Studie: Dem Facility Management fehlt es an Talenten

Im Facility Management zeichnet sich ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften ab. Wie eine Studie von IFMA und RICS zeigt, muss die Branche dringend ihr "Hausmeister-Image" loswerden, wenn sie neue Talente anziehen will.

Das Durchschnittsalter der Beschäftigten im Facility Management liegt derzeit bei 50,9 Jahren. Laut Professor Markus Lehmann von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gibt es inzwischen bereits zahlreiche Maßnahmen im Wettbewerb um die Talente.

Für die dritte Auflage der Studie "Raising the Bar" von IFMA und RICS, The Royal Institution of Chartered Surveyors, wurden mehr als 2.500 Facility Manager weltweit befragt. Schlussendlich kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass sich die Branche stärker auf die strategische Wirkung des Facility Managements (FM) konzentrieren sollte: Es müsse transparent gemacht werden, welche Vorteile der Beruf für Arbeitsplätze, Menschen und Unternehmen bringe, um ihn attraktiv auch für junge Leute zu machen.

Imagewandel und Kompetenzförderung sind gefragt

Dass das Facility Management noch immer oft als Hausmeister-Tätigkeit abgetan wird, ist für Ralf Pilger, Geschäftsführer der Wisag Gebäudetechnik Hessen GmbH & Co. KG und RICS-Sprecher für den Bereich FM, eine maßgebliche Erklärung für die Probleme, die die Branche bei der Suche nach Nachwuchskräften hat.

Dazu fehle es noch an ausreichender Ausbildung. Der Beruf sei durch die fortschreitende Digitalisierung der Branche im Wandel begriffen. Und wie eine Lünendonk-Studie zeigt, spielt auch die zunehmende Regulierung des Gebäudemanagements eine Rolle dabei.

"Facility Manager müssen neue Kompetenzen aufbauen", so Pilger. "Indem wir Arbeitsverfahren und Normen weltweit vereinheitlichen, werden wir die FM-Community vereinen und sicherstellen, dass sie für die Nachwuchssuche ideal aufgestellt ist." Tony Keane, Präsident und CEO der IFMA, sieht den Report als Weckruf für die globale FM-Branche.

Die Kooperationspartner RICS und IFMA empfehlen auch die Verbesserung der Karrierechancen für FM-Profis, sowohl außer Haus, etwa durch langfristige Zusammenarbeit mit Business Schools und Human-Resources-Dienstleistern, als auch durch In-House-Aktivitäten. Dabei brauche der sich wandelnde Beruf dringend eine neue Terminologie. Auch die Definition des Arbeitsplatzes müsse weiterentwickelt werden.

Erhebliche Investitionen in Technologie werden der Studie zufolge sowieso unausweichlich sein, um den Arbeitsplatz attraktiv und produktiv zu gestalten. Arbeitsplatzproduktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter bleiben dominante Themen der Zukunft im War for Talents.

Qualifizierung für eine dynamische Branche

Im Wettbewerb um die besten Talente gelingt es den FM-Betrieben noch nicht immer, sich zu profilieren. Doch inzwischen gibt es zahlreiche Maßnahmen, die darauf abzielen, junge Menschen, aber auch erfahrene Berufstätige für FM zu gewinnen, ist Professor Markus Lehmann, Studiendekan Facility Management an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Mitglied des Gefma-Vorstands, überzeugt. Eine Bestandsaufnahme.

Wesentliche Faktoren des starken Bedarfs an hoch qualifizierten Mitarbeitern liegen in der quantitativen und qualitativen Dynamik der FM-Branche. So weisen die 25 führenden Facility-Service-Unternehmen in Deutschland quantitativ mit durchschnittlich plus acht Prozent im Geschäftsjahr 2015 das größte Umsatzwachstum seit 2009 auf (Lünendonk-Liste 2016). In qualitativer Hinsicht befindet sich die Branche weiterhin im Prozess der fortschreitenden Professionalisierung.

Auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bewirtschaftung, effizienter Ressourceneinsatz und strategisches Energiemanagement sind wichtige Treiber der Entwicklung. Aber auch Innovationen im Umfeld von Digitalisierung, Automatisierung und Servicerobotik stellen die Branche vor neue Herausforderungen und werden sie mittelfristig verändern.

Die somit steigende Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern mit übergreifenden Kompetenzen, insbesondere in Technik, IT und Ökonomie, betrifft alle Verantwortungsebenen, vom strategischen Management über die Objektleitung bis zu den ausführenden Services.

Hierbei konkurrieren FM-Unternehmen mit Firmen anderer Branchen, die ähnliche Qualifikationsprofile suchen. In diesem Wettbewerb um die besten Talente gelingt es den FM-Betrieben noch nicht immer, sich durchschlagend zu profilieren. Denn die anspruchsvolle Aufgabenvielfalt ist meist noch zu wenig bekannt und besitzt häufig noch nicht das ihr gebührende Image.

