Die Möglichkeit, dass sich das Umfeld des Unternehmens verändert und damit eine Anpassung erforderlich wird, stellt ebenfalls ein erhebliches Risiko dar. Die Verbesserung von Resilienz bzw. "Robustheit" zielen auf die Reduzierung des Umfangs an Risiken ab, denen ein Unternehmen ausgesetzt ist.

3.1 Resilienz mit dem EFQMplusR-Modell im Unternehmen verankern

Unter dem Begriff der Resilienz werden "allgemein Eigenschaften der Widerstandsfähigkeit, der Belastbarkeit oder des Rückfederungsvermögens" verstanden.[1] Dies kann sowohl auf Individuen als auch auf Organisationen Anwendung finden. In Bezug auf Unternehmen können 5 Ansatzpunkte für ein Resilienzmanagement identifiziert werden:[2]

  • Erkennen von anfälligen, tragenden Funktionen und Produkten bzw. Prozessen;
  • Vermeidung von bestandsgefährdenden Ereignissen und Entwicklungen;
  • Vorsorge gegen die Folgen derartiger Ereignisse und Entwicklungen;
  • Krisenmanagement beim Eintreten derartiger Ereignisse und Entwicklungen;
  • Gewinnung von Wettbewerbsvorteilen aus derartigen Ereignissen und Entwicklungen.

Das durch die 5 Punkte ausgedrückte Verständnis des Begriffs "Resilienz" weist erhebliche Überschneidungen zum Begriff der "Robustheit"[3] auf. Zentrale Elemente dieses Konzepts sind z. B. Kernkompetenzen, die Wettbewerbsvorteile und Preissetzungsmacht ermöglichen, die Vermeidung kritischer Abhängigkeiten, die Sicherung eines adäquaten Risikodeckungspotenzials und Diversifikation. Die Erhöhung der Resilienz eines Unternehmens ist jedoch nichts anderes als die Reduzierung des aggregierten Gesamtrisikoumfangs, insbesondere der Wahrscheinlichkeit möglicher "bestandsgefährdender Entwicklungen" (§ 91 AktG) und damit des Insolvenzrisikos. Wie jeder andere (strategische) Risikomanagementansatz soll das Resilienzmanagement den sich aus einer nicht sicher vorhersehbaren Zukunft ergebenden Risiken begegnen helfen.[4]

Messung und Steuerung von Resilienz und Robustheit erfordern eine Operationalisierung. Der im Rahmen eines BMBF-Projektes entwickelte Resilienzkompass[5] setzt einen Schwerpunkt auf das Erkennen bzw. Analysieren der Resilienz auf organisatorischer Ebene, d. h. z. B. hinsichtlich eines Unternehmens. Als Basiskonzept zur Erfassung und Evaluierung der organisatorischen Resilienz wurde das EFQM-Konzept adapiert.[6]

Das EFQM-Konzept, entwickelt von der European Foundation for Quality Management, ist eine Methodik, um das Qualitätsmanagement sowie die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu messen. Das EFQM-Modell ist kein klassisches Performance-Measurement-Konzept, da es zum einen stark eindimensional geprägt ist (d. h. sehr qualitätsorientiert ist) und zum anderen weniger der Unternehmenssteuerung, sondern mehr der Selbstbewertung des Unternehmens dient.[7]

Das Modell ist in 5 sog. Befähiger bzw. Voraussetzungen und 4 Ergebniskriterien differenziert. Es wurde zudem um integrierte Resilienz-Kriterien zum EFQMplusR-Modell erweitert.[8]

Abb. 2 zeigt anhand der 5 EFQM-Befähiger die Zielausprägungen der organisatorischen und individuellen Resilienz im EFQMplusR-Modell auf.

 
EFQM-Befähiger mit Ausrichtung Resilienz (EFQMplusR)
Führung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Prozesse, Produkte und Dienstleistungen:
  • Sinn vermitteln,
  • Optimismus ausstrahlen,
  • Ambiguitätstoleranz entwickeln,
  • Diversität schätzen,
  • Ziele setzen,
  • Orientierung geben,
  • Vertrauen schaffen,
  • Empathie entwickeln,
  • Zutrauen zu den Beschäftigten haben,
  • Kommunikation fördern
Aufbau individueller Resilienz (Kompetenz, Identifikation, Selbstvertrauen, Entwicklung, optimistische Grundhaltung, Selbstwirksamkeit, Bereitschaft zur Verantwortung, Handlungsfähigkeit)
  • stabile Prozesse,
  • Wandelbarkeit,
  • hohe Innovation,
  • Ausrichtung auf den Markt,
  • transparentes Vorgehen,
  • klare Verantwortlichkeiten,
  • Wissenstransfersysteme,
  • lernförderliche Arbeitsumgebung
Strategie:
  • Lösungsorientierung,
  • Wachstum,
  • hohe Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten,
  • Personalpolitik orientiert an Beschäftigten und Ergebnissen
Partnerschaften und Ressourcen:
  • schnelles Reaktionsvermögen,
  • hohe Flexibilität,
  • Vertrauen

Abb. 2: Ausprägungen der EFQM-Befähiger im Gesamtkonzept der individuellen und organisatorischen Resilienz[9]

Insgesamt 40 Fragen klären im Rahmen einer Selbstevaluation (und dahinter liegender Fragen), inwieweit die Ausprägungen der Resilienz im jeweiligen Unternehmen realisiert sind. Im Ergebnis erfolgt anhand einer Ampeldarstellung die Dokumentation der Evaluationsresultate der organisatorischen und individuellen Resilienzanalyse (hier nicht nur bezogen auf die Befähiger, sondern auch auf die Ergebniskategorien des EFQM-Modells).

Das EFQM-Modell bzw. ebenso das EFQMplusR-Modell lassen sich konzeptionell auch in eine BSC integrieren. Dies zeigt das Beispiel in Abb. 3. Hierbei wird anhand einer Logistikeinheit aufgezeigt, wie sich die 5 Befähiger sowie die 4 Ergebniskategorien des EFQM-Modells in eine BSC-Logik überführen lassen. Im Unterschied zu der klassischen 4-Perspektiven-BSC wurde hier im praktischen Fall die Potenzialperspektive in die beiden Perspektiven "Führung und Mitarbeiter" sowie "Innovationen, Lernen un...

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