IASB Prioritäten 2022 bis 2026 (Feedback Statement)

Der IASB hat in seiner Rückmeldung zu den eigenen (Arbeits-)Prioritäten bis 2026 eine leicht verstärkte Ausrichtung auf das Thema digitale Finanzberichterstattung angekündigt. Ebenso sollen 3 potenziell neue Projekte auf den work plan, u.a. zu klimabezogenen Risiken.

Am 29. Juli 2022 hat der International Accounting Standards Board (IASB) eine Zusammenfassung (sog. Feedback Statement) mit Rückmeldungen aus der dritten Agenda-Konsultation veröffentlicht. Nach den Richtlinien des IFRS Foundation Due Process Handbook hat der IASB alle 5 Jahre eine solche öffentliche Konsultation zu seinen Aktivitäten und seinem Arbeitsplan durchzuführen.

Ziel und vorheriger Ablauf

Ziel der dritten Agenda-Konsultation war es ein Meinungsbild zur strategischen Ausrichtung und Ausgewogenheit der Aktivitäten des IASB zu erhalten.

Der vorgelagerte Request for Information wurde bereits im März 2021 veröffentlicht, mit Kommentierungsende im September 2021. Insgesamt erhielt das IASB 124 comment letter und 37 Antworten auf eine Online-Umfrage von einem breiten Teilnehmerfeld aus allen Regionen. Insgesamt 16 comment letter gingen von Nutzern von Abschlüssen (users) ein, wobei 7 davon auf die Online-Umfrage des IASB antworteten. Von November 2021 bis April 2022 prüfte das IASB das Feedback und legte danach seine Prioritäten für 2022 bis 2026 fest.

Die Prioritäten des IASB für 2022 bis 2026

Die Prioritäten des IASB in den ausgewählten Bereichen sind:

New Accounting Standards and major amendments to the Accounting Standards

Die strategische Ausrichtung und Gewichtung der IASB-Aktivitätsbereiche sollen beibehalten werden. Das bestehende post-implementation review (PIR) zu IFRS 9 soll abgeschlossen werden, um Ressourcen für die PIRs zu IFRS 15 und IFRS 16 und mögliche Folgeprojekte daraus zu schaffen. Unter Berücksichtigung der bestehenden Kapazitäten wurde beschlossen 3 neu research-projects aufzunehmen:

  • Überarbeitung der Bilanzierung von immateriellen Vermögenswerten (IAS 38)
  • Kapitalflussrechnung und damit zusammenhängende Sachverhalte (entweder als umfassende Überarbeitung von IAS 7 oder mittels gezielter Verbesserungen des Standards)
  • Projekt über klimabezogene Risiken in Abschlüssen.

Ebenso wurde beschlossen eine sog. Reserveliste von Projekten zu erstellen, die in den work plan aufgenommen werden könnten, falls zusätzliche Kapazitäten verfügbar werden. Darin enthalten:

  • Geschäftssegmente und
  • Mechanismen zur Bepreisung von Schadstoffen

Maintenance and consistent application of the Accounting Standards

Auch hier wird der IASB seine bisherige Strategie beibehalten (u.a. Verbesserung der Verständlichkeit der IFRS-Bilanzierungsstandards). Ebenso soll ein neues, eng gefasstes Projekt zur Bilanzierung von klimabezogenen Risiken gestartet werden, um festzustellen, ob und, wenn ja, welche weiteren Maßnahmen erforderlich sind, um die Bilanzierung von klimabezogenen Risiken in den Abschlüssen zu verbessern, nachdem das Lehrmaterial der IFRS Foundation über die Auswirkungen von klimabezogenen Angelegenheiten auf die Abschlüsse veröffentlicht wurde und der Anwendung des künftigen IFRS Sustainability Disclosure Standard des ISSB zu klimabezogenen Angaben. Das IASB wird alle Arbeiten zu diesem Thema mit dem ISSB koordinieren.

Der IASB nahm die Bedenken der Interessengruppen zur Kenntnis, dass sie nur begrenzt in der Lage sind, mit dem IASB zusammenzuarbeiten, qualitativ hochwertiges Feedback zu seinen Vorschlägen zu geben und Änderungen an den Rechnungslegungsstandards umzusetzen. Das IASB geht auch davon aus, dass die Stakeholder Ressourcen für die Kommentierung der Vorschläge des ISSB benötigen. Daher wurde beschlossen, sich nicht stärker auf neue Rechnungslegungsstandards und größere Änderungen an den Rechnungslegungsstandards zu konzentrieren. Insbesondere erwartet das IASB im Vergleich zu den vorangegangenen 5 Jahren eine Verringerung der Umsetzungsunterstützung in Form von Transition Resource Groups, da von 2022 bis 2026 weniger neue Rechnungslegungsstandards umgesetzt werden müssen.

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Mit der Taxonomie-Verordnung hat die EU ein Klassifikationssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten geschaffen. Für deren Klassifizierung sind zunächst 6 Umweltziele festgelegt worden, die der Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit zugrunde gelegt werden. Basierend auf diesen werden sog. technische Bewertungskriterien für die Einstufung einer Wirtschaftstätigkeit definiert.

Die Umsetzung der EU-Taxonomie in Unternehmen gestaltet sich als mehrstufiger Prozess. Allerdings offenbart sich deren Übersetzung in die Praxis vielfach herausfordernd und ist mit Anwendungsfragen sowie Auslegungsunsicherheiten verbunden.

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Digital financial reporting

Auf den Bereich der digitalen Finanzberichterstattung will sich das IASB etwas stärker konzentrieren, um den Nutzen, die Qualität, die Zugänglichkeit und die Vergleichbarkeit von digitalen Finanzinformationen zu verbessern. U.a. wird geplant die Auswirkungen des zunehmenden „Verbrauchs“ digitaler Finanzinformationen auf die Rechnungslegungsstandards zu prüfen, die in der Vergangenheit darauf basierten, wie viele Informationen in einem papierbasierten oder PDF-basierten Format dargestellt und offengelegt werden können sowie einer fortlaufenden Verbesserung der IFRS-Taxonomy. Hierzu gehört auch die enge Zusammenarbeit mit dem ISSB, sodass Anwender beide Taxonomien einwandfrei („seamlessly“) anwenden können.

Zusammenarbeit mit dem ISSB

Der Request for Information wurde vor der Einsetzung des ISSB veröffentlicht, so dass das IASB nicht die Auswirkungen auf die Arbeiten des ISSB absehen konnte. Allerdings hat das IASB bei seinen Entscheidungen über seine Prioritäten mögliche Bereiche der Zusammenarbeit mit dem ISSB festgelegt (u.a. zu Klimarisiken, der Überarbeitung zu immateriellen Vermögenswerten) um sicherzustellen, dass die IFRS-Bilanzierungsstandards und die von ihnen geforderte Berichterstattung komplementär sind.

Fazit: neue Schwerpunkte spiegeln die aktuellen Entwicklungen wieder

Der IASB führt eine solche Agenda-Konsultation alle 5 Jahre durch, um daraufhin seine verschiedenen Aktivitäten auszurichten und Schwerpunkte festzulegen. Die neuen Schwerpunkte zur digitalen Finanzberichterstattung aber auch zu klimabezogenen Risiken sind angesichts der aktuellen Entwicklungen folgerichtige und notwendige Schwerpunkte.


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Schlagworte zum Thema:  IFRS, IASB, Nachhaltigkeitsberichterstattung