Was ist Controlling: Definition und Ziel
Das Wort Controlling kommt aus dem Englischen. Es stammt von dem Verb „to control“ ab und bedeutet nicht etwa (nur) kontrollieren, sondern vielmehr steuern, navigieren. Der Controller ist der Navigator des Unternehmens, der dem „Kapitän“, der Geschäftsführung, Klarheit über Standort und Richtung der Unternehmensentwicklung verschafft. Früher hat man dem Controlling keine direkte Beteiligung an den Unternehmensentscheidungen zugebilligt, es war „nur“ für die Transparenz der Entscheidungsgrundlagen verantwortlich. Mit der rasanten Entwicklung der Digitalisierung verlor das Controlling als „Datensammler“ und -verarbeiter an Bedeutung. Dafür haben sich neue Rollen mit starkem Bezug zu anspruchsvolleren IT-Themen entwickelt, die mit „Data Engineer“ und „Data Scientist“ beschrieben werden. Gleichzeitig sind aber auch die Anforderungen an die Expertise in den einschlägigen Controlling-Themen gestiegen und haben sich zuletzt auch ausgedehnt auf Nachhaltigkeits- und Transformationsthemen.
Controlling als Business Partner
Diese Entwicklung rückt das Controlling weiterhin und verstärkt in die verantwortungsvolle Rolle des „Business Partners“, der von der Geschäftsführung auf Augenhöhe wahrgenommen wird und dem Empfehlungen auf der Grundlage der Ergebnisse standardisierter Methoden zugestanden werden. Das Hauptziel des Controllings wird heute verstärkt als eine verhaltensorientierte Rationalitätssicherung von unternehmerischen Entscheidungen verstanden.
Entwicklungen im Controlling: Trends und Zukunft
Die fortschreitende Digitalisierung und die wachsende Fokussierung auf Nachhaltigkeitsthemen sowie umfangreiche Transformationsprozesse in der Wirtschaft stellen auch das Controlling vor neue Herausforderungen. Dadurch kommen zu den klassischen Aufgaben des Controllings neue Anforderungen hinzu, die das Wissen und die Kompetenz für die Mit-Gestaltung von umfassenden Veränderungsprozessen voraussetzen. Controllerinnen und Controller müssen den Einsatz neuer Technologien, wie den Einsatz von künstlicher Intelligenz vorantreiben, aber auch bei deren Anwendung unterstützen. Außerdem ist das Controlling an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beteiligt. Darüber hinaus wird es verstärkt in Anspruch genommen bei der Umsetzung rechtlicher Vorgaben, die z. B. im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen hinzugekommen sind, wie die Unterstützung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD oder der Datenerfassung für die Anforderungen der EU-Taxonomie und des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Entsprechend des neuen Gewichts solcher Querschnittsthemen (insbesondere Nachhaltigkeit und Digitalisierung) müssen sich Controllerinnen und Controller die Frage stellen und beantworten, inwieweit die Controller diese Themen selbst in ihre Bereiche integrieren oder diese Tätigkeitsfelder anderen Bereichen überlassen.
Der Controlling-Kreislauf: Aufgaben und Funktionen
- Planung: Eine der wichtigsten Funktionen des Controllings ist die Planung (Budgetplanung für Kostenstellen oder Projekte, Liquiditätsplanung, horizontale Koordination der Umsatz- und Kostenplanung zwischen den Abteilungen, vertikale Koordination der strategischen und operativen Planung zwischen Geschäftsführung und Abteilungen – Mediation). Dazu gehört auch die Beteiligung an der langfristigen Ausrichtung des Unternehmens sowie die Mitgestaltung von Transformationsprozessen. Daher sollte Planung nicht nur vergangenheitsorientiert stattfinden, also auf der Grundlage der vorhandenen Kapazitäten und Bedingungen, sondern auch eine Vision beinhalten, die in Form von realistischen Zielen und Maßnahmen operationalisiert werden muss.
- Information: Die Sammlung und Aufbereitung von Daten und Informationen für das Controlling wird immer stärker von IT-Stellen übernommen. Dadurch hat sich die Rolle des Controllings gewandelt: Es kommt hier verstärkt auf die Kommunikations- und Vermittlerfunktion des Controllings an. Je selbständiger die IT-Abteilungen Datenaufbereitung betreiben und je selbständiger Unternehmensleiter „auf Knopfdruck“ Daten in der von ihnen gewünschten Form abrufen wollen, desto wichtiger wird es, dass jemand kompetent beurteilen kann,
- welche Methoden angewendet werden sollen,
- welche Daten es dafür braucht und
- in welcher Form sie (anwenderfreundlich) zur Verfügung gestellt werden sollten.
Unter dem Stichwort „Disclosure Management“ geht es hier um die Unterstützung bei der Standardisierung sowie bei der Automatisierung der Erstellung von verschiedenen Formen des Reportings.
- Kontrolle/Analyse: Keine Planung ohne Kontrolle. Planung ergibt nur Sinn, wenn auch Abweichungen erfasst und analysiert werden. Dabei ist nicht jede Abweichung vom Plan negativ zu bewerten. Keine Planung wird jemals das tatsächliche Ergebnis exakt treffen. Vielmehr geht es darum, mit sinnvollen Methoden frühzeitig herauszufinden, warum eine Abweichung entstanden ist, ob diese Abweichung im Rahmen der veränderten Umfeldbedingungen akzeptabel ist oder nicht und ob Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das ursprüngliche Ziel oder ein unter den geänderten Bedingungen neu definiertes Ziel noch erreichen zu können.
- Steuerung: Die Steuerung eines Unternehmens verlangt nicht nur ein aussagefähiges „Cockpit“, das die wichtigsten Informationen zur richtigen Zeit im passenden Detaillierungsgrad zur Verfügung stellt. Das Controlling ist auch verantwortlich dafür, dass diese Informationen auf der Grundlage der passenden Methoden ermittelt wurden, so dass es nicht zu Fehlinterpretationen kommt. In dem Bewusstsein, dass die Komplexität der Datenlage und die (Teil-)Subjektivität, aus der heraus Menschen Entscheidungen treffen, Berücksichtigung finden müssen, muss die Anwendbarkeit von Methoden und Modellen in jeder spezifischen Situation neu überprüft und Modelle ggf. angepasst werden. Daher ist das Controlling auch zuständig für die Weiter- und Neuentwicklung von Controllingstrategien und -methoden sowie von Richtlinien für deren Anwendung und Umsetzung.