Batteriekosten bestimmen Rentabilität von Elektrofahrzeugen

Getrieben durch weltweite Abgasgesetze, chinesische Industriepolitik sowie nicht zuletzt den Abgasskandal im Jahr 2015 ist die Diskussion um Elektroantriebe intensiv wie nie. Die AUDI AG hat, wie andere Automobilhersteller auch, bereits mehrere Plug-in Hybride in ihrem Produktportfolio. Auf dem 31. Stuttgarter Controlling und Management Forum referierte Dr. Stefan Niemand, Leiter Elektrifizierung bei AUDI, über die Herausforderungen und Chancen von Elektrofahrzeugen.

Bis heute verdienen Automobilhersteller ihr Geld vor allem durch Fahrzeugverkauf und –leasing/-finanzierung sowie das Ersatzteilgeschäft. Doch mittlerweile verlangt der Markt neue innovative Geschäftsmodelle, die sich für die Unternehmen mehr und mehr zum Kerngeschäft entwickeln werden. Trotz der negativen Schlagzeilen rund um den Verbrennungsmotor ist dieser unverändert profitabel. Batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) hingegen sind aktuell noch ein gutes Stück von der Wirtschaftlichkeit von Verbrennern entfernt und treffen insbesondere bei Reichweite, Lademöglichkeiten und Preis meist noch nicht den Kundenbedarf. In diesem Zusammenhang machte Herr Dr. Niemand darauf aufmerksam, dass es weltweit aktuell mutmaßlich keinen Automobilhersteller gäbe, der derzeit mit BEVs einen Gewinn erwirtschaftet – die veröffentlichten Zahlen reiner BEV-Hersteller belegen dies eindrücklich.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden als selbstverständlich vorausgesetzt

Die neuen Kundenbedürfnisse erfordern neue Handlungs- und Geschäftsfelder von den Unternehmen. Die Fahrzeuge sollen in Zukunft nachhaltig, sauber und leise sowie autonom, digital und „connected“ sein. Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden von den Kunden zunehmend als selbstverständlich vorausgesetzt, wie einst Sicherheit und Qualität, ohne Aufpreis versteht sich. Hinzu kommen die weltweiten Abgasgesetze, die zum Beispiel im Falle Audi dazu führen, dass bis 2025 35% der verkauften Fahrzeuge reine BEVs sein müssen. Umgerechnet entspricht das etwa 750.000 Fahrzeugen. Das erste BEV der Marke AUDI, der sogenannte Audi e-tron quattro, soll Ende 2018 auf dem Markt kommen. Laut Herrn Dr. Niemand sind die Einzelkosten für Elektrofahrzeuge – getrieben durch die hohen Batteriekosten – heute noch signifikant höher als die der konventionellen Autos. Dies führt zu drei entscheidenden Hebeln auf die Wirtschaftlichkeit:

  1. Die Entwicklungskosten steigen durch höhere Objektkosten (teurere Prototypen) an.
  2. Es wird ein niedrigerer Ergebnisbeitrag erzielt – der Verkaufspreis richtet sich nach der Zahlungsbereitschaft der Kunden, die nicht signifikant über der für verbrennungsmotorisch betriebene Fahrzeuge liegt.
  3. Das Unternehmen hat deutlich höhere Gewährleistungskosten durch hohe Ersatzteilpreise.

Vor allem die Preisentwicklung der Batterietechnologie stellt für die Automobilhersteller die zentrale Herausforderung dar. Zwar sinken die Kosten deutlich schneller als von Experten prognostiziert, sie sind dennoch aktuell noch erheblich zu hoch, um BEVs wirtschaftlich erfolgreich am Markt zu platzieren. Die Batteriekosten setzen sich aus den Rohstoffkosten, den Vormaterialprozessen und den Fertigungskosten zusammen. Durch die zunehmende Massenproduktion an Batterien sind die Vormaterialprozesse und die Fertigung künftige Stellschrauben für eine Kostenreduktion, die Rohmaterialpreise tendieren durch die stark steigende Nachfrage momentan eher nach oben. Aktuelle Analysen sehen Batteriekosten bei ca. 200 EUR/KWh, im Jahr 2025 gehen die Prognosen von unter 100 EUR/KWh aus. Um jedoch mit einem BEV wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, dürfte der Preis für eine Batterie bei nicht mehr als 50 EUR/KWh liegen. Und auch alternative Technologien zur heute vorherrschenden Li-NMC-Technologie für Elektrobatterien bieten laut Stefan Niemand noch keine Alternative, da eine wirtschaftliche Serienfertigung für keine der neuen Technologien aktuell belastbar zu bewerten ist.

Digitalisierung bietet neue Geschäftsmodelle

Der Kundenwunsch nach mehr Digitalisierung im Fahrzeug wird zunehmend lauter. Autonomes Fahren, vernetzte Systeme, Smart Energy und Software-Updates „over-the-air“ sind nur wenige Beispiele. Und auch der Trend „teilen statt besitzen“ erfordert von den Herstellern die Etablierung neuer Geschäftsmodelle. Hybride Geschäftsmodelle, also die Zusammenführung von Industriewaren und Dienstleistungen, sind zwar nicht neu, aber dennoch mehrheitlich wirtschaftlich herausfordernd. Beispielhaft können hier Uber, CarSharing oder auch Airbnb genannt werden. Sinkende Ergebnisbeiträge durch den Verkauf von Autos können sicher nicht 1:1 durch die digitalen Angebote ausgeglichen werden. Dennoch sind diese hybriden Geschäftsmodelle notwendig, um die Kundenbedürfnisse von morgen zu erfüllen. Ein konsequentes Kosten- und Erlösmanagement ist daher unerlässlich, um auch in Zukunft die Umsatzrenditen stabil im Zielkorridor halten zu können.

Das Unternehmen AUDI hat dazu einen Maßnahmenplan aufgelegt. Zentrale Bausteine sind, bestehende und neue Fahrzeugkonzepte, Wertschöpfungsstrukturen und Produkteigenschaften zu hinterfragen und dabei Kosten und Erlöse zu optimieren. Zudem soll das Digitalisierungskonzept ausgebaut werden, um den Fahrzeugverkauf abzusichern und neue Erlöspotenziale erschließen zu können. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass eine konsequente Neugestaltung der Prozesse, Strukturen und der Unternehmenskultur oberste Bedingung ist, um sich weiterhin als international erfolgreicher Automobilhersteller behaupten zu können.