Gesund arbeiten in der digitalisierten Arbeitswelt

Die Digitalisierung und die Nutzung digitaler Werkzeuge gehört heute für die Mehrheit der Beschäftigten zum beruflichen Alltag. Oft ist es nicht die Digitaltechnik an sich, die Stress auslöst. Ausschlaggebend für die gesunde Arbeit mit neuen Technologien ist, wie man damit umgeht.

Die Risiken bei der Digitalisierung sind für die (psychische) Gesundheit vielfältig und können den Einzelnen unterschiedlich stark belasten.

Gesundheitliche Belastungen durch Digitalisierung

Bei Umfragen werden als belastende Faktoren immer wieder genannt:

  • Zunahme der Arbeitsintensität,
  • Informationsüberflutung,
  • mangelnde Beherrschbarkeit der technischen Systeme,
  • Gefühl der Abwertung der eigenen Tätigkeit sowie eine Beeinträchtigung des Befindens durch das Gefühl von Überwachung,
  • Arbeitsplatzunsicherheit,
  • Entgrenzung von Arbeits- und Lebenssphären.

Nicht die Technologie ist Stressauslöser Nummer Eins 

Die meisten negativen Belastungen sind in Organisationsmängeln oder im Verhalten von Personen begründet. Selten ist es die Technik an sich, die stresst.

So erzeugt z. B. die Nutzung von mobilen Endgeräten wie z. B. Notebook oder Smartphone bei vielen Beschäftigten die Erwartung, dass sie auch nach dem regulären Arbeitsende, am Wochenende oder im Urlaub erreichbar sein müssten. Diese Einstellung birgt die Gefahr, nicht abschalten und sich ausreichend erholen zu können, was auf Dauer zur psychischen Erschöpfung oder Depressivität führen kann.

Wissensarbeiter müssen sich oft selbständig weiterbilden

Umfragen zeigen, dass sich vor allem Wissensarbeiter, also z. B. Beschäftigte im Controlling oder Projektleiter, häufig selbstständig in neue digitale Werkzeuge oder bei einem Systemwechseln einarbeiten müssen. Denn Schulungsmaßnahmen werden häufig aus Kosten- oder Termingründen verschoben oder abgesagt.

Den Beschäftigten bleibt dann nichts anderes übrig, als sich am Wochenende oder am Feierabend mit neuen Funktionen vertraut zu machen oder sich in ein Programm einzuarbeiten. Meist bleibt das Wissen in diesem Fall aber auf dem Niveau geringer Grundkenntnisse. Können digitale Werkzeuge aber nicht richtig genutzt werden, nehmen sie – zumindest subjektiv empfunden – mehr Arbeitszeit in Anspruch, erhöhen den Zeitdruck zusätzlich und verursachen Stress.

Präventionsmaßnahmen schützen bei der digitalen Arbeit

Beim "Projekt Initiative betriebliche Gestaltungskompetenz stärken – ein neues Präventionsmodell für Unternehmen und Beschäftigte" konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Präventionsmaßnahmen dazu beitragen, dass beim Einzelnen die psychische Erschöpfung ab- und die Regenerationsfähigkeit zunimmt und dass sich bei Arbeitsteams die soziale Unterstützung durch den Vorgesetzten und die gesundheitsorientierte Führung verbessern. Außerdem nehmen durch die Maßnahmen bei allen Beteiligten Kooperations- und Kapazitätenpuffer sowie Zeitsouveränität zu.

Die folgenden Präventionsmaßnahmen stärken und schützen die Gesundheit:

Den Mitarbeitern Sicherheit bieten

  • Sicherheit und ein gutes Gefühl am Arbeitsplatz vermittelt es Mitarbeitern, wenn sie frühzeitig über die Ziele, den erhofften Nutzen und die einzelnen Prozessschritte der Transformation informiert werden.
  • Arbeitstandems bzw. Themen-Paten sind Kooperationsformen, mit denen sich im Krankheits- oder Überlastungsfall Kollegen schnell und zuverlässig unterstützen lassen.
  • Eine Betriebsvereinbarung bietet eine Orientierung zum Arbeitsverhalten. Als formelle Legitimierung rechtfertigt sie das Handeln des Einzelnen. So bieten sich Betriebsvereinbarungen z. B. beim Einsatz von digitalen Mobilgeräten wie Notebook, Tablet oder Smartphone zur dienstlichen Erreichbarkeit an.

Sich zurückziehen und auch mal Pause machen können

  • Um die Informationsüberflutung zu bewältigen, können sogenannte „stille Stunden“ oder Blockzeiten für konzentriertes Arbeiten eingeführt werden. Ideal sind dafür Ruhe-Arbeitsplätze oder Home Office-Lösungen. Wichtig ist bei allen Lösungen, dass sich die Beschäftigten die Zeit so selbständig wie möglich einteilen können.
  • Häufige Dienstreisen lassen sich oft erfolgreich mit Telefonkonferenzen vermeiden.
  • Förderlich für die Erholung sind 5-Minuten-Pausen nach 90 Minuten Arbeit. Außerdem sollten die Beschäftigten die Dauer und Lage ihrer Mittagspause selbst bestimmen können. Für längere Pausen sollten ausreichende Pausenräume zur Verfügung stehen.

Gesundheitsprogramm gegen erste Anzeichen von Überlastung

  • Individuelle Belastungen lassen sich gut in einer sogenannten „Bauchschmerzrunden“ innerhalb der Teambesprechung ansprechen.
  • Bei mentaler Überlastung kann ein Entspannungstraining die Gesundheit stärken.
  • Gegen Verspannungen können eine Rückenschulung oder ein aktives Pausenritual helfen.
  • Bei der (ergonomischen) Arbeitsplatzgestaltung ist es vielen Beschäftigten wichtig, dass sie mitbestimmen können.

Das Team und die Führungskräfte stärken

  • In jährlichen Entwicklungsgesprächen mit dem Vorgesetzten lässt sich der individuelle Qualifizierungsbedarf besprechen und lassen sich Qualifizierungsmaßnahmen verbindlich festlegen. Tauchen allerdings im Umgang mit bereits eingeführten Technologien immer wieder Probleme auf, kann eine zusätzliche arbeitsplatzbezogene Unterweisungen für Abhilfe sorgen.
  • Aufgaben und Rollen lassen sich in regelmäßig stattfindenden Teambesprechungen klar verteilen. Für eine erfolgreiche Kommunikation ist es wichtig, dass geregelt ist, wer von den Mitarbeitern und den Führungskräften anwesend sein muss und welche Tagesordnungspunkte anstehen. Außerdem sollte ein Ergebnisprotokoll vereinbart sein.
  • Für Führungskräfte kann ein Coaching zu wertschätzendem Führungsverhalten und Konfliktmanagement ein wichtiger Impuls sein.
  • Mit Teamentwicklungsmaßnahmen wie gemeinsames Grillen, ein Tag im Klettergarten etc. lässt sich das soziale Miteinander fördern.

Digitalisierung: Ein Gesundheitsrisiko?

Die Chancen der Digitalisierung für die Beschäftigten nutzen

Quelle: IAQ-Report 07/2019