Die Coronakrise hat massiven Einfluss auf nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens, auch auf die Unternehmensnachfolge. Das bedeutet, dass sich sowohl Verkäufer als auch Käufer die Frage stellen müssen, ob sie derzeit an ihrem Vorhaben festhalten wollen oder müssen. Wird die Frage im Kern mit "Ja" beantwortet, muss vor allem darüber nachgedacht werden, welche Auswirkungen sich auf den Preis ergeben, und wie es gelingen kann, einen für beide Seiten fairen und tragbaren Kompromiss zu finden. Die restlichen Fragestellungen und Aufgaben im Verkaufs- bzw. Kaufprozess bleiben im Wesentlichen gleich.

Für den Verkäufer stellen sich in dem Zusammenhang u. a. zusätzlich diese Fragen:

  • Kann bzw. will man den Verkaufszeitpunkt noch etwas verschieben?
  • Oder gibt es Gründe, die dazu zwingen, wie geplant zu verkaufen, z. B. noch in 2020 (etwa Krankheit oder fehlendes Kapital für den geplanten Ruhestand)?
  • Wie lange kann man bei einem verschobenen Kauf bei evtl. sinkenden Unternehmenserträgen finanziell noch aushalten?
  • Bis wann will man die Entscheidung innerhalb der Familien besprechen und treffen?
  • Wo liegt die absolute Preisgrenze, die bei einem Verkauf nicht unterschritten werden darf?
  • Welche Alternativen gibt es, wenn der Verkauf doch nicht zustande kommt, z. B. Unternehmensauflösung oder der Verkauf der Vermögensgegenstände? Hinweis: Auch beim Vermögensverkauf muss man daran denken, dass in einer Krise ein Überangebot herrscht, was auf die Preise drücken kann.
  • Ab wann soll die Alternativlösung erarbeitet werden und ab wann soll sie ggf. zum Tragen kommen?

Für den potenziellen Käufer sollten zumindest noch diese Aspekte beachtet werden:

  • Bleiben die zuvor formulierten Ziele, etwa eigene Selbstständigkeit, weiter aktuell?
  • Ist man selbst in einer von Corona besonders betroffenen Branche aktiv bzw. will ein Unternehmen aus dieser Branche erwerben, z. B. Tourismus, Gastronomie?
  • Oder ist man bereit, in eine sicherere Branche auszweichen?
  • Würde sich so ggf. der Preis erhöhen und ist man grds. bereit und in der Lage, ihn zu entrichten?
  • Wie kann das grds. vorhandene Kaufpreisrisiko besser an die Coronakrise angepasst werden?
  • Sind bisher genutzte Banken oder andere Kapitalgeber überhaupt noch bereit, einen Unternehmenskauf zu finanzieren?
  • Gibt es ggf. neue Bedinungen? Welche? Und können sie generell erfüllt werden?
  • Bis wann will und muss man eine abschließende Entscheidung treffen und auch mit Familie oder Partner abstimmen?
 
Praxis-Tipp

Familie einbeziehen

Sowohl für Verkäufer als auch für Käufer ist es unabdingbar, dass die Familie bzw. der Partner ohne Vorbehalte zustimmt. Das ist natürlich in einer Situation, in der seriöse Vorhersagen für die kommenden Monate kaum möglich sind, besonders schwierig. Gibt es hier Unstimmigkeiten, sollten sie zwingend vorab gelöst werden. Andernfalls kann es später, wenn es beim bzw. nach dem Verkauf zu Problemen kommt, auch zu einer ernsthaften familiären Belastung und im Extremfall zu einer Trennung kommen. Dann sind sowohl Beruf als auch Familie in Gefahr.

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