Advanced Analytics im Performance Management einführen

Signifikantes Wachstum und Diversifikation können nur mit einer sachgemäßen Business Intelligence Strategie erreicht werden.In seinem Vortrag zum Thema Advanced Analytics im Performance Management stellte Dr. Philipp Breloh, EVP Controlling & Internal Audit, die Weichenstellungen bei der digitalen Transformation im Technologiekonzern Körber vor.

Die Unternehmenskultur von Körber ist geprägt durch einen der Leitsätze des Firmengründers Kurt A. Körber: "Im richtigen Moment als Erster das Richtige tun." Zur Erfüllung dieser Leitlinie setzt sich Körber ambitionierte Ziele, die sich in Strategie und Handeln des Unternehmens widerspiegeln: "Marktführerschaft durch Technologieführerschaft".

Druck für technologischen Wandel durch Wachstum

Ähnlich ambitioniert entwickelte sich das Unternehmen innerhalb der letzten 75 Jahre von dem im Jahr 1946 in Hamburg gegründeten Maschinenhersteller für die Zigarettenproduktion zum international führenden Technologiekonzern mit rund 10.000 Mitarbeitern und mehr als 100 Standorten weltweit. Doch mit dem Wachstum kam bei Körber auch die Notwendigkeit sich fortlaufend zu professionalisieren und der Druck für technologischen Wandel.

Bereits 2013 erkannte Körber den Bedarf für digitale Transformation im Performance Management. Einhergehend war die Erkenntnis, dass signifikantes Wachstum und Diversifikation nur mit einer sachgemäßen Business Intelligence Strategie funktionieren kann. Ziel war es die digitale Transformation – dargestellt in einer vierstufigen Roadmap 2013-2024 – durch die Implementierung von BI zu beschleunigen (vgl. Abb. oben).

Roadmap für die grüne Wiese: Fix the basics first

Bei der Implementierung stellte sich jedoch schnell heraus, dass, bevor die ersten Use Cases beantwortet werden können oder sogar tiefergehende Predictive Analytics genutzt werden kann, zunächst das Fundament für eine Reporting-Konsolidierungs-Lösung aufgebaut werden muss. So entwickelte Körber eine dreistufige Roadmap für Erfolg:

  1. Aufbau eines modernen IT-Fundaments,
  2. Bewältigung von Daten durch die Integration von Use-Cases und
  3. durch Verknüpfung von Data Analytics und Reporting Mehrwert schaffen

Somit musste erst ein Fundament geschaffen werden, auf welches Use Cases und Advanced Analytics aufbauen können. Doch wie soll das Fundament aussehen, wenn man vor einer "grünen Wiese" steht (sog. Greenfield Projekte)? Anders ausgedrückt: "Wenn alle Türen offenstehen und es viele Möglichkeiten gibt, wo fange ich an und welchen Weg gehe ich? Wähle ich das Data Warehouse oder doch den Data Lake?"

Optionen zur Strukturierung der ERP-Landschaft

Das finale System müsse schließlich nicht nur den Ansprüchen eines modernen Performance Managements gerecht werden, sondern im besten Falle diverse ERP-Systeme aus mehr als 80 operativen Einheiten zusammenbringen. Zur Strukturierung der ERP-Landschaft half ein Ausschreibungsprozess, der die Auswahl auf drei Optionen beschränkte:

  • Standardization: einheitliche Templates, Datenwelt und ERP-Systeme (zentralisierte Daten-Governance)
  • Federation: analytische Lösungen aufbauend auf finanziellen Werten und einheitlicher BI-Lösung aber Multi-ERP-Lösung (föderierte Daten-Governance)
  • Translation: Datenmodell aufbauend auf Kern-Finanzdaten und Finanzdaten-Konsolidierung in Data-Lake (zentrale/ dezentrale Daten-Governance)

Im viermonatigen Ausschreibungsprozess entschied sich Körber für die Federation, also bewusst gegen eine langwierige Standardisierung aller vorhandenen ERP-Systeme in den Geschäftsstellen. Diese Entscheidung sollte die nötige Geschwindigkeit in den Digitalisierungsprozess bringen. Jedoch wurde auch hier schnell erkannt, dass das stufenweise Vorgehen zu lange dauern würde. Insbesondere die Plattform-Integration des BI-Systems führte zu langwierigen Verzögerungen, weshalb der Stufenprozess erneut angepasst wurde.

Die Lösung: Stufen abbauen durch Parallelansatz

Die Lösung war der Abbau der Stufen und die Einführung eines Parallelansatzes. Als Konsequenz wurden neben dem Aufbau von Analytics-Fähigkeiten parallel bereits erste Use Cases durchgeführt. Der parallele Aufbau, so Breloh, sei im Nachhinein eine der wichtigsten Veränderungen gewesen, um Geschwindigkeit in der Transformation zu erreichen.

Obwohl die Reise der digitalen Transformation bei Körber noch im vollen Gange ist, liefert Breloh abschließend weitere wertvolle Erfahrungstipps für Unternehmen, denen die digitale „Kernsarnierung“ noch bevorsteht: So solle man "nicht zu lange überlegen, bevor man mit der Transformation loslegt". Es werde früher oder später sowieso zu unvorhersehbaren Hürden kommen. Ebenfalls sei der interne Aufbau von Ressourcen hinsichtlich Datenverständnis sowie einhergehendes technologisches Verständnis eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg. Wichtige Erkenntnisse, die Körber helfen werden auch zukünftig Marktführerschaft durch Technologieführerschaft zu erreichen.