Controller: Berufsbild und Wandel
Das Berufsbild des Controllers hat sich über die Jahrzehnte stark verändert. Früher war ein Controller überwiegend für die Kalkulationen im Unternehmen verantwortlich, also aus heutiger Sicht eher ein Kostenrechner. Die nächste Rolle umfasste bald eine umfassende „Ergebnistransparenzverantwortung“. Inzwischen ist der Controller ein anerkannter „Business Partner“ der Geschäftsführung, der auf Augenhöhe über Zielsetzung, Planung und Umsetzung mitentscheidet und somit auch eine Mitverantwortung für das Ergebnis des Unternehmens bekommt.
Weitere verschiedene Rollen, die im Berufsbild des Controllers eingenommen werden können, sind
- „Data Engineer“ / „Data Scientist“, die für die Datenanalyse sowie die Sicherung der Datenqualität und der Data Governance zuständig sind,
- „Decision Scientist“ und „Functional Expert“, die mit ihrer fachlichen Expertise sicherstellen, dass relevante Fragestellungen adressiert und Ergebnisse dieser Analysen in Initiativen überführt werden.
- „Change oder Transformation Agent“, der Veränderungsprozesse vorantreibt und diese mit geeigneten Steuerungsmethoden begleitet – sicher eine der herausforderndsten Rollen im Berufsbild des Controllers.
Arten des Controllings erklärt
Je nach Größe des Unternehmens findet man Controllingfunktionen auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen und in unterschiedlichen Organisationsformen. So kann das Controlling zentral als Stabsstelle neben der Geschäftsführung angesiedelt sein. In der Linienfunktion steht die Controlling-Abteilung hingegen gleichberechtigt neben anderen Funktionsbereichen. Ist das Controlling dezentral in Form einer Matrix-Organisation integriert, gibt es in den Funktionsbereichen jeweils eigene Controlling-Funktionen: Marketingcontrolling, Personalcontrolling, Produktionscontrolling oder Einkaufscontrolling etc.
In kleineren Unternehmen hingegen müssen Controller häufig über alle Funktionsbereiche hinweg das gesamte Aufgaben-Spektrum abdecken: von der Datensammlung und -aufbereitung bis zur Analyse, Präsentation und Entscheidungsempfehlung. Das macht das Ausfüllen solcher Stellen nicht leichter, aber es kann aufgrund der Vielfalt durchaus interessanter sein als in Großunternehmen.
Konzerncontrolling: Kommunikations- und Moderationsfähigkeiten
Im zentralen Konzerncontrolling, aber auch an jeder dezentralen Controllingstelle gibt es Controller, die auf der Grundlage der im Back Office (oder in der IT-Abteilung) vorbereiteten Reports und Berichte selbst präsentieren, in Teams vermitteln, Besprechungen und Entscheidungsfindungen moderieren und dann letztlich auch konkret Entscheidungsempfehlungen abgeben oder sogar mitentscheiden. Dazu benötigt der Controller ausgeprägte Kommunikations- und Moderationsfähigkeiten. Er muss Präsentationstechniken beherrschen und sowohl teamfähig als auch durchsetzungsstark sein und „am Puls der Zeit“ sein, um aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und sich daraus ableitende Transformationsprozesse angemessen zu begleiten.
Typische Aufgaben im Controlling
Sucht man nach einer Definition der typischen Aufgaben im Controlling, findet man häufig die Begriffe Planung, Information, Kontrolle/Analyse und Steuerung. Diese Begriffe können sehr unterschiedlich mit konkreten Inhalten gefüllt werden. In kleineren Unternehmen gehört es zu den Aufgaben des Controllings, eine Liquiditätsplanung vorzunehmen, in großen Firmen gibt es dafür eine eigene Finanzabteilung. Manche Aufgaben kehren regelmäßig zu bestimmten Zeiten wieder, wie die Jahres- und Mehrjahresplanung der Erfolgsrechnung, andere tauchen sporadisch je nach Bedarf auf, wie Investitions- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen für konkrete Projekte. (näheres hierzu s. Controllingaufgaben).
