Der Einkauf beschafft das für die Herstellung der Produkte notwendige Material. In Handelsunternehmen ist der Einkäufer zuständig für die Beschaffung der Handelswaren. Dabei gibt es im Grundsatz keinen Unterschied zur Beschaffung von Material. Die Beschaffungsabteilung wird aktiv im Rahmen der Vorgaben aus den bereits besprochenen Abteilungen:

  • Der Verkauf bestimmt für die Handelswaren und Materialien die Beschaffenheit, das Aussehen, Farbe und Qualität. Grundsätzlich hat der Verkauf den größten Einfluss auch auf die zu beschaffenden Mengen, die wieder den Einkaufspreis erheblich mit bestimmen.
  • Aus dem Verkauf wird auch die Forderung der Kunden nach Produkten, die nachhaltig hergestellt sind und die ethische Regeln z. B. bei den Arbeitsbedingungen berücksichtigen, in den Einkauf getragen. Verlangt wird auch, dass das Unternehmen bei seinen Lieferanten auf die Einhaltung dieser Vorgaben besteht. Das hat Auswirkungen auf die Materialkosten.
  • Die Entwicklungsabteilung legt die Qualität des Materials fest, dessen Beschaffenheit, Abmessungen, Inhaltsstoffe usw. Nur wenn die durch die Konstruktion bestimmten Kriterien eingehalten werden, kann das Produkt wie gewünscht gefertigt werden.
  • Auch die Produktion hat Einfluss auf die Arbeit des Einkaufs. Hier werden weitere Anforderungen bezüglich der Qualität und Beschaffenheit der Rohstoffe und Bauteile gestellt. Das Hilfsmaterial, ebenfalls vom Einkauf beschafft, wird überwiegend durch die Fertigungsabteilung vorgegeben.

Damit trägt der Einkauf die Verantwortung dafür, dass das Material in der notwendigen Qualität vorhanden ist. Einfluss hat er auf den Preis, der jedoch durch die Vorgaben aus den anderen Bereichen zumindest in der grundsätzlichen Höhe bereits bestimmt ist. Wird z.B. eine Schraube mit einer Belastbarkeit von 1 kg verlangt, kann der Einkauf nicht eine kostengünstigere Schraube mit nur 500 g Belastbarkeit beschaffen.

5.1 Einfluss auf den Preis

Jedes Material hat seinen Preis und muss entsprechend der vertraglichen Vereinbarungen bezahlt werden. Wie hoch dieser Preis ist, hängt ab von der Arbeit des Einkäufers:

  • In den Preisverhandlungen vereinbart der Einkäufer den Materialpreis mit dem Lieferanten. Je besser er verhandelt, desto mehr weicht der Preis vom durchschnittlichen Marktpreis nach unten ab. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Preis weit unterhalb des Marktpreises liegt, da der Lieferant dann besser an andere Abnehmer verkaufen kann. Preise weit oberhalb des Marktpreises sollten bei guten Einkäufern nicht vorkommen.
 
Praxis-Tipp

Nicht stur fordern, Lösungen aufzeigen

Den größten Erfolg bei der Preisverhandlung hat der Einkäufer, der in der Lage ist, die Preisfindung des Anbieters nachzuvollziehen. Sind die einzelnen Bestimmungsparameter bekannt, kann jeder einzelne untersucht und auf Marktüblichkeit getestet werden. Sie finden so schneller Argumente für einen niedrigeren Preis.

  • In der freien Marktwirtschaft regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Je mehr Lieferquellen dem Einkäufer vorliegen, desto größer ist das für ihn gültige Angebot. Preisverhandlungen werden einfacher. Außerdem ist das Angebot an Variationen eines Materials größer, was ebenfalls zu Preiseinsparungen führen kann.
 
Praxis-Tipp

Internet nutzen

Die Angebote für gewerbliche Käufer im Internet sind meist wenig vertrauenerweckend. Auch wenn Sie nicht über diesen Weg einkaufen möchten, bietet das Internet Ihnen die Möglichkeit, Informationen zu beschaffen. Dadurch werden neue Lieferquellen bekannt. Warum soll der bisherige Lieferant nicht mit den günstigeren Preisen eines zwar weit entfernt liegenden, aber im Internet werbenden Konkurrenten konfrontiert werden.

  • Selbstverständlich weicht der Einkaufspreis für Material vom durchschnittlichen Marktpreis nach unten ab, wenn außergewöhnlich viel von einem Produkt gekauft wird. Das große Volumen schafft dem Lieferanten Vorteile, die er an den Abnehmer weitergeben muss. Darum hat der Einkäufer mit der Mengenkomponente ein Verhandlungsinstrument, das großen Einfluss auf die Preise nehmen kann.
 
Achtung

Mengen abstimmen

Wer einen Lieferanten mit hohen Stückzahlen ködert, muss diese auch zumindest annähernd erreichen. Andernfalls wird der Lieferant bei den nächsten Verhandlungen keine Zugeständnisse mehr machen. Darum stimmen Sie den Bedarf an Material mit den Planzahlen ab, die aus dem Controlling stammen.

  • Die Forderung nach bestimmten Zertifikaten, die eine Einhaltung von ethischen Standards oder umweltpolitischen Anforderungen garantieren, verengen das Angebot für den Einkäufer. Geringeres Angebot führt, zumindest theoretisch, zu höheren Preisen. Praktisch trifft dies sogar aquf eine steigende Naachfrage, da immer mehr Unternehmen ihren Kunden politisch korrekte Produkte anbieten wollen und müssen. Das hat Einfluss auf die Materialkosten.
 
Achtung

Weitergabe der Kosten

Nicht immer können die durch gesellschaftspolitische Forderungen entstehenden Mehrkosten auch an den Markt weiter gegeben werden. Umso wichtiger ist es, die Forderungen ohne zusätzliche Materialkosten zu erfüll...

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