2.1.1 Qualifizierte Mitarbeiter leistungsfähig im Unternehmen halten

Mitarbeiter mit Kindern im betreuungsintensiven Alter oder mit Pflegeaufgaben sind durch die an sie gestellten Anforderungen im Beruf und in der Familie einer deutlich höheren Belastung ausgesetzt als vergleichbare Mitarbeiter ohne familiäre Verpflichtungen. Die Doppelbelastung kann zu erhöhtem Stress, psychischer Belastung und einer höheren Krankheitsanfälligkeit führen, welche nicht nur durch Präsentismus die Produktivität am Arbeitsplatz reduziert, sondern auch zu erhöhten Fehlzeiten führen kann (vgl. Abb. 1).[1]

Ob Mitarbeiter ihr Leistungspotenzial optimal für das Unternehmen einsetzen, hängt somit auch von den Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ab. Neben der persönlichen Verantwortung, die jeder Mitarbeiter hierfür trägt, kann ein Unternehmen durch lebensphasengerechte und familienfreundliche Maßnahmen wesentlich dazu beitragen, qualifizierte Mitarbeiter leistungsfähig im Unternehmen zu halten.

Abb. 1: Psychische Ursachen für Arbeitsunfähigkeit[2]

 
Wichtig

Mehr Produktivität bei Anwesenheit und weniger Fehlzeiten

"Ein hohes betriebliches Familienbewusstsein geht u. a. mit einer geringeren Fehlzeiten- und Krankheitsquote und seltenerem Arbeitgeberwechsel einher. Familienfreundliche Maßnahmen ermöglichen z. B. eine frühzeitige Rückkehr aus der Elternzeit oder unterstützen bei Engpässen in der Betreuung – egal ob bei Jung oder Alt!"[3]

[1] BMFSFJ: Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen, 2005.
[2] Quelle: Fehlzeitenreport 2017 der AOK.
[3] BMFSFJ: Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen, 2005.

2.1.2 Generation Y legt Wert auf Sinn und Vereinbarkeit

Bis 2030 sinkt die Zahl der Deutschen im erwerbsfähigen Alter – je nach Studie – um bis zu 6 Millionen. Als Resultat des Fachkräftemangels müssen sich Unternehmen zunehmend im Kampf um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter positionieren. Dabei spielen Aspekte der Vereinbarkeit eine immer größere Rolle, denn Mitarbeiter der Generation Y beziehen bei der Berufswahl und der Wahl des Arbeitgebers verstärkt persönliche Vorstellungen und Neigungen mit ein.

Ausschlaggebend ist oftmals die Aussicht auf herausfordernde Aufgaben, die Spaß aber auch Sinn machen sollen. Von zentraler Bedeutung sind eine angemessene Vergütung und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Flexible Arbeitszeitmodelle und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden groß geschrieben. Zudem wird Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gelegt.[1]

[1] Bleumortier: Generation Y: Gibt es die überhaupt?, 2014.

2.1.3 Fachkräfte gewinnen und halten

Die Rekrutierung von Fachkräften und das Vermeiden einer erhöhten Fluktuation der Mitarbeiter sind für viele Unternehmen inzwischen zu einer großen Herausforderung geworden (Abb. 2). Dabei sind qualifizierte Mitarbeiter mit spezifischem Wissen und hohen Erfahrungswerten in den meisten Unternehmen ein zentraler Erfolgsfaktor. Durch eine hohe Fluktuation geht dieses Wissen verloren oder muss neuen Mitarbeitern, die es zudem zu rekrutieren gilt, zuerst vermittelt werden. Effizienz im Unternehmen geht verloren und wirkt sich auf den Gesamterfolg des Unternehmens aus. Familienunterstützende Maßnahmen können bei der Neugewinnung von Mitarbeitern helfen, einer erhöhten Fluktuation vorbeugen und damit dazu beitragen, wertvolle Mitarbeiter langfristig zu binden.[1]

Abb. 2: Anteil der Unternehmen, die im Fachkräftemangel ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen[2]

[1] Thiele: Mitarbeiterbindung als Ziel von Work-Life-Balance, 2008.
[2] DIHK Arbeitsmarktreport 2013/2014 und 2017.

2.1.4 Den Wandel gemeinsam gestalten

"Sowohl in ihrer Arbeit als auch in Bezug auf ihre Arbeit beanspruchen heute viele Menschen einen großen Freiraum. Sie wollen selbst entscheiden, wann sie welche Arbeiten mit welchen Mitteln erledigen. Und sie wollen die zeitliche Anordnung von Arbeitszeiten und Freizeiten möglichst selbstständig regeln."[1]

Der Globalisierungsprozess hat einen großen Einfluss auf die Gestaltung sowohl des Arbeitslebens als auch auf die Gestaltung des Privatlebens. Die Prozesse der Dezentralisierung und der Individualisierung erfordern möglichst flexible Arbeitsformen in den Organisationsstrukturen. Somit ändert sich auch das klassische Bild des Mitarbeiters und es stellen sich Fragen nach den Verantwortlichkeiten:

  • Was kann und muss der Mitarbeiter selbst für seine (psychische und physische) Gesundheit und Zufriedenheit tun?
  • Welche Rahmenbedingungen kann und muss der Arbeitgeber schaffen?

Hier geht es demnach darum, Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam in klar definierte Verantwortungen zu bringen, um gemeinsam den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt und des Privatlebens gerecht zu werden.

 
Achtung

Betriebliche Folgekosten erfolgreich vermeiden

Betriebliche Folgekosten aufgrund mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Familie entstehen durch Wiederbeschaffungs- bzw. Fluktuationskosten (9.500 bis 43.000 EUR pro Mitarbeiter je nach Einkommensklasse), Überbrückungskosten (pro Mitarbeiter bis zu 17.500 EUR), Wiedereingliederungskosten (pro Mitarbeiter bis zu 6.000 EUR) und Kosten für Fehlzeiten.[2]

[1] Sichler: Autonomie in de...

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