Baustelle IT

Die IT-Systeme der Wohnungswirtschaft in Deutschland sind eine unfertige Baustelle. Diese spielt nicht nur auf den Austragungsort des Aareon Summit 2025 an – denn auch am EUREF-Campus in Düsseldorf wird immer noch gebaut –, das gilt verstärkt auch wieder für den Zustand der Digitalisierung in der Branche.
Die Künstliche Intelligenz (KI) lässt mittlerweile kaum noch ein Stein auf dem anderen: Es wird umgebaut. Und es wird neugebaut. "Zukunft ist jetzt" lautete denn auch das Summit-Motto in diesem Jahr. Doch wie viel Zukunft kommt heute schon am Markt an?
ERP-Systeme: Nun wieder im Rohbau
Die ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) der Wohnungswirtschaft bilden das Grundgerüst für effiziente Bewirtschaftungsprozesse, sei es in der Buchhaltung, der Mieterkommunikation oder der Immobilienverwaltung.
Mit cloudgestützten Plattformen wie Wodis Yuneo macht Aareon bereits Schritte in die Zukunft. Doch die Forderung nach mehr Konnektivität und modularen, herstellerübergreifenden Schnittstellen bleibt laut. Die neu geplante Schnittstelle "Connect Direct" – die ohne zusätzliche Technologiekosten für Kunden auskommt – geht in die richtige Richtung. Sie soll Systeme von Partnern und Kunden direkt verknüpfen und den Datenaustausch untereinander vereinfachen.
"So wenig disruptiv wie möglich" will Aareon-CEO Hartmut Thomsen diesen Prozess gestalten. Doch fast scheint es, dass dieses Grundgerüst angesichts der momentanen technologischen Sprünge, im Moment noch lediglich einen Rohbau umfasst.
KI und Co-Pilots: Neuer Werkzeugkoffer
Künstliche Intelligenz und sogenannte Co-Pilots – wie sie von Aareon mit "aareon.ai" für Mietservice, Call-Center und Buchhaltung entwickelt werden – zeigen vielversprechende Ansätze. Der Erfolg dieser Lösungen hängt jedoch maßgeblich von ihrer Produktreife ab. Und die will Aareon mit Hilfe von Pilotprojekten bei Wohnungsunternehmen erreichen.
Aktuell stehen viele Unternehmen noch vor der Frage, wie sie KI sinnvoll implementieren können, ohne dabei Mitarbeitende zu überfordern oder bestehende Systeme zu destabilisieren. KI hat ohne Frage das Potenzial, Prozesse zu beschleunigen und den Fachkräftemangel zu lindern. Doch ohne klare Standards und Möglichkeiten zur einfachen Implementierung bleibt dieser Werkzeugkoffer in der Nutzung unter seinen Möglichkeiten.
Smarte KI-Assistenten: Neue Baupläne
KI-Assistenten, die Mitarbeitende durch Aufgaben wie Mietanfragen oder Wartungsmanagement führen, könnten in naher Zukunft ein entscheidender Beschleuniger für die Wohnungswirtschaft werden. Sie sind allerdings wie ein Smart-Home – beeindruckend in den Möglichkeiten, aber in der Praxis oft noch von Herausforderungen geprägt.
Die maßvolle Digitalisierung der Gebäude, wie von GdW-Präsident Axel Gedaschko auf dem Summit gefordert, ist deshalb ein entscheidender Schritt. Dabei gehe es laut Gedaschko "nicht um ERP, sondern um Lebenslagen". Ambient Assisted Living etwa werde "angesichts der in die Rente eintretenden Boomer-Jahrgänge immer wichtiger." Doch die Umsetzung verlangt Augenmaß. Und diese Systeme müssen nicht nur innovativ, sondern auch wartungsarm und intuitiv bedienbar sein, um Akzeptanz zu finden.
ERP und KI-Tools: Gestern war heute morgen
Bereits heute zeigen sich Fortschritte in der Nutzung moderner ERP-Systeme und in der Entwicklung von KI-basierten Lösungen. Tools wie "connect direct" oder die ersten Testläufe der "aareon.ai"-Initiative sind Beispiele dafür, dass die Wohnungswirtschaft die Digitalisierung ernst nimmt. Die Bereitschaft vieler Unternehmen, in Pilotprojekte zu investieren, ist ein positives Signal.
Die Entwicklung nimmt Fahrt auf. Ausruhen auf dem Stand von gestern ist heute weniger denn je. In den kommenden Jahren scheint der Fokus auf Partnerschaften und standardisierte Schnittstellen entscheidend zu sein. Systeme, die Unternehmen entlasten, Mitarbeitende stärken und gleichzeitig den Fachkräftemangel kompensieren, werden den Unterschied machen.
KI-Technologien und KI-Assistenten könnten den Übergang von der unfertigen Baustelle zum zukunftsfähigen Ökosystem der Wohnungswirtschaft markieren. Die Entwicklung geht weg von den alten Eingabemasken hin zur kompletten Sprachsteuerung der Systeme. Doch der Wandel erfordert Mut, Offenheit und einen klaren Plan – Eigenschaften, die in einer Branche, die sich oft vor Veränderung scheut, gestärkt werden müssen.
IT-Systeme: Der Zukunft Zutritt verschaffen
Die Baustelle der IT-Systeme in der Wohnungswirtschaft spiegelt den aktuellen Stand plakativ wider: Es gibt vielversprechende Ansätze. Doch für die Umsetzung muss endlich Neuland betreten werden.
Für bessere Ergebnisse müssen die Prozesse angefasst und auf einen modernen Stand gebracht werden. Mit einem klaren Fokus auf Konnektivität, auf einfachere Systeme und die Integration von KI könnten die Gebäude der Zukunft nicht nur smarter, sondern auch effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. Das gilt auch für die IT-Systeme.
Das braucht Zeit, Ressourcen und eine entschlossene Führung, um aus neuen technologischen Ansätzen eine stabile Realität zu machen. Der Aareon Summit 2025 packt an vielen Teilbaustellen an. Das ist auch dringend nötig. Der Zukunft muss von allen Seiten Zutritt verschafft werden zur Baustelle wohnungswirtschaftliche IT.
Doch zugegeben: Mit diesem Projekt wird man wohl niemals ganz fertig werden.
Ein L'Immo-Podcast passend zum Thema:
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