Einführung

Viele Unternehmen sind fixiert auf die Kennziffer "Erfolg", der sich als Gewinn oder Verlust am Ende des Jahres zeigt. Nicht erfolgswirksame Vorgänge werden dabei oft mit einer geringeren Priorität beachtet und entschieden. Selbst umfangreiche Investitionen haben zunächst nur wenig Einfluss auf das Ergebnis, die Ausgaben führen erst in den kommenden Jahren zu Kosten in Form von Abschreibungen. Schon für viele Unternehmen hat sich diese Betrachtungsweise als sehr kurzsichtig herausgestellt. Denn trotz der fehlenden sofortigen Auswirkung haben solche Vorgänge Einfluss auf den Gewinn, von der Belastung der Liquidität ganz zu schweigen.

Ein solcher Unternehmensbereich ist auch das Lager. Lagerhaltung, gleichgültig ob für Materialien, Halbfertigwaren oder Fertigprodukte, hat Auswirkungen auf die Kosten, aber auch auf die Erlössituation. Sie bietet Chancen, aber auch Risiken. Daher muss das Lager ständig und zeitnah überwacht werden. Die in vielen Unternehmen stattfindende Inventur am Ende des Jahres ist ein willkommener Anlass, um Ihr Lager ab sofort einer umfangreichen Analyse zu unterziehen. Nutzen Sie hierzu auch unsere Arbeitshilfe [1].

[1]

s. Arbeitshilfe "Lageranalyse".

1 Auswirkungen des Lagers auf Ihren Unternehmenserfolg

Die Lagerhaltung jeglicher Materialien und Waren verursacht Kosten, die sich direkt auf den Erfolg Ihres Unternehmens auswirken: Die im Unternehmen gelagerten Waren müssen dem Lieferanten bezahlt werden.

Diese Ausgaben müssen finanziert werden, da die liquiden Mittel erst nach dem Verkauf zurückfließen. Die Kosten pro Jahr lassen sich leicht errechnen, indem der durchschnittliche Lagerwert aller Produkte mit dem Zinssatz für kurzfristige Kredite multipliziert wird.

 
Hinweis

Lagerkosten sind auch abhängig vom Fortschritt in der Produktionskette

Je weiter das Lagergut in der Produktionskette fortgeschritten ist, desto höher ist der Wert, der finanziert werden muss. In Halb- und Fertigprodukten sind Lohnkosten enthalten, die bereits ausgezahlt wurden. Arbeitszeit kann an sich nicht gelagert werden. In Form von Kosten in den Bewertungspreisen für Lagerware verursacht auch Fertigungszeit Kosten. Es ist daher günstiger, Rohwaren und Bauteile zu lagern als Halbfertigteile und Fertigwaren.

Die Lagerung an sich verursacht weitere Kosten. Zunächst muss der Lagerplatz vorhanden sein (Gebäude, Einrichtungen). Dann müssen Mitarbeiter im Lager für die Ein- und Auslagerung sowie für die Pflege des Lagergutes beschäftigt werden. Außerdem entstehen Kosten für die IT-gestützte Verwaltung und für Inventuren.

Ein Lager produziert immer einen gewissen Teil an Warenverlusten. Grund kann sein, dass Waren zu lange liegen und verderben oder bei der Lagerung selbst Waren zerstört werden. Modische Produkte verlieren an Aktualität und damit an Wert. Diese Verluste können bis zu 10 % des durchschnittlichen Lagerbestandes pro Jahr betragen (z. B. in der Lebensmittelindustrie). Lagerung hat selbstverständlich auch Vorteile, da es sonst keine Lagerhaltung geben würde. Die wichtigsten sind:

  • Durch den Einkauf von größeren Mengen und durch größere Lose in der Produktion können Kostenvorteile erreicht werden. Der Lieferant wird Mengenrabatte gewähren (oder auf Mindermengenzuschläge verzichten), bei größeren Losen verteilen sich die Rüstkosten besser. Grundsätzlich können durch Lagerhaltung auch Kosten gesenkt werden.
  • Die schnelle Belieferung von Kunden kann ein Wettbewerbsvorteil sein, den Ihr Kunde mit höheren Preisen bezahlt. Die jederzeitige Lieferfähigkeit kann praktisch nur durch Bevorratung erreicht werden. Der Vorteil liegt im Mehrumsatz, der durch die bessere Lieferfähigkeit entsteht.
  • Durch die Lagerung von Rohstoffen oder Waren wird die Versorgungssicherheit verbessert. Damit werden Lieferschwierigkeiten der Lieferanten oder Unfälle auf dem Transport ins Unternehmen ausgeglichen.
 
Praxis-Tipp

Minimieren Sie den Lagerbestand

Es geht hier nicht um die Verrechnung der Kosten der Lagerhaltung mit deren Vorteilen. Unter den gegebenen Bedingungen im Einkauf, in der Produktion und im Vertrieb müssen Sie versuchen, den Lagerbestand zu minimieren, um seine Kosten gering zu halten. Dazu gilt es, alle Parameter der Lagerkosten permanent zu überwachen.

2 Gefahren der Lagerhaltung

Aus der beschriebenen Kostenbelastung ergeben sich Risiken, die eine Lagerhaltung mit sich bringt:

  • Ein Lager kostet nicht nur Geld, es reduziert auch Ihre Liquidität, sei es in Form von Abfluss liquider Mittel oder in der Ausnutzung vorhandener Kreditlinien. Eine Bank akzeptiert in einer langjährigen Geschäftsbeziehung den Lagerbestand als Sicherheit. Sie wird aber immer Risikoabschläge machen, wenn es um die Höhe des anzurechnenden Wertes geht. Abschläge von mehr als 50 % sind keine Seltenheit. Sie müssen Lagerbestände daher auf anderem Wege (z. B. durch Eigenkapital) finanzieren. Ein Lagerbestand, der zu hoch ist, bedeutet eine überflüssige Kapitalbindung.
  • Viele Materialien und Produkte verlieren bei der Lagerung an Wert. Vor allem im Lebensmittelhandel, wo die Produkte eine begrenzte Haltbarkeit haben, kommt es immer wieder zu überlagerter W...

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