Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Steuerrecht. Mehrwertsteuer. Dienstleistungen. Ort der steuerlichen Anknüpfung. Begriff der festen Niederlassung. Mehrwertsteuerpflichtiger. In einem Mitgliedstaat ansässige Tochtergesellschaft einer Gesellschaft mit Sitz in einem Drittstaat

 

Normenkette

EWGRL 112/2006 Art. 44; EUV 282/2011 Art. 22 Abs. 1, Art. 11 Abs. 1

 

Beteiligte

Dong Yang Electronics

Dong Yang Electronics sp. z o.o

Dyrektor Izby Administracji Skarbowej we Wrocławiu

 

Verfahrensgang

Wojewódzki Sad Administracyjny we Wroclawiu (Polen) (Beschluss vom 06.06.2018; ABl. EU 2019, Nr. C 44/7)

 

Tenor

Art. 44 der Richtlinie 2006/112/EG des Rates vom 28. November 2006 über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem in der durch die Richtlinie 2008/8/EG des Rates vom 12. Februar 2008 geänderten Fassung sowie Art. 11 Abs. 1 und Art. 22 Abs. 1 der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 282/2011 des Rates vom 15. März 2011 zur Festlegung von Durchführungsvorschriften zur Richtlinie 2006/112 sind dahin auszulegen, dass der Schluss, dass eine Gesellschaft mit Sitz in einem Drittstaat eine feste Niederlassung im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats hat, von einem Dienstleistungserbringer nicht aus dem bloßen Umstand hergeleitet werden kann, dass diese Gesellschaft dort eine Tochtergesellschaft besitzt, und dass dieser Dienstleistungserbringer nicht verpflichtet ist, für die Zwecke einer solchen Beurteilung die vertraglichen Beziehungen zwischen den beiden Gesellschaften zu prüfen.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Wojewódzki Sąd Administracyjny we Wrocławiu (Woiwodschaftsverwaltungsgericht Wrocław, Polen) mit Entscheidung vom 6. Juni 2018, beim Gerichtshof eingegangen am 23. August 2018, in dem Verfahren

Dong Yang Electronics sp. z o.o.

gegen

Dyrektor Izby Administracji Skarbowej we Wrocławiu

erlässt

DER GERICHTSHOF (Fünfte Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten E. Regan sowie der Richter I. Jarukaitis, E. Juhász (Berichterstatter), M. Ilešič und C. Lycourgos,

Generalanwältin: J. Kokott,

Kanzler: C. Strömholm, Verwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 5. September 2019,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • der Dong Yang Electronics sp. z o.o., vertreten durch M. Goj und T. Dziadura, I. Rymanowska und D. Pokrop, doradcy podatkowi,
  • des Dyrektor Izby Administracji Skarbowej we Wrocławiu, vertreten durch M. Kowalewska, J. Grzebyk, B. Kołodziej und T. Wojciechowski,
  • der polnischen Regierung, vertreten durch B. Majczyna und A. Kramarczyk – Szaładzińska als Bevollmächtigte,
  • der Regierung des Vereinigten Königreichs, vertreten durch F. Shibli, D. Thorneloe und J. Kraehling als Bevollmächtigte im Beistand von R. Hill, Barrister,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch M. Siekierzyńska und N. Gossement als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 14. November 2019

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 44 der Richtlinie 2006/112/EG des Rates vom 28. November 2006 über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem (ABl. 2006, L 347, S. 1) in der durch die Richtlinie 2008/8/EG des Rates vom 12. Februar 2008 (ABl. 2008, L 44, S. 11) geänderten Fassung (im Folgenden: Richtlinie 2006/112) und von Art. 11 Abs. 1 der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 282/2011 des Rates vom 15. März 2011 zur Festlegung von Durchführungsvorschriften zur Richtlinie 2006/112 (ABl. 2011, L 77, S. 1).

Rz. 2

Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Dong Yang Electronics sp. z o.o. (im Folgenden: Dong Yang) und dem Dyrektor Izby Administracji Skarbowej we Wrocławiu (Direktor der Finanzverwaltungskammer Wrocław, Polen) wegen dessen Entscheidung, Mehrwertsteuer von Dong Yang nachzufordern.

Rechtlicher Rahmen

Unionsrecht

Freihandelsabkommen

Rz. 3

Das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Korea andererseits, das durch den Beschluss 2011/265/EU des Rates vom 16. September 2010 (ABl. 2011, L 127, S. 1) im Namen der Union genehmigt wurde, sieht in der zweiten Spalte der in seinem Anhang 7-A-2 enthaltenen Tabelle unter der Überschrift „Arten der Niederlassung” vor:

„PL: Mit Ausnahme von Finanzdienstleistungen, ungebunden für Zweigniederlassungen. Koreanische Investoren können eine Wirtschaftstätigkeit nur in Form einer Kommanditgesellschaft, einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder einer Aktiengesellschaft aufnehmen und ausüben (im Falle der Rechtsdienstleistungen nur in Form einer eingetragenen Partnerschaftsgesellschaft oder Kommanditgesellschaft).”

Richtlinie 2006/112

Rz. 4

Art. 44 in Titel V „Ort des steuerbaren Umsatzes”) Kapitel 3 „Ort der Dienstleistung”) der Richtlinie 2006/112 bestimmt:

„Als Ort einer Dienstleistung an einen Steuerpflichtigen, der als solcher handelt, gilt der Ort, an dem dieser Steuer...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge