Entscheidungsstichwort (Thema)

Fremdrentenrecht: Qualifikationsgruppeneinstufung eines Traktoristen in der ehemaligen Sowjetunion

 

Leitsatz (amtlich)

Die in der ehemaligen Sowjetunion von einem Traktoristen der 1. Klasse mit langjähriger Berufserfahrung verrichteten Tätigkeiten stellen Facharbeitertätigkeiten im Sinne der Qualifikationsgruppe 4 der Anlage 13 zum SGB VI dar.

 

Normenkette

SGB VI § 256b Abs. 1 S. 1; Anl. 13 zu SGB VI Sätze 1-2; FRG § 22 Abs. 1 S. 1; FANG Art. 6 § 4 Abs. 2 S. 1, Abs. 3 S. 3

 

Tenor

I. Die Beklagte wird unter Abänderung des Urteils des Sozialgerichts Augsburg vom 14. Februar 2014 sowie des Bescheids der Beklagten vom 18. Februar 2011 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 14. November 2011 verurteilt, den Bescheid vom 24. März 2000 teilweise zurückzunehmen, die Beitragszeiten des Klägers vom 1. Juli 1967 bis 25. September 1968, 3. November 1972 bis 20. November 1988, 4. Mai 1992 bis 27. August 1992 sowie 31. August 1992 bis 5. Oktober 1992 der Qualifikationsgruppe 4 der Anlage 13 zum SGB VI zuzuordnen und dem Kläger ab 1. Januar 2006 Leistungen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zu zahlen.

II. Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.

III. Die Beklagte erstattet dem Kläger die notwendigen außergerichtlichen Kosten des Verfahrens.

IV. Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Tatbestand

Die Beteiligten streiten um die Einstufung der in der ehemaligen Sowjetunion zurückgelegten Versicherungszeiten in den Zeiträumen 1. Juli 1967 bis 25. September 1968, 21. Juli 1972 bis 18. September 1972, 3. November 1972 bis 22. November 1988, 4. Mai 1992 bis 27. August 1992 und 31. August 1992 bis 5. Oktober 1992 in die Qualifikationsgruppe 4 der Anlage 13 zum SGB VI und die Gewährung entsprechend höherer Rentenleistungen.

Der 1940 geborene Kläger, deutscher Staatsangehöriger, ist als Spätaussiedler anerkannt. Er hat seinen ständigen Aufenthalt im Bundesgebiet seit 5. Mai 1993. Er hat von September 1947 bis 1950 die Volksschule besucht.

Ausweislich des in einer Übersetzung vorliegenden russischen Arbeitsbuchs hat der Kläger in der ehemaligen Sowjetunion die Grundschule sowie eine Berufsausbildung zum Traktorist absolviert. Er war danach wie folgt beschäftigt:

September 1954 - 3. Juli 1961

Landarbeiter

8. Januar 1961 - 28. Juni 1961

Traktorist

3. Juli 1961 - 12. Dezember 1961

Motorenwärter

23. Dezember 1961 - 5. Juni 1962

Motorenwärter

5. Juni 1962 - 6. März 1964

Planierraupenfahrer

16. März 1964 - 22. März 1965

Maschinist

25. März 1965 - 1. November 1965

Motorstraßenhobelfahrer

1. November 1965 - 25. Dezember 1967

Planierraupenfahrer

1. Januar 1968 - 1. März 1968

Traktorist

1. März 1968 - 10. April 1968

Traktorist-Planierraupenfahrer der 4. Kategorie

10. April 1968 - 25. September 1968

Traktorist der 5. Kategorie

25. September 1968 - 3. Juli 1972

Arbeiter in der Mühle

21. Juli 1972 - 18. September 1972

Schlosser der 3. Kategorie (Formabteilung)

2. Oktober 1972 - 3. November 1972

Arbeiter für verschiedene Tätigkeiten

3. November 1972 - 22. November 1980

Traktorist des Traktors K-700

29. November 1980 - 2. Oktober 1985

Traktorist

10. Oktober 1985 - 1. Dezember 1987

Maschinist des Traktors K 701 der 6. Kategorie

1. Dezember 1987 - 20. November 1988

Traktorist K-700 der 5. Kategorie (neue Lohntarife)

28. November 1988 - 25. August 1989

Maurer der 3. Kategorie

25. August 1989 - 1. Oktober 1989

Traktorist

1. Oktober 1989 - 4. Mai 1992

Heizer

4. Mai 1992 - 27. August 1992

Traktorist für Sommerzeit

31. August 1992 - 5. Oktober 1992

Traktorist der 1. Klasse (Versorgungsabteilung)

5. Oktober 1992 - 26. April 1993

Heizer

Mit Schreiben vom 14. Mai 1996 gab der Kläger an, mit dem Traktor im Steinbruch gearbeitet zu haben sowie Erd- und Straßenbauarbeiten erledigt zu haben.

Mit Bescheid vom 24. März 1997 stellte die Beklagte den Versicherungsverlauf für den Kläger gemäß § 149 Abs. 5 SGB VI für die Zeiten bis 31. Dezember 1990 fest. Hierin ordnete sie die Beitragszeiten vom 1. September 1954 bis 26. April 1993 der Qualifikationsgruppe 5 der Anlage 13 zum SGB VI zu. Hiergegen erhob der Kläger Widerspruch und erklärte unter anderem, die Arbeitsjahre 1954 bis 1957 seien als Ausbildung aufgeführt. Er habe jedoch ab dem Alter von 14 Jahren gearbeitet und nie eine Ausbildung erhalten. Nach einem aufklärenden Schreiben der Beklagten nahm der Kläger den Widerspruch zurück.

Mit Bescheid vom 24. März 2000 gewährte die Beklagte dem Kläger Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit ab 1. März 2000. Auch hier erfolgte eine Zuordnung der Beitragszeiten vom 1. September 1954 bis 24. März 1993 zur Qualifikationsgruppe 5. Bei Neufeststellungen der Rente blieb die Einstufung in die Qualifikationsgruppen unverändert (Bescheide vom 19. April 2000, 27. November 2002, 6. Februar 2003).

Mit Schreiben vom 24. November 2010 begehrte der Kläger Überprüfung und Neuberechnung der Rente. Er sei als Berufskraftfahrer und Motorenwart tätig gewesen. Die Tätigkeiten als Traktorist bzw. Kraftfahrer, Schlosser, Planierraupenfa...

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