Berufliche Etappen als Controller
Einstieg und Anforderungen für Controller
In großen Unternehmen werden Junior Controller häufig zunächst im „Back Office“ beschäftigt, wo sie Daten und Informationen für einen definierten Zweck zusammensuchen, analysieren und für das Reporting und/oder die Präsentation anwenderorientiert aufbereiten. An dieser Stelle ist eine große Affinität zu Zahlen notwendig. Es braucht sehr gute analytische Fähigkeiten, fortgeschrittene IT-Kenntnisse (insbesondere von Excel und speziellen Controlling-Tools (z. B. SAP FI/CO und vermehrt S/4HANA oder auch speziellen Business-Intelligence-Lösungen wie MS Power BI, Jedox, SAC und andere)) und gute Fähigkeiten, komplexes Datenmaterial anwenderbezogen darzustellen. In international tätigen Unternehmen sind zusätzlich gute Englischkenntnisse (auch Fachvokabular) vonnöten. Da es immer einfacher wird, Dashboards aus vorhandenen Daten selbst zu erstellen (s. MS Power BI), wird die Verarbeitung von „Big Data“ häufig den IT-Stellen überlassen, aber gleichzeitig ein schneller und fokussierter Zugriff auf diese Daten selbst zur Verfügung gestellt.
Controller werden: Wege und Weiterbildung
Es gibt (bis jetzt noch) keinen Ausbildungsberuf Controller. Abschlüsse, die den Zugang zu Controllerstellen verschaffen können, sind Bachelor- und Master-Abschlüsse der Studiengänge „Controlling“, „Accounting and Controlling“ oder „Controlling und Consulting“, die es in den Formen des Fern-, Präsenz- oder auch des Dualen Studiums gibt. Aber auch ein BWL-Studium oder ein Studium zum Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Rechnungswesen und Controlling können den Zugang zu einer Stelle im Controlling eröffnen.
Statt eines Studiums gibt es auch die Möglichkeit, über Weiterbildungsmaßnahmen den IHK-Abschluss „Geprüfte/r Controller/in (IHK)" (ca. 8 Monate in Teilzeit) zu erlangen. Lehrgänge, die auf die Prüfung vorbereiten, werden von diversen Instituten und der IHK selbst angeboten. Renommierte Weiterbildungsmöglichkeiten bieten auch die Haufe Akademie und die CA controller akademie an.
Darauf aufbauend kann man eine Weiterbildung an einer Fachschule oder Fachakademie zum Betriebswirt Controlling (2-4 Jahre) mit einer staatlichen Abschlussprüfung absolvieren.
Das Controller-Gehalt
Wie bei jedem Berufsbild, hängt auch beim Controller das Gehalt einer Stelle wesentlich von der Größe und der Branche des Unternehmens ab, in dem man arbeitet. Außerdem spielt natürlich auch die Dauer der eigenen Berufserfahrung eine große Rolle.
Berufseinsteiger im Controlling (nach dem Studium oder einer Weiterbildung) können rund 50.000 EUR brutto pro Jahr verdienen, mit einem Masterabschluss leicht auch 5.000 – 10.000 Euro mehr.
Erfahrene Controller kommen nach einer mehrjährigen Berufstätigkeit im Controlling auch schnell auf ein Jahresgehalt von 70.000 bis 90.000 EUR. Ein Controllingleiter verdient in einem mittelgroßen Unternehmen zwischen 90.000 und 120.000 EUR pro Jahr, während dessen Gehalt in einem großen internationalen Unternehmen auch darüberliegen kann.
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Aus dem Controlling heraus gibt es sehr gute Aufstiegschancen in Richtung Geschäftsführung bzw. Vorstand. Andere Funktionsbereiche im Unternehmen haben es hier schwerer. Grundsätzlich ist das Controlling branchenunabhängig. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit findet sich ein erfahrener Controller schnell mit den individuellen Gegebenheiten im Unternehmen zurecht. Ausnahmen bilden hier Banken und Versicherungen und teilweise auch öffentliche Institutionen. Für diese Zweige ist ein deutlich angepasstes Controlling notwendig, das mehr Umstellungsbedarf erfordert.