrankungen mit zunehmendem Alter vermehrt auftreten, ist laut der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) ein Anstieg der Häufigkeit von MSE in den nächsten Jahren zu erwarten.

Auch wenn beispielsweise die Digitalisierung mit vielen Chancen verbunden ist, so verdrängt sie doch zunehmend manuelle Tätigkeiten und begünstigt dadurch Bewegungsarmut, einseitige körperliche oder mentale Belastungen bzw. die Kombination aus körperlichen und mentalen Belastungen.[1] Es liegt also auf der Hand, dass Unternehmen ihre Erwerbstätigen bis zum Renteneintritt arbeits- und leistungsfähig erhalten müssen und daher Anstrengungen und Maßnahmen zur Förderung der Sicherheit und Gesundheit notwendig sind. Das Gesundheitsmanagement wird dadurch zu einem wichtigen Thema für HR und Arbeitsschutz.

[1] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Industrie 4.0: Herausforderungen für die Prävention – Positionspapier der gesetzlichen Unfallversicherung, Berlin 2017.

3 Ergonomie-Analyse

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein bedeutsamer Baustein zur Prävention von MSE, da sie – als Ausgangspunkt der Ergonomie-Analyse – wichtige Erkenntnisse zu möglichen Belastungen des Muskel-Skelett-Systems liefert. Neben der Beurteilung der Arbeitsbedingungen und -umgebung beinhaltet die Ergonomie-Analyse auch die Erfassung von körperlichen Beanspruchungen sowie Körperhaltungen. Werden in einem Unternehmen Umstrukturierungen vorgenommen, müssen im Anschluss erneute Ergonomie- und Gefährdungs-Analysen erfolgen, um Belastungen, die infolge der Änderungen der Arbeitsbedingungen entstanden sind, zeitnah zu ermitteln.

Unternehmen sind daher angehalten, A...

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