Neben den direkten Einflüssen der Arbeits- und Freizeitplanung gibt es auch indirekte Einflüsse. Die Arbeitszeitgestaltung hängt z. B. auch immer zusammen mit der Unternehmenskultur, dem Führungsstil oder dem Handlungsspielraum der Beschäftigten. Und auch diese Faktoren haben einen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaften.

2.1 Gerechtigkeit bei der Dienst- und Urlaubsplanung

Auch eher ungünstige Arbeitszeiten werden von den Beschäftigten durchaus ohne größeres Stresserleben in Kauf genommen, wenn sie das als gerecht empfinden. So wird z. B. oft bei der Urlaubsplanung die Sommerzeit eher Familien mit schulpflichtigen Kindern zugestanden oder Feiertagsarbeit wird abwechselnd geleistet ("Arbeitest du an Weihnachten, arbeite ich an Silvester, nächstes Jahr machen wir es dann umgekehrt").

Führungskräfte sollten bei der Arbeitszeitplanung allerdings nicht ihr eigenes Gerechtigkeitsempfinden zugrunde legen. Stattdessen macht es Sinn, mit dem betroffenen Team gemeinsam Regeln zu erarbeiten, die von möglichst vielen als gerecht und fair empfunden werden. Gleichbehandlung ist nicht immer gerecht, wie das Beispiel der Urlaubsplanung zeigt. Eine gewisse Ungleichbehandlung kann durchaus als gerecht empfunden werden, wenn damit andere Nachteile ausgeglichen werden. So könnten z. B. ältere Kollegen von den Nachtdiensten entlastet werden, weil sie diese Schichten schon seit so vielen Jahren übernommen hatten. Darüber sollte aber auf jeden Fall im Team gesprochen werden, damit auch alle die Regelungen verstehen und akzeptieren. Ansonsten kann es zu Neid und Missgunst kommen.

 
Praxis-Beispiel

Missgunst verhindert Urlaubstage

In einer Firma aus dem Produktionsbereich gab es nur sehr wenig Fluktuation, daher waren viele Mitarbeitende bereits seit Jahrzehnten hier angestellt. Die Geschäftsleitung beobachtete bei den älteren Beschäftigten aufgrund der körperlich schweren Arbeit zunehmend Gesundheitsprobleme. Um dies auszugleichen, wurde allen über 50-Jährigen mit einer Betriebszugehörigkeit von mehr als 10 Jahren jedes Jahr ein weiterer Urlaubstag gewährt. Die Freude bei den langjährig Beschäftigten war groß, sie empfanden diese zusätzlichen Urlaubstage als Erleichterung und Anerkennung ihrer langjährigen Arbeitsleistung.

Leider wurde das von einigen Jüngeren durchaus mit Unmut betrachtet. Sie drohten mit Klagen wegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung, wenn sie nicht auch zusätzliche freie Tage bekämen. Schweren Herzens musste die Geschäftsführung daraufhin die neue Regelung für die Älteren zurücknehmen.

2.2 Gestaltungsfreiheit bei der Arbeits- und Freizeitplanung

Viele psychische Belastungen am Arbeitsplatz lassen sich nicht komplett abbauen oder verhindern. Um die gesundheitliche Belastung trotzdem so gering wie möglich zu halten, können positive Faktoren gestärkt werden. Eine der wichtigsten Ressourcen ist der Handlungs- und Entscheidungsspielraum für die Beschäftigten. Unvermeidbare schädliche Einflüsse auf die psychische und körperliche Gesundheit lassen sich ein Stück weit ausgleichen, wenn den Beschäftigten möglichst viel Einfluss auf die Arbeitszeit und den Dienstplan zugestanden wird.

Umgekehrt steigt die Belastung noch, wenn die ohnehin ungünstigen Arbeitszeiten strikt und unveränderlich vorgegeben werden oder z. B. Zeitdruck dadurch erzeugt wird, dass nicht beendete Aufgaben in unbezahlter Mehrarbeit erledigt werden müssen.

Sowohl jeder einzelne Beschäftigte als auch Teams können an der Gestaltung der Arbeitszeiten beteiligt werden. So ist es für viele Beschäftigte eine enorme Erleichterung und Entlastung, wenn sie sich ihre freien Tage vorab wünschen können, um z. B. regelmäßige familiäre Verpflichtungen zu übernehmen, bei Familienfeiern die Teilnahme fest zuzusagen oder einem regelmäßig ausgeübten Hobby nachzugehen.

 
Praxis-Beispiel

Beteiligung bei der Schichtverteilung

Ein Verkehrsunternehmen mit vorwiegend älteren Busfahrerinnen/Busfahrern beobachtete erhöhte Fehlzeiten und zunehmende Unzufriedenheit. Um die Arbeitsbedingungen und damit auch Gesundheit und Wohlbefinden der Belegschaft zu verbessern, wurden mit allen Beschäftigten einzeln die Wünsche an die Arbeitszeit und an die zu fahrenden Routen besprochen. Alle Wünsche wurden aufgenommen. Danach wurde versucht, möglichst alle Wünsche in der Gestaltung der Touren zu berücksichtigen.

Es zeigte sich, dass die meisten Wünsche tatsächlich umsetzbar waren, da manche gerne Nacht- oder Frühschichten fuhren, die andere lieber vermeiden wollten. So ließen sich alle Touren und Schichten mit den Fahrerinnen/Fahrern besetzen, die sich diese tatsächlich gewünscht hatten. Ein weiterer positiver Aspekt der Aktion war, dass die Unzufriedenheit über nicht erfüllte Wünsche sehr gering war, weil die Begeisterung über die Mühe des Betriebsleiters so groß war und vieles wettmachte.

Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen zu Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit:

  • Nachtarbeit möglichst nur auf freiwilliger Basis.
  • Flexible und individuelle Arbeitszeiten ermöglichen.
  • Kurzfristige Änderungen der Dienstpläne durch den Arbeitgeber vermeiden.
  • Den Beschäftigten möglichst viel Ein...

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