12.1 Mieterengagementprogramme

Die Gebäudenutzer spielen eine integrale Rolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in einem Gebäude. Die Errichtung eines nachhaltigen Mieterengagementprogramms und die Bezugnahme darauf in einer Green-Lease-Klausel bietet neben der besseren Erreichbarkeit und Kommunikation der gebäudebezogenen Nachhaltigkeitsstrategie auch die Möglichkeit, Mietende besser an das Gebäude zu binden. Die Möglichkeiten zum Mieterengagement sind hierbei vielfältig. Sie reichen über Mieterumfragen, Online-Webinare zur Einführung der Nachhaltigkeitsstrategie des Gebäudes und Schulungen über regelmäßig stattfindende Nachhaltigkeitsevents bis zu jährlichen Nachhaltigkeitsgesprächen zwischen Vermietenden und Mietenden. Da jedes Gebäude und jede Mieterschaft unterschiedlich ist, ist es wichtig, einen passgenauen Ansatz zu finden. Eine Einheitslösung gibt es daher nicht.

Wichtig beim Mieterengagement ist, dass die Nachhaltigkeitsstrategien richtig kommuniziert werden. Rundschreiben, Leitfäden oder Newsletter können zum Thema Nachhaltigkeit informieren; sie fördern jedoch nicht den gegenseitigen und interaktiven Austausch beider Vertragsparteien. Es bieten sich gebäudebezogene Engagementprogramme an, die die Mietenden über die Green Leases hinaus für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Dies können Schulungen, Nachhaltigkeitsevents, Nachhaltigkeitswettbewerbe oder ähnliche interaktive Programme sein. Zwar können die Mietenden zur Teilnahme an diesen Programmen nicht verpflichtet werden, das Angebot sollte jedoch allen Mietenden zugänglich gemacht werden, um möglichst alle Parteien gleichermaßen zu inkludieren. Im Rahmen einer Green-Lease-Klausel kann festgehalten werden, dass sich der Mietende bemüht, seinen Mitarbeitenden beispielsweise Nachhaltigkeitsschulungen anzubieten, oder dass er an den vom Vermietenden bereitgestellten Schulungen teilnimmt.

12.2 Mietergespräche

Ein jährliches Mietergespräch über die Nachhaltigkeitsstrategien beider Mietervertragsparteien sowie die konkrete Umsetzung im Gebäude ermöglicht, dass beide Vertragspartner die Nachhaltigkeitsziele in einem Gebäude gemeinsam besprechen und weitere Vereinbarungen treffen können. Insbesondere Gespräche mit Gewerbemietenden bieten sich an, da diese, je nach Mieterschaft, einen besonders großen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsperformance eines Portfolios haben können. Da viele Gewerbemietende aufgrund des gestiegenen Interesses am Thema ESG sensibilisiert und offen sind, werden jährliche Mietergespräche in der Regel positiv aufgenommen.

Ein weiterer Faktor sind die in den letzten Jahren gestiegenen Energiepreise, weshalb viele Mietende ein Gespräch über die energetische Optimierung eines Gebäudes wünschen. Das jährliche Mietergespräch kann, je nach Aufgabenbereich, vom Property- Manager oder Asset-Manager durchgeführt werden.

 
Praxis-Tipp

Fokus auf Größe richten

Sofern Sie eine Vielzahl von Mietenden in Ihrem Gebäudebestand haben, empfiehlt es sich, aufgrund von Kapazitätsallokationen Grenzen einzuführen, ab denen Mietergespräche durchgeführt werden sollen. Ziel kann es sein, sich auf Gespräche mit den größten Mietern (entweder nach Mietfläche oder nach Mieteinnahmen) zu fokussieren.

Die Kriterien eines Mietergesprächs können dabei die Überprüfung der Nachhaltigkeitsziele sowie die dazugehörigen Fortschritte umfassen. Darüber hinaus können die Mietergespräche ein guter Anhaltspunkt sein, die Verbrauchsdaten, Emissionsfaktoren und Angaben zum grünen Strom abzufragen. Ferner können Angaben zu der in den Green Leases festgehaltenen Mieterausstattung gemacht werden. Je nach Ausführung im grünen Mietvertrag zählen hierzu beispielsweise die Installation von LED-Leuchtkörpern in der Mietfläche, die mieterseitige Installation von Bewegungsmeldern oder sonstige energetische Maßnahmen, die den Verbrauch in der Mietfläche verringern.

Da das Mietergespräch Vorteile für beide Vertragsparteien haben soll, sind die Nachhaltigkeitsziele des Vermietenden sowie sein Fortschritt ebenso in einem Mietergespräch zu nennen. Der Fortschritt kann beispielsweise die Durchführung von energetischen Gutachten, die Planung von konkreten Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Gebäude oder die Installation von intelligenten Messsystemen für den Allgemeinstrom sowie den Wärme- und Wasserverbrauch umfassen.

12.3 Green-Lease-Wirkungsfelder auf Gebäudezertifizierungen

DGNB-Zertifikat

Mieterengagement-Programme und Nutzerbefragungen sind bei der DGNB-Gebäude- im-Betrieb-Zertifizierung ein integraler Bestandteil des Bewertungssystems. Aufgrund der verschiedenen Anwendungsbereiche dieser Programme sind die Vorgaben der DGNB auf verschiedene Module verteilt. Die meisten Vorgaben werden unter dem Modul SOC2-B Nutzerzufriedenheit bewertet. Hierbei fragt die DGNB nach aktiven Programmen, die die Kommunikation zwischen Vermietenden und Mietenden stärkt. Darüber hinaus wird unter anderem bewertet, ob das Gebäude über einen Nachhaltigkeitsleitfaden verfügt, der den Nutzenden bereitgestellt wurde. Unter dem Modul ECO2-B Risikomanagement und Werterhalt werden unter dem Punkt "Nutzerbedürfnisse" die Einführun...

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