"Zumindest mal für einen Teilbereich einen Standard gemeinsam definieren. Das kann nicht Union Investment allein, auch Engie oder Haufe nicht. Doch wenn wir das auch gemeinsam nicht hinkriegen, dann machen es andere." Thomas Müller, Head of Digital Transformation der Union Investment

Das hört sich seit 20 Jahren an wie die Quadratur des Kreises. Was müsste geschehen, damit es aufhört, dass jeder seine eigene Plattform entwickelt?

Schwan: Wir hier am Tisch machen gemeinsam eine Firma auf …

Müller: Vorhin wurde die gif angesprochen. Die gif will doch genau das: Zumindest mal für einen Teilbereich einen Standard gemeinsam definieren. Das kann nicht Union Investment allein, auch Engie oder Haufe nicht. Doch wenn wir das auch gemeinsam nicht hinkriegen, dann machen es andere. Die sitzen dann im Silicon Valley und haben eine ganz andere Marktmacht.

Vieker: So. Wir haben jetzt gif, VDIV, die Digitalisierungsinitiative des ZIA … Es gibt jetzt drei bis fünf Arbeitskreise allein in Deutschland, die sich mit dieser Problematik beschäftigen. Wahrscheinlich wird uns das im Endeffekt dann zu ebenso vielen Datenstandards führen. Super! Da hat keiner was gewonnen. Es müssten sich ja diese Initiativen erst mal zusammentun.

Wem also ist geholfen, wenn viele parallel ihr eigenes Süppchen kochen?

Müller: Moment. Gerade der gif ist das ganz gut gelungen. Nun haben wir endlich eine gemeinsam verabschiedete Richtlinie für einen Datenraumstandard. Das ist ein guter Anfang. Natürlich wünschen wir uns, dass es viel schneller ginge, dass es eine größere Dynamik annehmen möge und nicht an verschiedenen Stellen parallel entwickelt würde. Doch ich bin nicht so pessimistisch. Auf diesem Grundstein sollten wir jetzt weiter aufbauen. Wir versuchen die Verbände und weitere Initiativen nun mit zu integrieren. Es könnten sich alle dort versammeln. Schwan: Doch selbst wenn wir das hier im Lande hinbekämen, habe ich noch große Zweifel daran, dass wir das auch international bewerkstelligen würden. Denn die Anforderungen, die wir aus London oder Paris bekommen, sind noch mal deutlich anders. Ich bin leider nicht euphorisch, dass wir das zeitnah lösen werden. Denn das Problem taucht jedes Mal in anderer Form auf, sobald es in die Branchen- oder Länderindividualisierung geht.

Digitalisierung auch ohne Google

Was also tun?

Schwan: Vielleicht muss diese Pein nun doch jeder für sich annehmen. Dann gehört es einfach zu dem jeweiligen Kostenmodell dazu. Wenn ich in eine solche Transition hineingehe und Daten übersetzen muss, muss ich halt dafür auch Budget vorhalten. Es ist allerdings nicht einmal unser größtes Problem, das betriebswirtschaftlich mit einzubinden. Natürlich wollen wir es immer günstiger haben. Doch ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob nicht eine übergeordnete Initiative zur Datenvereinheitlichung im Endeffekt teurer wird als das, was wir bislang machen. Doch die Frage wird auch sein: Wer wird denn letztendlich der große Gewinner daraus?

Für Google scheint die Immobilienbranche derzeit noch zu klein.

Schwan: Stimmt. Wir sind nicht interessant für die momentan. Deshalb schätze ich die Veränderungsgeschwindigkeit in diesem Bereich nach wie vor als gering ein. Dennoch, wenn wir einmal vernünftig darüber redeten, und wenn wir die Digitalisierung als einen notwendigen Arbeitsakt ansähen, dann könnten wir im Nachhinein möglichst lange mit den auf diese Weise festgelegten Prozessen arbeiten. Wir könnten es so einfach wie möglich haben und alle unsere Kunden vernünftig einbinden. So schnell lasse ich mich von dieser Idee nicht abbringen!       

Vieker: Jegliche gemeinsame Initiativen erweisen sich für den großen Wurf als ungeeignet. Denn deren Teilnehmer haben ja auch und vor allem noch eine eigene Firma zu leiten. Auch wir hier am Tisch lösen das Problem nicht durch eine spontane Firmengründung.

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