Keine duale Ausbildung vorhanden

In den zurückliegenden 20 Jahren ist in Deutschland eine flächendeckende FM-Bildungslandschaft gewachsen, die sich entlang der Bildungspyramide des Deutschen Verbands für Facility Management (Gefma) beschreiben lässt. Für die akademische Ausbildung von Facility Managern sowie für die Weiterbildung zum Fachwirt und als Servicekraft gibt es detaillierte Ausbildungsrichtlinien. 16 Hochschulen lehren und forschen in 20 Bachelor-, Master- und Zertifikatsstudiengängen auf dieser Grundlage. Bei einer Reihe von privaten Bildungsträgern (derzeit fünf) sind bereits mehr als 4.000 Lehrgangsteilnehmer zu Fachwirten und Servicekräften weitergebildet worden.

Eine für die Branche ebenso wichtige duale Berufsausbildung im Facility Management gibt es derzeit jedoch nicht. Der Einstieg an der Basis ist deshalb gegenwärtig nur über einen bestehenden Beruf in einem Einzelgewerk (zum Beispiel Heizungstechnik oder Gebäudereinigung) möglich.

FM-spezifische Berufsausbildung

Zahlreiche Maßnahmen der FM-Branche zielen darauf ab, mehr junge Menschen, aber auch erfahrene Berufstätige für das Facility Management zu begeistern. So setzt sich etwa eine Initiative von Gefma und führenden Dienstleistungsunternehmen ("Die Möglichmacher") dafür ein, dem dringenden Bedarf nach einer FM-spezifischen Berufsausbildung gerecht zu werden.

Ziel ist ein Beruf, der als Schwerpunkt technische Fertigkeiten zur Sicherstellung eines optimalen Gebäudebetriebs mit komplexen technischen Anlagen vermittelt. Damit einhergehen sollen Grundkenntnisse in der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle, eine hohe Serviceorientierung und ein übergreifendes Verständnis für die Gesamtheit der Facility Services. Nach den ersten Planungen für einen vollständig neuen Beruf konzentrieren sich die Konzeptionen aktuell auf die Modifikation des bestehenden Berufs "Elektroniker für Gebäude und Infrastruktursysteme".

Mit einer maßvollen inhaltlichen Anpassung und einem geänderten Namen (zum Beispiel "Technologe für Gebäude und Infrastruktur") könnte im Rahmen einer Änderungsverordnung ein passgenauer Beruf für die FM-Branche entstehen. Die Gespräche mit den entsprechenden Gremien für eine gemeinsame Gestaltung sind im Gange. Mit einem bereits traditionellen Angebot für Studierende und Absolventen fördern Gefma und "Die Möglichmacher"-Unternehmen frühzeitig die Vernetzung zwischen den jungen Akademikern und dem Verband sowie seinen Unternehmen.

So werden jährlich im Rahmen der Messe INservFM Exkursionen nach Frankfurt am Main zum Besuch der Messe, des Karrieretags und des Alumnitreffens gefördert. Über dieses punktuelle Angebot hinaus eröffnen regionale Gefma-Junior-Lounges den Young Professionals die Möglichkeit, persönliche Kontakte und fachlichen Erfahrungsaustausch während des Jahres kontinuierlich zu pflegen.

20 Jahre Gefma-Förderpreis

Der Gefma-Förderpreis für Hochschulabschlussarbeiten gilt als Türöffner für die Karriere und Plattform für die Wissenschaft und konnte 2017 sein 20-jähriges Jubiläum feiern. Dass wichtige Impulse für die Verbreitung des FM-Gedankens in Deutschland von den Hochschulen ausgehen werden, hatte der Vorstand bereits damals vorausgesagt. Um diese Impulse zu stärken, verlieh Gefma 1997 erstmalig einen akademischen Förderpreis. Nach 20 Jahren belegen fast 500 eingereichte Arbeiten, 125 Preisträger und 150.000 Euro Sponsorengelder den Erfolg der Auszeichnung.

40 verschiedene Hochschulen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland haben bereits Preisträger gestellt. Die angewandte Forschung ist somit flächendeckend verbreitet. Dass dabei stets hochaktuelle Themen bearbeitet werden, bestätigt der diesjährige Hauptpreis: Corinna Keller hat sich an der Leuphana Universität Lüneburg in ihrer Masterthesis mit "Facility Management 4.0 – Potenziale von Industrie 4.0 für das Facility Management an einem praktischen Beispiel" wissenschaftlich und anwendungsbezogen auseinandergesetzt.

Der noch junge Wirtschaftszweig Facility Management präsentiert sich insgesamt als eine wachsende und aktive Community. Im vernetzten Zusammenwirken von Verband, Unternehmen, Hochschulen, privaten Bildungsträgern und den Young Professionals werden vielfältige Initiativen umgesetzt. Diese stärken die Bekanntheit und das Image der Branche, unterstützen marktgerechte Bildungsangebote, öffnen die Türen für zukunftsorientierte Karrieren und fördern damit die attraktiven Berufsfelder im Facility Management. Auf diese Weise wird ein wertvoller Beitrag geleistet zur qualifizierten Besetzung der angebotenen Stellen auf allen Verantwortungsebenen und damit gleichzeitig zu einem effizienten und erfolgreichen Facility Management.

Junge Menschen wie auch erfahrene Berufstätige, die eine Aus- oder Weiterbildung im Facility Management absolvieren, entscheiden sich für vielfältige, innovative und anspruchsvolle Aufgaben. Sie wählen dabei ein krisenbeständiges Umfeld mit dem Potenzial zu rasch wachsender beruflicher Verantwortung und persönlicher Entwicklung.