Häufige Übergriffe auf öffentliche Beschäftigte
Polizisten, Notärzte oder Busfahrer werden einer Umfrage zufolge im Dienst häufig beschimpft, behindert oder gar angegriffen. Fast jeder zweite Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ist laut einer neuen Umfrage im Auftrag des Beamtenbunds dbb schon einmal auf diese Weise zum Opfer geworden. Vier von fünf Bundesbürgern gehen der am Dienstag veröffentlichten Erhebung zufolge davon aus, dass die Verrohung der Gesellschaft insgesamt zugenommen hat.
Aggressivität als Alltagsphänomen
Angegriffene Polizisten, anpöbelte Feuerwehrleute, diffamierte Lehrer, angefeindete Mitarbeiter von Job-Centern und beschimpfte Politessen - Aggressivität gegen öffentlich Beschäftigte scheint zum Alltagsphänomen in Deutschland geworden zu sein. «Es gibt mittlerweile kaum eine Berufsgruppe, die nicht betroffen ist», stellte der Deutsche Gewerkschaftsbund bereits im vergangenen Jahr fest. Allein 74 000 Angriffe auf Polizeibeamte seien im Vorjahr erfasst worden. Die neue Umfrage des Instituts Forsa gibt aktuelle Hinweise auf den Umfang des Problems.
Hohe Prozentzahl an Betroffenen
Insgesamt haben 48 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes nach eigenen Angaben bei der Arbeit schon einmal einen Übergriff auf sich erlebt. Beleidigungen seien dabei am häufigsten vorgekommen - bei 89 Prozent der Betroffenen. Es folgen Anschreien (68 Prozent), körperliches Bedrängen (31 Prozent) und Schläge (17 Prozent).
Jeder vierte Bundesbürger (26 Prozent) hat laut der Umfrage schon einmal Übergriffe auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beobachtet. In den meisten dieser Fälle waren Polizisten (73 Prozent) betroffen, gefolgt von Rettungskräften und Notärzten (58 Prozent) sowie Bus- und Bahnfahrern (42 Prozent), Feuerwehrleuten (40 Prozent) und Lehrern (36 Prozent).
Mehr Sicherheit ist gefordert
dbb-Chef Ulrich Silberbach sagte: «Es ist höchste Zeit, zu handeln.» Den Dienstherrn warf er vor, die Probleme häufig zu verschleiern. Auch Ohrfeigen und Bedrohungen mit Messern seien keine Seltenheit. Nötig seien unter anderem ein Investitionsprogramm für mehr Sicherheit im öffentlichen Dienst, etwa durch mehr Personal, sowie ein Register zur Erfassung von Übergriffen - am besten bundesweit.
Noch keine feststellbare Entlastung der Beschäftigung habe eine Gesetzesverschärfung gebracht, sagte Silberbach. Bereits 2017 hatte der Gesetzgeber die Möglichkeit auf den Weg gebracht, Angriffe auf Polizisten, Rettungskräfte und Feuerwehrleute höher zu bestrafen. Bis zu fünf Jahre Haft drohen für solche Attacken. Silberbach forderte, die Verschärfung etwa auch auf Jobcenter-Mitarbeiter auszuweiten.
Mit 83 Prozent stimmte eine große Mehrheit der Befragten in der Erhebung zudem der Auffassung zu, dass die Gesellschaft verrohe und der Umgang untereinander rücksichtsloser werde.
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