Scrum: Bessere Umsetzungsmöglichkeiten

Während Scrum und andere agile Methoden vor allem in der Entwicklung konkreter Lösungen eingesetzt werden, so gehen sie doch davon aus, dass das grundsätzliche Problem, die grundsätzliche Aufgabenstellung im Wesentlichen bekannt ist. Ein Beispiel ist etwa die Entwicklung einer bestimmten Software, deren grundsätzliche Notwendigkeit unbestritten ist, etwa einer Textverarbeitungssoftware. Scrum priorisiert etwa die einzelnen Anforderungen und sorgt dafür, dass kein sog. "Feature Creep"[1] entsteht.

Aber wie nähern wir uns einer Aufgabe, die noch im Unklaren ist? Denken wir an unkonkrete Problemstellungen wie etwa die Entwicklung neuer Lösungen für ältere Teilnehmer im öffentlichen Nahverkehr. Während Scrum von einer agilen Methode zur besseren Umsetzung eines grundsätzlich bereits begriffenen Problems und einer ausgearbeiteten Produktidee ausgeht, so benötigen wir hier eine Methodik, die uns hilft, mehr über eine noch weitgehend Unbekannte zu erfahren.

Design Thinking: Knowing the Unknown

Hier setzt die Methode des Design Thinking an, ein aus den Künsten hervorgegangener Ansatz für Innovation, Veränderung und Problemlösung, der betriebswirtschaftlich für Ausgangssituationen nutzbar ist, bei denen zunächst ein tieferes Problemverständnis notwendig ist.

Design ist mehr als äußere Formgebung

Der Name der Methode verwirrt zunächst, verstehen doch die meisten Menschen unter Design einen Entwurf, der die ästhetischen Gesichtspunkte, also die äußere Formgebung umfasst. Tatsächlich beinhaltet Design jedoch eine Vielzahl von Aspekten und geht über die rein äußerliche Form- und Farbgestaltung eines Objekts hinaus. Insbesondere umfasst Design auch die Auseinandersetzung des Designers mit der Funktion eines Objekts sowie der Benutzer-Interaktion. Im Design-Prozess wird u. a. Einfluss auf die Funktion, Bedienbarkeit und Lebensdauer eines Objekts genommen. In Design-Prozessen werden also Probleme gelöst und durch kreative Techniken zielgerichtet Innovationen entwickelt.

Schnittmenge zwischen Anziehungskraft, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit

Die Methode des Design Thinking[2] versucht also – angelehnt an die Arbeit in Design-Prozessen (Denken wie ein Designer!) –, neue Erkenntnisse zum Zwecke der Innovationsentwicklung zu gewinnen. Neue Produkte und Services müssen sich am Menschen und dessen Bedürfnissen orientieren. Design Thinking ist daher zunächst humanzentriert, sieht Innovation aber in der Schnittmenge der Faktoren Anziehungskraft (Desirability), Machbarkeit (Feasibility) und Wirtschaftlichkeit (Viability).[3]

Der Ansatz des Design Thinking wird heute von zahlreichen wissenschaftlichen Instituten wie etwa der Hochschule St. Gallen oder den D-Schools in Stanford und Potsdam (Hasso-Plattner-Institut) gefördert. Im praktischen Einsatz wird der ursprünglich von der Agentur IDEO entwickelte Ansatz inzwischen bei zahlreichen Innovationsabteilungen auch großer Konzerne betrieben.

Im Folgenden soll die Methode des Design Thinking vorgestellt werden und im Anschluss ihre Eignung auch für weitere Anwendungen untersucht werden.

[1] Zum Feature Creep s. https://en.wikipedia.org/wiki/Feature_creep (Abruf: 10.10.2017).
[2] Kelley, 2001; Brown, 2008; Wylant, 2008.
[3] Weiss, 2002.

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