Zitat

Wir sind Vollblut Industrie-Sklaven und werfen nicht mit Wattebällchen.

Gernot Pflüger, Geschäftsführer der CPP Studios GmbH

"Ich bin wie die Jungfrau Maria zu einem Unternehmen gekommen", sagt Gernot Pflüger. Der angehende Mittfünfziger (Jahrgang 1965) trägt schwarz, Jeans und T-Shirt. Über die Jahre hat er ein paar Kilo zugelegt, doch der jugendliche Schalk sitzt ihm noch immer im Nacken. Die Sätze kommen wie aus der Pistole geschossen und mit seiner zynischen Art hat er schnell die Lacher auf seiner Seite. Man kann ihn sich hervorragend als Frontman einer Band und "Rampensau" vorstellen. 4 Studiengänge hat er abgebrochen und ein Sammelsurium an beruflichen Erfahrungen gesammelt – nicht nur als Musiker, sondern unter anderem auch als Journalist, Bauarbeiter, Verkäufer, Angestellter in Industriebetrieben und Shop-Manager. Heute ist er Geschäftsführer der CPP Studios in Offenbach bei Frankfurt, eine Mischung aus Kommunikations-Agentur, Designbüro und Erfinderwerkstatt.

Das Unternehmen realisiert multimediale Produktionen und Veranstaltungen für Kunden wie BMW, Bosch, Lufthansa oder IBM und baut Messehallen in Hightech-Locations um. Geschäftsführer Gernot ist sich für die Mitarbeit nicht zu schade. Er schreibt Drehbücher für Kundenevents und Reden für Topmanager oder tüftelt bei neuen Installationen mit. Heute noch ist er z. B. stolz auf eine kinetische Skulptur für die CeBIT 2007 namens Free Float: Das Exponat bestand aus 512 Kugeln, die frei in der Höhe beweglich waren und durch verschiedenfarbige Innenbeleuchtung die gewünschten Bilder zeigen konnten – einen Vogel, der mit den Flügeln schlägt, ein Euro-Logo oder grafische Visualisierungen von Umsatzvolumen. "Wir sind Vollblut Industrie-Sklaven und werfen nicht mit Wattebällchen", erklärt der Firmenchef. CPP produziert unter Zeitdruck, z. B. erklärende Animationen, Holographien, Filme, Viral-Videos für Social Media – das "abgefahrenste Zeug". Alles wird knallhart kalkuliert und muss auf den Tag genau fertig werden.

Seit 30 Jahren hält sich das Unternehmen in diesem wettbewerbsintensiven Marktbereich – mitsamt Einheitsgehalt und ohne Führungsstrukturen: Alle festen Mitarbeiter erhalten unabhängig von Alter und Funktion das gleiche Gehalt. Die Auszubildenden, ein bis 2 sind durchschnittlich an Bord, bezahlt CPP nach Tarif, solange sie in der Lernphase sind. Neben den 27 festangestellten Beschäftigten arbeiten auch ein paar Freelancer in den Projekten mit. Sie bekommen etwas mehr – einen Aufschlag für Sozialabgaben und ein höheres Eigenrisiko sozusagen. Auch der Inhaber Gernot Pflüger zahlt sich ein etwas höheres Gehalt, weil er mit seinem Vermögen haftet.

Die genaue Höhe seines Geschäftsführergehalts und des CPP-Einheitslohns möchte er Außenstehenden nicht verraten. Als er einmal öffentlich darüber sprach, erhielt er "reichlich Bewerbungen", zu viele und teilweise verzweifelte. Die konnte er nicht liegenlassen, antwortete allen und hatte deshalb viel Arbeit damit. "Eine Bezahlung, die für ein normales Leben reicht, ist offensichtlich nicht immer selbstverständlich. Unser CPP-Gehalt sollte dazu ausreichen", meint Gernot kurzum.

Doch die Mitarbeiter kennen alle Geschäftszahlen: Bei CPP herrscht absolute Kassentransparenz. "Am Jahresende setzen wir uns alle zusammen und machen Kassensturz. Dann entscheiden wir kollektiv darüber, wie viel wir uns als Bonus zahlen, wie viel wir zurücklegen und wie viel wir investieren." Wenn es gut läuft, gibt es bis zu 15 Monatsgehälter, wenn nicht, müssen alle auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Derartige Gehaltskürzungen sollten sich im Lauf der Firmengeschichte als überlebenswichtig erweisen. Doch die Kassentransparenz fördert auch Diskussionen, von denen das Geschäftsführergehalt nicht ausgenommen ist. Gernot muss die Mitarbeiter immer wieder neu davon überzeugen, denn jeder hat bei Entscheidungen ein Vetorecht.

Was Macht mit Menschen macht

Die Firma besitzt der Geschäftsführer also nur bedingt, mit Absicht. Seine kurze Karriere in verschiedenen Großunternehmen hat er nicht gerade in bester Erinnerung. "Damals bin ich ganz naiv rangegangen und dachte, jetzt lerne ich, wie man richtig Geld verdient. Was ich fand, waren aber lauter Leute, die das Gehirn an der Garderobe abgeben, Erfolge anderer als die eigenen reklamieren, den Chefs in den Arsch kriechen und Angst haben, Entscheidungen zu treffen."

So tat Gernot sich mit ein paar Freunden zusammen, die ähnlich inkompatibel mit der Businesswelt schienen. Es herrschte eine vertraute, fast familiäre Atmosphäre, solange die Projekte überschaubar blieben. Dabei spielte dem Jungunternehmen die Aufbruchstimmung im Eventmarketing Anfang der 90er Jahre in die Karten. Bald lief die Firma wie von selbst. Doch da "klopfte der Größenwahn an". "Plötzlich war ich Unternehmer und zumindest in unseren Breitengraden hat man dann den Ruf, man müsse die Geldscheine mit der Mistgabel wenden, damit sie nicht schimmlig werden". Zunächst genoss er die neu gewonnene Macht, wie er heute ganz unverhohl...

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